SPURENSUCHE EINES GRÄNZGÄNGERS

Die Vorsitzende des Grazer Komitees für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Sabine Maurer, begrüßte Professor Gottschlich herzlich und erwähnte, dass der Vortragende sich selbst als „jüdisch imprägnierten katholischen Christen“ bezeichnet. Sein Zugang zum Thema sei ein ganz persönlicher.
In seinem Vortrag hob Gottschlich hervor, dass es die vorrangige spirituelle Aufgabe des Christentums sei, sich um die Versöhnung mit dem Judentum zu bemühen. Ohne die Erinnerung an die Schoa gibt es seiner Meinung nach keine Zukunft des Christentums. In Lehre und Unterricht müsse das Jude Sein Jesu noch mehr als bisher vermittelt werden.
Im anschließenden Podiumsgespräch betonten Willy Weisz (jüdischer Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit) und Peter Ebenbauer (Professor an der katholischen Fakultät Graz) die Notwendigkeit und Wichtigkeit des christlich-jüdischen Dialogs. Dieser solle auf Augenhöhe und ohne das Verwischen von bestehenden Unterschieden geführt werden. Gottschlich betonte die Bedeutung der Scham, die Opfer und Täter verbinde. Versöhnung sei die Aufgabe eines jeden Christen und müsse emotional verankert werden, sonst sei sie ohne Wirkung. Ebenbauer und Weisz hoben hervor, dass das Streben nach Versöhnung mit dem Judentum nur dann glaubwürdig sei, wenn die katholische Kirche dieses Ziel ohne jeglichen missionarischen Hintergedanken verfolge. In punkto gemeinsame jüdisch-christlich liturgische Feiern gingen die Meinungen auseinander. Weisz vermutete, dass sich bei einer gemeinsamen Feier eine der beiden Seiten in ihrem Glauben nicht ausreichend respektiert fühlen werde. Ebenbauer hielt das gemeinsame Feiern auf der Basis von gemeinsamer Sehnsucht und partnerschaftlichem Willen für grundsätzlich möglich und wünschenswert.
Die Moderatorin Maurer schloss die interessante Diskussion mit einem Dank an die Podiumsteilnehmer und das Publikum. Zum Ausklang des Abends lud die IKG noch zu Brot und Wein ein. Die BesucherInnen nahmen die Gelegenheit zu Gespräch und Austausch gerne an.
Sabine Maurer
ICCJ KONFERENZ 2010 ISTANBUL
AUF DASS IHR EINANDER KENNENLERNT!
Die Teilnahme an der ICCJ-Konferenz 2010 in Istanbul war für mich in vieler Hinsicht bereichernd. Die Begegnung mit Menschen „aus aller Welt“, die in so unterschiedlicher Weise im christlich-jüdischen Dialog engagiert sind, war besonders faszinierend für mich. An der Konferenz nahmen 120 Personen teil, die aus siebzehn europäischen Ländern, des Weiteren aus der Türkei, Israel, den USA, Kanada, Südafrika, Australien und Uruguay kamen.
Das erste Mal fand eine Konferenz des ICCJ in einem Land statt, in dem es keine Mitgliederorganisation des ICCJ gibt und in dem die Bevölkerung mehrheitlich dem muslimischen Glauben angehört. Der Tagungsort Istanbul, einzige Stadt der Welt, die in zwei Kontinenten - Europa und Asien – liegt, brachte auf symbolische Weise den Schwerpunkt der Treffens, die Erweiterung des Dialogs von Christen und Juden mit Muslimen, zum Ausdruck. So entstammte auch das Leitwort der Konferenz „Auf dass ihr einander kennenlernt“ dem Koran.

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LEKKJ-JAHRESKONFERENZ 2010 IN BUDAPEST
Der Budapester Psychoanalytiker Ágoston Schmelovszky referierte über den psychologischen Hintergrund der rechtsradikalen Bewegungen in Ungarn und Osteuropa im 20. Jahrhundert, die Wiener Zeithistorikerin Regina Fritz über Holocausterinnerung und Antisemitismus in Ungarn nach 1945. In den Länderberichten der Delegierten kam deutlich zum Ausdruck, dass das Phänomen des Antisemitismus europaweit Anlass zur Sorge gibt. Neben den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Ungarn wurde in besonderer Weise die Situation in Norwegen angesprochen, wo es gegenwärtig eine breite öffentliche Debatte über antisemitische Vorfälle gibt.
