2019

Einstimmung


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„Einstimmung in den Tag des Judentums 2020“
in Brigittenau
Donnerstag, 16.01.2020, 19.00 Uhr
Bezirksvorstehung Brigittenau, Wien 20
Gedenken an zwei Synagogen
Kluckygasse 11-13 (1899/1900, Arch. Gartner), Kaschlgasse (1931/32, Arch. Katlein)

Zusammen mit:
Israelitische Kultusgemeinde, GS Dr.Raimund Fastenbauer, Dr. Benjamin Nägele
Altkatholische Kirche, Pfr. Thomas Wetschka
Röm.kath. Kiche (1020, Am Tabor), Dechant Ferenc Simon

Ablauf

Mazltov-Musik, - Prof. Oprießnig
Begrüßung: (und Moderation) - Dr. Elisabeth Lutter
Eröffnung: Bezirksvorsteher Hannes Derfler
Grußworte: Benjamin Nägele (IKG Wien), Ferenc Simon (Dechant Wien 2 +20), Pfr. Wetschka (altkath.Kirche)
„Die Mazzesinsel“ - Zeit- und Sozialgeschichtliches zur jüdischen Gemeinde in der Brigittenau: Mag. Tina Walzer
Projekt Brigittenauer Gymnasium, Karajan-Gasse: Wie eine Schule zum Gestapo-Gefängnis wurde - Geschichts-Aufarbeitung mit Schülern: „Niemals vergessen!“ – Dr. Silvia Ruschak-Schneider
Bericht zur gegenwärtigen Situation der Gemeinde: „Alles wieder normal wie früher?“ GS IKG Dr. Raimund Fastenbauer
Zeitzeugenbericht: E. Lutter liest aus Hans GamlieL: „Jüdische Kindheit im Nachkriegswien“
Zu den Synagogen Kluckygasse, Kaschlgasse: Pierre Genée
Musikal. Überleitung: Mazltov-Musik
Spiritueller Teil, Einführung und AT-Text: Univ.Prof.em.Dr.Martin Jäggle
Kaddish (Jüdisches Totengebet): Mag. Shmuel Barzilei, IKG Oberkantor(angefragt) – Schuldbekenntnis – Friedensbitten (Wetschka, Simon)
Schlussgedanken: Prof. Dr.Awi Blumenfeld (Päd.Hochschule Wien-Krems)
Abschlussmusik und Agape
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Tag des Judentums

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Chanukka sameach!

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit wünscht allen Jüdinnen und Juden Chag Chanukka sameach und allen Christinnen und Christen Frohe Weinachten und ein gutes neues Jahr 2020!

Frohe Weihnachten

Geburtsgrotte„Und erstrahlen wird an jenem Tag ein großes Licht“, so wird die Ankunft Jesu in einem bekannten Weihnachtslied besungen. Jesus wird von Christen und Christinnen zu Weihnachten als Licht, das in die Welt eintritt, verehrt. Auch zu Chanukka, das in diesem Jahr fast zeitgleich mit Weihnachten von Jüdinnen und Juden gefeiert wird, spielt die Lichtsymbolik eine große Rolle. An den acht Tagen des Festes wird jeden Tag ein weiteres Licht entzündet. Man erinnert sich an das Lichtwund er bei der Wiedereinweihung des Tempels, als ein kleines Kännchen Öl für das ewige Licht in der Menorah acht Tage lange ausreichte.
Der Wunsch nach „besinnlichen“ Weihnachten könnte neben dem Ruhebedürfnis auch ein besinnen darauf sein, was es heißt Jesus nachzufolgen als „Licht für die Welt“ (Mt 5,14). Seite an Seite mit dem jüdischen Volk, als dem von G’tt eingesetzten „Licht für die Völker“ (Jes 49,6), könnte diese Welt zum Positiven verändert werden. Lassen Sie uns gemeinsam auftreten gegen Ungerechtigkeit und Gewalt und uns solidarisch mit denen zeigen, die tagtäglich von Dunkelheit umgeben sind.
Vom Judentum kann man auch lernen, was Wohltätigkeit im umfassenden Sinne heißt: nämlich Geben als Pflicht und Wohltätigkeit als Gebot der Gerechtigkeit. So wird Armut nicht bloß bekämpft, sondern Gerechtigkeit für alle in der Gesellschaft verwirklicht.
Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit wünscht Ihnen gesegnete Weihnachten und viel Freude und Kraft im Jahr 2020!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Stefanie Peintner Geschäftsführerin
Univ.-Prof. i.R. Dr. Martin Jäggle
Pfarrerin Dr. Margit Leuthold Präsident Vizepräsidentin
Dr. Willy Weisz Vizepräsident

Tag des Judentums

71fe2f42-dadd-4595-8193-857848bb9116TAG DES JUDENTUMS 2020: Wer oder was ist der „Knecht Gottes“?

Dienstag, 14. Jänner 2020 um 18:30 Uhr,
Gemeindezentrum der IKG
Seitenstettengasse 4, 1010 Wien

Jüdische Schriftauslegung zu Jesaja 42
Rabbiner Moshe Baumel im Gespräch mit Rabbiner Schlomo Hofmeister.
Die Propheten werden in der christlichen Interpretation als Vorausblick auf Jesus hin gedeutet. Besonders die Gestalt des leidenden Gottesknechts bei Jesaja wird im Neuen Testament mit Jesus identifiziert.
An diesem Abend erwarten Sie neue Impulse aus der jüdischen Tradition, wie diese den „Knecht Gottes“ betrachtet. Rabbiner Baumel beleuchtet verschiedene Ansätze der jüdischen Auslegung zu Jesaja 42, 1-9 aus rabbinischer Zeit bis zur Moderne mit Textquellen.

Anmeldung bis 10.01.2020: info@christenundjuden.org oder Tel.: 01 479 73 76 mehr …

7. TRIALOG: „Vor uns die Sintflut?

die Katholisch-Theologische Fakultät lädt in Kooperation mit dem ORF/Abteilung Religion Hörfunk zu folgender Veranstaltung ein:

7. TRIALOG: „Vor uns die Sintflut? Jüdische, Christliche und Islamische Gedanken zur Klimakatastrophe“
Mo, 16.12.2019, 19:00 Uhr - Radio-Café des ORF, Argentinierstraße 30A, 1040 Wien

Ausmaß und Brisanz der ökologischen Krise sind im Bewusstsein der Europäerinnen und Europäer angekommen – endlich, mag man nach Jahrzehnten der Vorwarnungen versucht sein zu sagen. In der mediale Berichterstattung häufen sich Nachrichten über die Auswirkungen des Klimawandels und wecken bei vielen Menschen Ängste vor einer apokalyptischen Zukunft. Was können Judentum, Christentum und Islam zur Zähmung dieser Ängste beitragen? Welche Ressourcen bergen sie in ihren religiösen Traditionen und Gemeinden, um die dringend notwendigen Verhaltensänderungen im persönlichen Lebensstil, aber auch in der Politik und Ökonomie zu fördern?

Zu diesen Fragen diskutieren:
Rabbiner Jehoschua Ahrens (Beauftragter für interreligiösen Dialog, Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen)
Dr. Ursula-Fatima Kowanda-Yassin (Interdisziplinäres Forschungszentrum Islam und Muslime in Europa, Sigmund Freud Universität, Wien)
Prof. Dr. Michael Rosenberger (Katholische Privat-Universität Linz)
Moderation: Assoz.-Prof. Dr. Regina Polak, MAS (Universität Wien)

Eintritt frei, um Voranmeldung bei monika.mannsbarth@univie.ac.at wird gebeten.

Trauer um Martin Stöhr

2019-12 Trauer um Martin Stöhr-squashedmehr …

Einladung

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Veranstaltungstipp

Buchvorstellung. Der 30. November ist der Gedenktag für die geflohenen und vertriebenen Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran. In der Buchhandlung Singer (Rabensteig 3, 1010 Wien) findet an diesem Abend eine Doppelbuchvorstellung mit den französischen Historikern Georges Bensoussan und Nathan Weinstock statt. Moderation: Florian Markl (Mena-Watch) und Joel Naber.
Ab 19 Uhr, eine Anmeldung unter presse@ca-ira.net ist erforderlich.

Workshop und Buchpräsentation Norbert Reck

Der Jude Jesus und die Zukunft des Christentums

Das Institut für Praktische Theologie lädt in Kooperation mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society“ und der Buchhandlung Herder zu folgenden Veranstaltungen ein:

Workshop mit Norbert Reck
„Der Jude Jesus und die Zukunft des Christentums. 10 Thesen zum Stand der Theologie und des jüdisch-christlichen Gesprächs“
Montag, 2. Dezember 2019, 15:00 – 17:00 Uhr
Seminarraum 8, Hauptgebäude Tiefparterre, Stiege 9 Hof 5

Für Norbert Reck ist die Krise des Christentums in Europa nicht mit einigen kirchlichen Strukturreformen zu bewältigen. Die Ursachen der Krise liegen tiefer: im theologischen Umgang mit dem Juden Jesus seit der frühen Aufklärung und in der Abwehrreaktion gegen das geschichtliche Denken der Moderne. Beides hat nicht nur zu einem Riss zwischen Exegese und Dogmatik geführt, sondern auch zu einem Verlust der Alltagsrelevanz des Christentums, der immer deutlicher zum Tragen kommt. Norbert Reck erläutert die Zusammenhänge und fordert neue, beherzte Schritte im Umgang mit dem jüdischen Jesus und dem Judentum.

Buchpräsentation Norbert Reck
„Der Jude Jesus und die Zukunft des Christentums – oder: Wie Kirchenkrise und Judenfeindschaft zusammenhängen“
Montag, 2. Dezember 2019, 19:00 – 20:30 Uhr
Buchhandlung Herder, Wollzeile 33, 1010 Wien

Der Buchautor geht mit Regina Polak (Institut für Praktische Theologie) und Stefanie Peintner (Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit) der Frage nach, was die Krise des Christentums in Europa mit dem theologischen Umgang mit dem Juden Jesus seit der frühen Aufklärung und in der Abwehrreaktion gegen das geschichtliche Denken der Moderne zu tun hat, wie man die Bibel pastoral fruchtbar machen kann, wenn man das Jude sein Jesu ernst nimmt.