Die D

JÜDISCHER FRIEDHOF - HAUS DER EWIGKEIT

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KURT LÜTHI (1923-2010)
Wir sind dankbar für seine tatkräftige und ideelle Begleitung der christlich-jüdischen Zusammenarbeit in Wien und behalten ihn im ehrenden Gedenken.
Im "Jüdischen Echo" 1997 formulierte Lüthi folgende "Postulate einer gemeinsamen christlich-jüdischen Praxis":
Im Zeichen eines "Vorrangs der Ethik" möchte mich für eine gemeinsame gesellschaftliche Praxis von Christen und Juden einsetzen. Ich glaube, diese gemeinsame Praxis könnte ein wichtiger Beitrag zur Gestaltung der Welt von heute bedeuten. Für dieses Postulat nehme ich Anregungen der "Theologie der Befreiung" auf. Diese Theologie hat für die Verbindung von Glauben und Handeln eine Methode der drei Schritte entwickelt: Analyse der Situation (mit humanwissenschaftlichen Mitteln) - biblische Perspektive - Handlungsanweisungen; die Handlungsanweisungen orientieren sich am programmatischen Schlagwort "Option für die Armen". Es geht damit um die Verantwortung des Glaubenden für die Zukurzgekommenen, für Ausgegrenzte, für Diskriminierte, für Verfolgte.
Ich möchte für eine gemeinsame Praxis von Juden und Christen folgende Sicht vertreten: Das Menschenbild schon des Ersten Testaments hat Konsequenzen für heutiges gesellschaftliches Handeln; es bedeutet den Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und für den Frieden. Im Raum der europäischen Kirchen gibt es die Schlagworte "Gerechtigkeit", "Frieden" und "Bewahrung der Schöpfung" (jetzt ergänzt durch den Begriff der "Versöhnung"). Dieses Programm bedeutet eine Anknüpfung an die Begriffe der "zedaka" und des "schalom" im Ersten Testament.
Und weiter: Ich möchte in diesem Zusammenhang auch von einer gemeinsamen Messiashoffnung sprechen. Hier wären allerdings wieder Unterschiede zu berücksichtigen. Für Juden ist das Kommen des Messias etwas Zukünftiges, weil heutige gesellschaftliche Strukturen und das Reich des Messias auseinander klaffen; nur eine human gestaltete Welt könnte den Messias aufnehmen. Der Christ glaubt, dass Jesus der Christus sei und also als Messias schon einmal da war; allerdings müsste der Christ nun gesellschaftlich und "jesuanisch" handeln. Trotz dieser Unterschiede gibt es für Juden und Christen die messianische Sehnsucht als Verbesserung und Humanisierung der gesellschaftlichen Zustände. Ich sehe in dieser Konkretisierung des Messiasglaubens eine gemeinsame jüdisch-christliche Aufgabe.
aus: Kurt Lüthi, Nach der Shoah: Für und wider den Dialog, in: Das jüdische Echo 46 (1997), 131-137
HELMUT NAUSNER 75

Am 24. März 2010 feiert der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Professor Helmut Nausner, seinen 75. Geburtstag. Seit mehreren Jahrzehnten der christlichen Ökumene verbunden gilt sein besonderer Einsatz seit vielen Jahren der christlich-jüdischen Verständigung.
Der Nachfahre einer aus Salzburg vertriebenen protestantischen Familie war seit 1959 als Pfarrer der evangelisch-methodistischen Kirche. 2001 ging er als Superintendent seiner Kirche in Pension. 1965 bis 1967 war Nausner Vorsitzender des Ökumenischen Jugendrates, von 1967 bis 2009 vertrat er seine Kirche im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich; zuletzt war er Pressesprecher dieses Gremiums. Seit 1968 beteiligte sich Nausner von Beginn an an der Gestaltung der "ökumenischen Morgenfeier" im Ö 1 Radio. Seit 1998 ist er im Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit tätig, seit 2003 dessen Präsident. Weiters ist Nausner Vizepräsident der Österreichischen Bibelgesellschaft und sitzt im Beirat der Kontaktstelle für Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz.