Für beide Veranstaltung bitte um Anmeldung bei monika.mannsbarth@univie.ac.at
Informationen bei regina.polak@univie.ac.at

MAIMONIDES LECTURES 10. SYMPOSION

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Amos Oz

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Gedanken für den Tag von Martin Jäggle

Montag, 4.11.
Nachdenkliche Erinnerung
Als ich vor dreißig Jahren in den Fernsehnachrichten vom Fall der Berliner Mauer erfuhr, habe ich damals vor Freude geweint, fassungslos geweint. So überwältigt hat mich das, was ich da sah. Diese Nacht war eine Freudennacht – nicht nur für die Menschen in Berlin – auch für mich in Wien und für viele in anderen Ländern. Mit dem Fall der Berliner Mauer ohne Blutvergießen wurde eine unglaubliche, aber so erhoffte Möglichkeit plötzlich Wirklichkeit. Nicht nur die Mauern von Jericho, von denen die Bibel erzählt, können fallen.
Die Berliner Mauer kann aber heute noch daran erinnern, was Mauern mit und aus Menschen machen, um wieviel schwerer es wohl ist, Mauern in den Köpfen zu Fall zu bringen.
Dreißig Jahre danach ist die Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer bei mir nicht mehr mit Freudentränen, jedoch mit großer Dankbarkeit verbunden. Und etwas ist hinzu gekommen, was am Tag ihres Falles ganz ausgeblendet blieb: Die Erinnerung an jene, die in den achtundzwanzig Jahren des Bestehens der Mauer diese nicht akzeptiert haben, sondern sie zu überwinden suchten, und dabei ermordet wurden. Die Erinnerung an sie bleibt untrennbar verbunden mit der Erinnerung an den Fall der Mauer. Der Fall der Berliner Mauer ist aber auch das Symbol der sogenannten Wende. In dieser Zeit spielt der Roman „Liquidation“ des ungarische Literaturnobelpreisträgers Imre Kertész, der in dieser Woche 90 Jahre alt geworden wäre. Er charakterisiert die Wende „in der verstörenden, plötzlichen Freiheit, in der die Vergangenheit liquidiert, die Biografien geändert werden. Nichts ist mehr gültig, es gibt keine erzählbare Geschichte mehr.“ Der Roman erzählt „von diesem Bruch, den man im ehemaligen Ostblock als tiefes Trauma erlebt“, „wie man sich mit der eigenen Vergangenheit, nolens volens, auseinander setzen muss“.
Die Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer führte mich zu nachdenklicher Dankbarkeit.

Dienstag 5.11.
Die Pflicht des Erinnerns
Diese Woche steht im Zeichen des Erinnerns: Vor 30 Jahren der Fall der Berliner Mauer, vor 81 Jahren die November-Pogrome. Religionen sind gewissermaßen Spezialisten der Erinnerung, ihre Feste sind Hoch-Zeiten des Erinnerns. Vergangenes wird im festlichen Erinnern gegenwärtig und verbindet alle Feiernden. So wird ein kollektives Gedächtnis gestärkt, wie dies etwa besonders im Judentum der Fall ist. Die große Bedeutung von Erinnern und Gedenken wird schon daran erkennbar, dass das hebräische Verb für erinnern, „zachar“, 169 mal in der in der hebräischen Bibel, christlich Altes Testament genannt, vorkommt. Dieses Erinnern steht gegen Vergessen.
Im Pessach-Fest erinnert das jüdische Volk dankbar an den Exodus, an das Geschenk der Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens, so dass alle, die mitfeiern, aus Ägypten ausgezogen sind. Es ist ein Fest voll Freude und Dankbarkeit, frei von jeder Nostalgie und Romantik. Bemerkenswert ist dabei, wenn der zehn Plagen gedacht wird. Die zehn Plagen zwangen gemäß der biblischen Erzählung mit Erfolg die Ägypter, die Israeliten ziehen zu lassen. Deshalb verringern Juden ihre Freude bei der Pessach-Feier, indem sie bei der Nennung jeder Plage einen Tropfen Wein versprengen. Diese Anerkennung des Leids der Ägypter erinnert sie zugleich daran, dass Freiheit niemals auf Kosten anderer geschehen darf.
Die religiöse Pflicht der Erinnerung an die geschenkte Freiheit hat auch praktische Konsequenzen. Wiederholt erinnert die Bibel an die Erfahrung, Fremde und Sklaven in Ägypten gewesen zu sein. So heißt es im Buch Exodus: „Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.“ (Ex 23,9) Und im Buch Levitikus wird gefordert: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“ (Lev 19,33-34 i.A.)

Mittwoch, 6.11.
Erinnern ist ein Recht
Zu Beginn des Shoa-Gedenkens stand viel Betroffenheit über die große Zahl. Wenn jemand von der Shoa sprach, von den sechs Millionen Toten, hieß es: „Wie fürchterlich!“ und „Nie wieder!“ All die pathetischen Formeln und politischen Floskeln blieben letztlich Geräuschkulissen, denn ermordet wurden nicht Zahlen, sondern Menschen. Das Benennen von Zahlen ist weder Erinnern noch Gedenken, sich aber mit konkreten Menschen und ihrem Leben auseinanderzusetzen, das schafft eine Grundlage, die man sich anschauen kann, sich vorstellen kann. Diese Konkretheit des Lebens, des Mordens, des Vertreibens ist nur möglich zu erinnern, wenn junge und alte Menschen sich auf Spurensuche nach den einzelnen Opfern begeben. So bekommen die, die ermordet wurden, wieder ihren Namen. Aus den Gedenkpraktiken von Schulen weiß ich, welche Bedeutung es übrigens haben kann, wenn deren Nachkommen und Angehörigen sehen: Hier werden ihre ermordeten Vorfahren gewürdigt, wieder hereingeholt und sichtbar gemacht. Das kann ein Anfang von Versöhnung sein, auch wenn damit keine Vertreibung und kein Mord ungeschehen gemacht werden.
Bei allen Menschenrechten sind in der westlichen Tradition die Toten irgendwie ausgeklammert, aber in der jüdischen Tradition haben Tote Rechte. Ihnen gehört zum Beispiel das Grab. Und die Toten haben nach jüdischer Tradition auch das Recht auf Erinnerung. Dementsprechend gibt es spät, aber doch zahlreiche Bemühungen, die Namen der Opfer öffentlich sichtbar und wahrnehmbar zu machen. Im Grunde genommen respektieren alle diese Formen des Erinnerns von Menschen, das Sprechen ihres Namens, deren Recht auf Erinnerung. Daher geht es im Erinnern nicht um die Frage des gefühlsmäßigen Bewegt seins, sondern darum, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen.

Donnerstag, 7.11.
Als nichts zu sehen war, mir aber die Augen aufgingen.
Ich bin in Wien im Schatten des Stephansdom und im Lichte der Synagoge aufgewachsen. Der Stephansdom war meine Pfarrkirche und vom Küchenfenster der elterlichen Wohnung hatten wir einen Blick auf den Stadttempel. Wenn dort Licht brannte, wussten wir, dass im Stadttempel gebetet und gefeiert wurde. Gesprochen wurde damals darüber nicht. Es war ein Nebeneinander leben, von Begegnungen unterbrochen.
Jahrzehnte später besuchten die eigenen Kinder ein Gymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk. Dieses forschte im Jahre 1988 nach den jüdischen Schülerinnen und Schülern, die 1938 die Schule verlassen mussten. Die Bevölkerung des "Mazzesinsel" genannten 2. Bezirks war 1938 zur Hälfte jüdisch und wurde danach fast vollständig vertrieben und viele ermordet. Zur Unterstützung dieses Projektes organisierte ich eine Führung durch die „Mazzesinsel“. Die Fremdenführerin hatte eine Foto-Mappe, um uns mit deren Hilfe eine Vorstellung zu vermitteln von den Synagogen und jüdischen Einrichtungen. Damals, 50 Jahre danach, erinnerte fast nichts mehr an die Zeit bis 1938. So war nicht nur die jüdische Bevölkerung ausgelöscht, sondern auch die jüdische Geschichte des Bezirks. "Als nichts zu sehen war, mir aber die Augen aufgingen" nannte ich meinen Bericht über diese Führung. Warum war es so wichtig und in der Bevölkerung so akzeptiert, ein halbes Jahrhundert jede öffentliche Erinnerung an die „Mazzesinsel“ zu verhindern?
Schon damals wollten zu viele Schluss machen mit dem ewigen Gedenken an längst Vergangenes, aber wer die Erinnerung verweigert oder die damalige Zeit gar verklärt, wird auch die Menschenrechte schwächen, deren „Nichtanerkennung und Verachtung … zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen“, wie es in der Präambel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt.


Freitag, 8.11.
Um Erinnern ringen
Das Besondere von Spuren ist, dass sie auf etwas verweisen, das nicht mehr ist. Spuren von Menschen gibt es nur dort, wo jemand da war und nicht mehr da ist. So sind Spuren die Anwesenheit der Abwesenheit. Die Spuren zu suchen und zu sichern, macht Abwesende, jene die eigentlich da wären oder da sein müssten, wieder anwesend. Daher ist es so wichtig, jeder und jedem Einzelnen in seiner Lebensgeschichte nachzugehen.
Immer wieder taucht die Frage auf: Wann ist denn endlich Schluss? Warum könnt ihr die Vergangenheit nicht auf sich beruhen lassen? Und wenn wirklich einmal Schluss wäre mit all dem Erinnern an die Opfer und Gedenken der Opfer, was wäre dann? Wie ist dann Menschsein noch möglich, wenn Schluss ist mit Erinnern und Gedenken? Wäre das nicht ein Verzicht auf jede Humanität? Und wie schließt man denn so etwas überhaupt ab? Und wann ist es denn überhaupt genug? Vom Versuch, das Erinnern zu verweigern, war auch die Sprache bestimmt. Menschen sind, so hieß es üblicherweise, im Konzentrationslager gestorben. Jetzt ist sehr klar die Rede davon, dass sie im Konzentrationslager ermordet wurden. Was war das für ein langer Weg von dem harmlosen „gestorben“, von einer Sprache, die das Ungeheuerliche verschleierte, zu dem klaren, den Sachverhalt benennenden „ermordet“. Es hat zu lange gedauert bis eine Sprache akzeptiert ist, die Tacheles redet. Wer den Ungeist nicht fortschreiben will, muss so klar reden.
Ich kann „Nie wieder!“ nicht mehr hören. Die Praxis gibt nach Wittgenstein den Worten ihre Bedeutung. Wer also „Nie wieder!“ sagt, hat ohne entsprechende Praxis eigentlich sinnlos gesprochen.
Ein Gedenken hat nur dann Zukunft, wenn die Jüngeren einbezogen sind, wenn es für sie relevant wird und zwar nicht als moralische Keule, sondern auch aus ihrem Rechtsdenken heraus: Toten zu ihrem Recht zu verhelfen.
In welcher Gesellschaft wachsen junge Menschen auf? In einer Gesellschaft der Vernunft des Gedenkens, in der die Solidarität des Gedenkens gelebt wird? Die Alternative zu einer anamnetischen Gesellschaft wäre eine Gesellschaft der Amnesie. Von Alzheimer kann jede Gesellschaft befallen werden.