Als sachkundiger Theologe und wohlüberlegt agierender Vermittler genießt er höchstes Ansehen bei den Spitzen der Kirchen und in der jüdischen Gemeinde und ist auch international ein gefragter Prediger und Lehrer. Sein Wort hat Gewicht und wir können ihm dankbar sein, dass er seine Persönlichkeit und seine Zeit für den Koordinierungsausschuss einsetzt. Die Erfolge etwa in der Weiterentwicklung des Profils unserer Arbeit sind deutlich sichtbar.
Die besten Wünsche an dieser Stelle zum symbolträchtigen Geburtstag – bis 120!
ULRICH TRINKS IN WIKIPEDIA

Am 26. Februar 2010 wäre Ulrich Trinks 80 Jahre alt geworden. Um an ihn und an seine Verdienste zu erinnern, gibt es nun einen Wikipedia-Eintrag für ihn: http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Trinks
Ulrich Trinks war von 1971 bis 1999 Vorstandsmitglied des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Ab 1973 war er Generalsekretär der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich. Als Delegierter dieser Organisation hielt er Kontakt mit dem Internationalern Rat der Christen und Juden ICCJ, in dessen Beirat er bestellt wurde. Weiters war er Vorstandsmitglied im Institut für die Geschichte der Juden in Österreich (heute: Institiut für jüdische Geschichte Österreichs). Sein Einsatz für die christlich-jüdische Verständigung zeigte sich auch in der Mitarbeit in der "Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen des Deutschen Evangelischen Kirchentags".
Seine umfassende Judaica Sammlung ist in der Bibliothek des christlich-jüdischen Informationszentrums Wien öffentlich zugänglich.
Victor Goldbloom (Kanada), früherer Präsident des Internationalen Rats der Christen und Juden, erinnert sich: "Uli Trinks was a valued colleague throughout my years as President of the International Council of Christians and Jews. He was a constructive critic of ideas and programs, and we listened carefully to his counsel. We knew that dialogue in Austria was at that time a more difficult challenge than in some other parts of Europe, and we respected and admired Ulrich for his courageous and determined persistence. When we met in Vienna, we were able to appreciate at first hand the work he was doing. I held him in much friendship and affection, and remember him with great fondness."
• Nachruf auf Ulrich Trinks
• Die Schwedische Mission in der Seegasse, ein Beitrag von Ulrich Trinks
• Ulrich Trinks im Gespräch mit Melitta Bardenich und Horst Gaisrucker. Herausgesagt. Persönliche Erfahrungen gelebten Christseins im 20. Jahrhundert. Rezension von Karl Schwarz
Ulrich Trinks bleibt in dankbarer Erinnerung in unseren Herzen lebendig.
Markus Himmelbauer
BEITRÄGE AUS UNSEREN VERANSTALTUNGEN AUF JCRELATIONS.NET
Gerhard Bodendorfer
Schuld und Sühne Die katholische Kirche und ihr schwieriger Umgang mit der Schoa
Rachel Monika Herweg
„...und ich habe sie geprüft und gefunden, daß sie lernen kann und versteht.“
Die Rabbinerin Regina Jonas und die Rekonstruktion jüdischer Frauengeschichte
Friedrich-Wilhelm Marquardt
Juden und Christen: „Vorwärts und nicht vergessen!“
Ulrich Trinks
Mit Juden reden, nicht über sie!
Die Bedeutung des christlich-jüdischen Gesprächs in meinem Leben Ein Rechenschaftsbericht
Roland Ritter-Werneck, Markus Himmelbauer
Israel und Erstes Testament in den Gesangbüchern der Kirchen
Beobachtungen, Erfahrungen
Richard Ames
Uns ist gesagt, was gut ist
Wie Martin Buber helfen kann, den Profeten Micha zu verstehen
Gerhard Bodendorfer
Ent-Schuldigung statt Schuldbekenntnis
Eine Stellungnahme zum vatikanischen Dokument „Wir erinnern: Nachdenken über die Shoah“
Norbert W. Höslinger
Jüdisch-Christlicher Dialog Konkrete Möglichkeiten und Freiräume in der Pfarrgemeinde
Ansgar Bernard Springer
Zur Naherwartung und Mission Die Problematik der Israel- und Judenliebe evangelikaler Christinnen und Christen
Harald Uhl
Der ungekündigte Bund
40 Jahre jüdisch-christlicher Dialog beim Deutschen Evangelischen Kirchentag
Hedwig Wahle
Das gemeinsame Erbe
Miteinander zum Zeugnis berufen Als bessere Juden und als bessere Christen der Herrschaft Gottes entgegen gehen
Wissenschaftliche Beiträge
Evelyn Adunka
Die jüdische Beteiligung am jüdisch-christlichen Dialog in Österreich (1960 bis 1985)
Gerhard Bodendorfer
Jüdische Stimmen zu Jesus
Ansgar Franz
Zur Stellung des „Alten“ Testaments in den Leseordnungen der Gegenwart
Marianne Grohmann
Feministische Theologie und jüdisch-christlicher Dialog
Josef Peter Zauner
Erstes Testament und Judentum in der römischen Liturgie
In Memoriam
Leo Maier
Zeuge des Einzigen: Erinnerungen an Schalom ben Chorin 20.7.1913 - 7.5.1999
Konstantinou, Miltiadis ZUR DEUTUNG DES ERSTEN TESTAMENTS UND SEINER VERWENDUNG IN DER LITURGIE BZW. IKONOGRAFIE DER ORTHODOXEN KIRCHE
DISKUSSION UM DIE ENTSTEHUNG DES KANONS DER HEILIGEN SCHRIFTEN
Um die ganze Situation zu verstehen, muss man bis zu den Anfängen der christlichen Kirche zurück gehen. Blickt man in die Geschichte des Kanons der Schrift im Orient zurück, erkennt man sofort, dass man sich dort der Kanonfrage auf einem völlig anderen Weg näherte als im Westen. Es ist wohl bekannt, dass die Kirche an ihrem Beginn dem Problem des alttestamentlichen Kanons nicht gegenüberstand, weil dieses Problem noch nicht entstanden war, wenigstens nicht in der Form und Intensität, die es später annahm. Die breite Verwendung der Septuaginta durch die Autoren des Neuen Testaments und der offensichtliche Einfluss auf ihre Bücher, die nicht zum jüdischen Kanon gehörten, bestätigt, dass die Frage eines geschlossenen Kanons des Alten Testaments keine Frage für die frühe christliche Kirche war. Das gleiche gilt auch im Fall christlicher Autoren der ersten vier Jahrhunderte: Fast alle von ihnen zitieren sowohl aus den Bücher, die dem Kanon angehörten als auch aus jenen, die aus dem jüdischen Kanon ausgeschlossenen waren, und sie betrachten alles daraus als heilige Schrift.
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Nausner, Helmut CHRISTLICHE ÜBERLEGUNGEN ZU "DABRU EMET"
DIE ZEHN GEBOTE
Die Katholische Männerbewegung hat nun konkret einen Schritt gesetzt. In ihrer Mitgliederzeitschrift ypsilon legt Marcus Schroll, Leiter des religiösen Erziehungswesens der Israelitischen Kultusgemeinde München, in einer Serie die Zehn Zebote aus. So erreicht jüdische Bibelauslegung erstmals eine breitere Basis außerhalb theologischer Fachkreise. Christinnen und Christen werden mit der jüdischen Wertschätzung der Tora vertraut gemacht
Das ist ungewohnt, vielleicht auch fremd. Aber ein Schritt auf dem Weg zueinander.
Teil 1: 610 oder Zehn Gebote? download (pdf, 430 kb)
Teil 2: Der Befreier download (pdf, 500 kb)
Teil 3: Das unfassbare Geheimnis des Ewigen download (pdf, 485 kb)
Teil 4: Vater und Mutter ehren download (pdf, 510 kb)
Teil 5: Handeln unter dem Blick des Ewigen download (pdf, 520 kb)
Teil 6: Wahrhaftigkeit steht über allem download (pdf, 523 kb)mehr …
MENSCHEN MACHEN FRIEDEN
ANTISEMITISMUS BEDROHT DIE DEMOKRATIE
Lesen Sie die Erklärung auf der Website des Deutschen Koordinierungs Rates
OFFIZIELLE ERKLÄRUNG DER IMAME, DIE DIE KONZENTRATIONSLAGER BESUCHT HABEN
(Heiliger Koran, al-Nisa, Die Frauen, 4:135)
Vom 7. bis 11. August 2010 haben wir, die unterzeichnenden amerikanischen Führungspersönlichkeiten muslimischer Gemeinden und muslimischen Glaubens die Konzentrationslager Dachau und Auschwitz besucht, wo wir aus erster Hand mit dem geschichtlichen Unrecht des Holocausts konfrontiert wurden.mehr …