Samstag, 9.11.
Imre Kertész zum 90. Geburtstag
„Seit Auschwitz ist nichts geschehen, was Auschwitz aufgehoben, was Auschwitz widerlegt hätte. Der Holocaust konnte in meinem Werk niemals in der Vergangenheitsform erscheinen.“ bemerkt der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertész in seiner Rede bei der Preisverleihung im Jahre 2002. „Ich habe im Holocaust“, so fährt er fort, „die Situation des Menschen erkannt, die Endstation des großen Abenteuers, an der der europäische Mensch nach zweitausend Jahren ethischer und moralischer Kultur angekommen ist.“ Nach Kertész „bleibt uns jetzt zu überlegen, wie wir von hieraus weiterfinden.“ Denn das Problem Auschwitz besteht für ihn „nicht darin, … ob wir es im Gedächtnis bewahren sollten oder in der entsprechenden Schublade der Geschichte versenken... Das wirkliche Problem Auschwitz besteht darin, dass es geschehen ist und dass wir an dieser Tatsache mit dem besten, aber auch mit dem schlechtesten Willen nichts ändern können.“
Was der 15-jährige Kertész in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald erfahren und erlitten hat, machte derShoa-Überlebende zur Grundlage seines Werkes. „Auch wenn ich von etwas ganz anderem spreche, spreche ich von Auschwitz. Ich bin ein Medium des Geistes von Auschwitz“ heißt es in seinem Roman „Fiasko“.
Kertész wurde für sein Werk ausgezeichnet, „das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet“.
Er, der nie ein Kind wollte, um ihm sein eigenes Schicksal zu ersparen, schreibt in seinem Roman „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“:
„Wenn ich schreibe, erinnere ich mich, muss ich mich erinnern, auch wenn ich nicht weiß, warum ich mich erinnern muss, es hängt offensichtlich mit dem Wissen zusammen, Erinnerung ist Wissen, wir leben, um uns an dieses unser Wissen zu erinnern, weil wir nicht vergessen können, was wir wissen.“
Heute am 9. November wäre Imre Kertész 90 Jahre alt geworden.



Gedenken

Einladung zum Pogrom-Gedenken:
Am Sonntag, 10. November 2019, 11.00 Uhr, also einen Tag nach dem Pogrom-Gedenktag (der diesmal auf einen Sabbat fällt), begehen wir ein Pogrom-Gedenken der ganz persönlichen Art: Mein ehemaliger jüdischer Mitschüler am Wasagymnasium, Hans Gamliel, hat seine Kindheitserinnerungen im Wiener jüdischen Obdachlosen-Heim aufgeschrieben, als "Denkmal für seine ganze im NS-Regime ermordete Familie". Auf seine Bitte hin habe ich das Manuskript lekturiert und zum Druck als Buch gebracht. Nun liegt das Buch vor: "Eine jüdische Kindheit im Nachkriegs-Wien" - die seltene Geschichte eines "Nachgeborenen der Shoa"! Wir werden daraus im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse, eine Lesung hören, anschließend singt Oberkantor Barzilei das jüdische Totengebet für die Familie Gamliel, stellvertretend für die Millionen von Opfern der Shoa.

Das Buch wird auch im Museumsshop aufliegen (Druckkosten-Spende € 19.80 erbeten).

Elisabeth Lutter

Pressemeldung

Pressemeldung DKR Angriff auf jüdische Gemeinde in Halle

Der Vorstand des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist entsetzt über das Attentat auf die jüdische Gemeinde von Halle/Saale

Der Vorstand des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist entsetzt über das Attentat auf die jüdische Gemeinde von Halle/Saale, der er sich zutiefst verbunden weiß. Er trauert um die Opfer und ist voll Mitgefühl für deren Angehörige und die Verletzten. Empört ist der Vorstand darüber, was eine so bösartige Tat möglich macht, eine fastende und betende jüdische Gemeinde an ihrem heiligsten Tag versuchen auszulöschen. Das Attentat zeigt in erschreckender Weise, wohin Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Judenfeindschaft führen können.
Dass in Europa - und auch in Österreich – jüdische Gemeinden nur unter Polizeischutz beten und feiern können, ist eigentlich unerträglich und darf nicht einfach als Normalität hingenommen werden. Die Sicherheitsvorkehrungen sind leider unerlässlich, aber letztlich zählt der Einsatz gegen Antisemitismus und Judenfeindschaft, damit jüdische Gemeinden sicher und ohne Angst in unserem gemeinsamen Land gut leben können, in einer Gesellschaft, in der man ohne Angst verschieden sein kann. Dazu will auch unser ökumenischer Praxistag „Judentum in Religionsunterricht, Verkündigung und Liturgie“ am 21. November 2019 in Salzburg beitragen, zu dem alle Interessierten eingeladen sind.

Univ. Prof. ret. Dr. Martin Jäggle

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Cafe Abraham

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Gruß zum Neujahrsfest

Wir wünschen der Israelitischen Kultusgemeinde, stellvertretend ihrem Gemeinderabbiner Mag. Schlomo Hofmeister MSc und ihrem Präsidenten Oskar Deutsch und allen jüdischen Nachbarn ein freudiges und süßes neues Jahr 5780.

„Erwacht, ihr Schläfer, aus eurem Schlaf und ihr Schlummernden, wacht auf aus eurem Schlummer! Und denkt über eure Taten nach; gedenkt eures Schöpfers und kehrt zu ihm in Reue zurück.“ – so lauten die Gedanken Maimonides zu den Tönen des Schofars zu Neujahr. In diesen Worten kommt deutlich zum Ausdruck, wie stark beim jüdischen Jahresbeginn Umkehr, Versöhnung und Tage des Innehaltens im Mittelpunkt stehen.

Wir freuen uns, dass jüdisches Leben öffentlich immer sichtbarer wird und werden auch im kommenden Jahr mit unserer Arbeit zur Wertschätzung jüdischen Lebens und jüdischer Identität in unserem Land beitragen. Die Kirchen laden wir wieder ein, die Feste dieses neuen Jahres mit Segensgebeten für die jüdischen Gemeinden zu begleiten.

Mögen Sie alle eingeschrieben werden ins Buch des Lebens für ein gutes Jahr!
Schanah towah umetukah!


Univ.-Prof. i. R. Dr. Martin Jäggle
Präsident

Dr. Stefanie Plangger
Geschäftsführerin




Trauer um Marko Feingold

Sehr geehrter Herr Präsident Oskar Deutsch,
voll Trauer haben wir erfahren, dass Marko Feingold verstorben ist. Sein Ableben ist ein großer Verlust für seine Frau, die jüdischen Gemeinden und ganz Österreich. Wie kaum ein anderer konnte Marko Feingold die Erinnerung an die Verbrechen der Zeit des Nationalsozialismus wachhalten – trotz seiner Lebensgeschichte ohne jede Bitterkeit. Sein Einsatz für „Nie wieder!“ und für tiefgreifende Versöhnung, seine Erschütterung über antisemitische Vorfälle in der Gegenwart und sein unermüdliches Engagement für ein gutes Zusammenleben in Österreich sind beeindruckend und herausfordernd. Ihm war auch wichtig, dass die Stätten des Grauen erhalten bleiben und nicht verändert werden.
Am Grab von Marko Feingold nehmen wir heute Abschied von einem wundervollen Menschen. Doch der Schmerz des Abschiednehmens ist verbunden mit der Übernahme der Verpflichtung, seine Lebensaufgabe für Aufklärung und Bildung der nächsten Generationen fortzusetzen, eine Verpflichtung, die eigentlich alle in Österreich betrifft, besonders die politisch Verantwortlichen und die Kirchen.
Als Vertreter des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit nimmt der Vizepräsident Dr. Willy Weisz am Begräbnis Teil und bringt so unsere Verbundenheit mit dem Verstorbenen, unsere Dankbarkeit ihm gegenüber und unsere Anteilnahme mit seiner Frau Hanna und den jüdischen Gemeinden zum Ausdruck.
In Trauer verbunden
Martin Jäggle
Präsident des Koordinierungsausschuss für christlich jüdische Zusammenarbeit

Stadtspaziergang – im jüdisch geprägten zweiten Bezirk von heute

Mo, 07.10.2019, ab 14 Uhr
Treffpunkt: Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit,
Tandelmarktgasse 5/2-4, 1020 Wien

Wie gestaltet sich jüdisches Leben heute?
Welche jüdischen Organisationen und Institutionen gibt es?
Wo befinden sich Begegnungsorte und Dialogmöglichkeiten?
Diese und Ihre ganz persönlichen Fragen, beantwortet Ihnen Gerti Schmidt, staatlich geprüfte Fremdenführerin und Wiener Jüdin

Der Stadtspaziergang wird in einem koscheren Restaurant beendet, so können Sie gleich einen Vorgeschmack auf die jüdische Küche bekommen.

Dauer: 2-2,5 Stunden, Kosten: 17 Euro/Person bar vor der Führung zu bezahlen
Begrenzte Teilnehmerzahl: max. 30 Personen

Anmeldung
bis spätestens 02.10.2019

Einladung

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Einladung

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„Eine Jude spricht Jiddisch“

zur Geschichte der jiddischen Kultur und Bildung im Polen des 20. Jahrhunderts
Vortrag Dr. Evita Wiecki

Donnerstag, 10. Oktober 2019, 18.30 Uhr
Ort: Polnisches Institut, Am Gestade 7, 1010 Wien
Info und Karten: Eintritt frei. Anmeldung erforderlich: 01/533 89 61
Veranstalter und Partner: Polnisches Institut Wien, Institut für Judaistik der Universität Wien

Jiddisch, die Muttersprache der meisten Juden im östlichen Europa, erlebte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen rasanten Aufstieg: Aus dem zuerst bloßen „Jargon“ wurden eine vollwertige Kultursprache und ein wichtiger Identitätsfaktor. Bildung spielte dabei eine entscheidende Rolle. Doch über deren Entwicklung ist bisher wenig bekannt. Dr. Evita Wiecki nutzt als Quelle ihrer Forschung Lehrbücher, die für den muttersprachlichen Unterricht des Jiddischen zwischen 1886 und 1964 in Polen herausgegeben wurden. An ihrem Beispiel lässt sich die Geschichte des modernen Jiddisch gut nachzeichnen. Es ist eine Geschichte, die trotz zahlreicher Brüche und Umbrüche durchaus Kontinuitäten aufweist.
Dr. Evita Wiecki, geboren in Warschau, ist seit 2010 Lektorin für Jiddisch am Historischen Seminar der LMU München, Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur. Sie beteiligt sich an zahlreichen Forschungs- und Übersetzungsprojekten, die mit jiddischer Sprache und Kultur zu tun haben. Wiecki hat unter anderem Yankev Glatshteyns auf Jiddisch verfassten Jugendroman „Emil und Karl“, der 1938 in Wien spielt, herausgegeben.
Einführung: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Langer, Institut für Judaistik der Universität Wien

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Institut für Judaistik der Universität Wien
Spitalgasse 2/7.3
A-1090 Wien

Shabat Shalom

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Seit September 2019 ist Benjamin Nägele neuer Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

https://www.ikg-wien.at/benjamin-naegele-neuer-generalsekretaer-der-israelitischen-kultusgemeinde-wien/

Cafe Abraham

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Vom christlich-jüdischen Dialog irritierend unberührt. Widerspruch zur israelkritischen Rede von Bischof Abromeit

DEUTSCHER KOORDINIERUNGSRAT
der Gesellschaften für Christlich-Jüdische-Zusammenarbeit e.V. Postfach 1445, 61214 Bad Nauheim info@deutscher-koordinierungsrat.de www.deutscher-koordinierungsrat.de

Die israelkritische Rede des Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Hans-Jürgen Abromeit, Anfang August hat viele kritische Reaktionen hervorgerufen.
Der jüdische Präsident des DKR, Prof. Dr. Andreas Nachama hatte bereits am 8. August in der „Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung“ seinen Einspruch gegen die Rede unter dem Titel „Im Sprengel lebt das Alte noch“ veröffentlicht: https://www.juedische- allgemeine.de/politik/im-sprengel-lebt-das-alte-noch/
Darüber hinaus hatte das DKR-Präsidium gemeinsam in einem Brief an Bischof Abromeit auf die höchst irritierenden Passagen seiner Rede, insbesondere was die Darstellung des Zionismus und die Interpretation biblischer Texte betrifft, hingewiesen und festgestellt, dass sie deutlich hinter Einsichten des christlich-jüdischen Dialogs zurückfallen.
Die nachfolgend vom evangelischen Präsidenten des DKR, Pfarrer Friedhelm Pieper, formulierte Stellungnahme hat sich nun der gesamte DKR-Vorstand zu eigen gemacht. Die Vorstandsmitglieder wollen damit ihren Widerspruch gegen die Ausführungen von Bischof Abromeit öffentlich zum Ausdruck bringen und damit vor allem jene höchst problematischen theologischen Argumente zurückweisen, die in der Diskussion bislang zu wenig beachtet wurden.
Vom christlich-jüdischen Dialog irritierend unberührt. Widerspruch zur israelkritischen Rede von Bischof Abromeit
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Sommer

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit wünscht Ihnen allen eine erholsame Sommerzeit!
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Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

Joachim Ringelnatz


Geplündert, verbrannt, geräumt, demoliert Verschwundene Zentren jüdischen Lebens in Wien Ausstellung

Einladung zur Ausstellungseröffnung 'Geplündert, verbrannt, geräumt, demoliert', 8. Juli, 18.00 Uhr, ESRA

International Council of Christians and Jews (ICCJ) - International Conference – Lund 2019

30.06.-3.7. 2019
Transformations Within and Between:
How does our new relationship affect Christian and Jewish Self-Understandings?

weitere Informationen

Worte bei der Feier anlässlich des 130. Geburtstages der Synagoge Gänserndorf

Von 1971 bis 1974 habe ich von Wien aus Gänserndorf „entdeckt“ und pendelte drei Jahre lang, um katholische Religion zu unterrichten an den Hauptschulen – es gab eine für Knaben und eine für Mädchen, an der Sonderschule und am Polytechnischen Lehrgang. Damals zeigte ich in den 4. Klassen der Hauptschulen einen Film über das Ghetto in Warschau, den Aufstand dort am Vorabend zu Pessach 1943 und dessen Niederschlagung durch die SS. Vielleicht erinnert sich heute in Gänserndorf noch die eine oder der andere daran - mittlerweile im 60. Lebensjahr.
Die Einladung, beim Fest „130 Jahre Synagoge Gänserndorf“ zu sprechen, habe ich angenommen, weil die Begegnung mit den jungen Menschen aus Gänserndorf und seiner Umgebung von damals ein wichtiger Teil meiner Lebensgeschichte geworden ist. Zugleich spreche ich als Präsident des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der ältesten interreligiösen Organisation Österreichs, in der Jüdinnen und Juden sowie Christeninnen und Christen verschiedener Konfessionen seit über 60 Jahren zusammenarbeiten. Ich danke allen, die diese Veranstaltung initiiert haben und tragen, ganz besonders aber Frau Ingrid Oberndorfer für Ihr Engagement als Expertin.
Seit dem Konflikt um die zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten weiß ganz Österreich, wie sehr jede gesellschaftliche und politische Anerkennung der Öffentlichkeit und Sichtbarkeit bedarf. Fehlen diese, werden Öffentlichkeit und Sichtbarkeit verweigert oder gar getilgt, sind alle anerkennenden Worte hohles Pathos. Die Stadtgemeinde Gänserndorf unterstützt vom Verein Helikon sorgt für den Erhalt des Jüdischen Friedhofs, der weit außerhalb der Stadt Gänserndorf liegt. Es ist völlig unverständlich, warum sich die Stadtgemeinde nicht in gleicher Weise um den Erhalt der ehemaligen Synagoge und des Rabbinerhauses einsetzt, die mitten in der Stadt liegen. Oder liegt es daran, dass eine Erinnerung an jüdisches Leben weit außerhalb der Stadt möglich ist, es aber keiner Erinnerung inmitten der Stadt braucht? Fehlt deswegen auf der Homepage der Chronik der Stadtgemeinde Gänserndorf jeglicher Hinweis auf jüdisches Leben und dessen Zerstörung?
Das Präsidium des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat schon vor einem Jahr in einer Erklärung, an die ich hier erinnern will, gefordert „Gebäude der Synagoge Gänserndorf vor der Zerstörung bewahren!“
„Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der sich sowohl der gemeinsamen Vergangenheit wie einer gedeihlichen kooperativen Zukunft von Christen und Juden in Österreich widmet, hat mit Bestürzung die Nachricht aufgenommen, dass das Gebäude der ehemaligen Synagoge von Gänserndorf abgerissen werden soll, um einem Parkplatz Platz zu machen. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1889 und wurde nach Plänen des bedeutenden Architekten Jacob Modern errichtet. Das allein macht es schon zu einem Denkmal, das schützenswert ist. Als Gebäude, in dem eine religiöse Gemeinde, die zum überwiegenden Teil nach 1938 ermordet wurde, sich zwischen 1889 und 1938 zum Gebet eingefunden hat, ist es außerdem ein historisches, unwiederbringliches Dokument. Im Erhalt solcher Gebäude, die zur Auseinandersetzung mit dem Judentum auffordern, spiegelt sich der seit der Erklärung des II. Vatikanischen Konzils „Nostra Aetate“ von 1965 offen formulierte Wunsch der Kirchen nach Berührungen mit historischen wie lebendigen jüdischen Gemeinden wider, um die Wurzeln christlichen Glaubens verstehen zu lernen.
Diese Aufforderung richtet sich auch an alle Christen und Christinnen. Im Gedenkjahr 2018, 80 Jahre nachdem Gänserndorf am 24. Oktober 1938 in einer Mitteilung an die Bezirkshauptmannschaft als "judenrein" erklärt wurde, soll nun die letzte Erinnerung an das jüdische Leben in der Stadt ausgelöscht werden.
Soll die jüdische Vergangenheit Gänserndorfs aus dem Gedächtnis zukünftiger Generationen der Stadt gelöscht werden? Soll damit gar verhindert werden, dass sich wieder jüdische Familien in Gänserndorf ansiedeln?
Wir appellieren an alle zuständigen oder auch nur interessierten Personen und Institutionen, gegen diesen Anschlag auf die Erinnerungskultur (Nieder-)Österreichs Einspruch zu erheben, damit die Zerstörungen jüdischer Kult- und Kulturbauten durch das Nazi-Regime nicht in der Republik Österreich weitergeführt werden.

Univ.-Prof.em.Dr. Martin Jäggle , Präsident Dr. Willy Weisz, Prof Helmut Nausner, Vizepräsidenten“
Ein eigenes Schreiben erging damals u.a. an den Bürgermeister von Gänserndorf. Es blieb bis heute unbeantwortet.

29.6.2019

Mahlzeit

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MAIMONIDES LECTURES 9. SYMPOSION

MONOTHEISMUS, ATHEISMUS UND „ZWEI THRONE IM HIMMEL“
KEYNOTE LECTURE
COINCIDENTIA OPPOSITORUM.
ATHEISMUS UND GOTTESBEGRIFFE AUS DER SICHT DER PHILOSOPHIE
HANS-DIETER KLEIN
Österreichische Akademie der Wissenschaften und Universität Wien

26.–27. JUNI 2019 ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN THEATERSAAL SONNENFELSGASSE 19 1010 WIEN

PROGRAMM

Einladung

Broschuere-Festival-der-Juedischen-Kultur-Juni 2019

Zweitägige Exkursion

„Jüdisches“ Salzkammergut Samstag, 3. August und Sonntag, 4. August 2019
Programm

Samstag 3.August
9:30 Kammer-Schörfling am Attersee: Schloss und Klimt Zentrum
Mittagessen
14:00 – 16:30 Erkunden Jüdischer Villen im Rahmen einer Schifffahrt Ca. 17:30: Ankunft in Bad Ischl
19:30: Besuch der Operette “Im Weißen Rössl“ von Ralph Benatzky, Hans Müller Einigen und Erik Charell, Liedtexte von Robert Gilbert inszeniert von Intendant Thomas Enzinger

Sonntag 4. August
Rundgang durch das „Jüdische“ Bad Ischl mit Dr. Marie- Theres Arnbom, Autorin der Bücher „Die Villen vom Attersee“ und „Die Villen von Bad Ischl“
Besuch der Lehar-Villa Ende ca. 16:00

Programmänderungen vorbehalten!

Kosten für Schifffahrt, Führungen, Eintritte, Operettenkarte 98,- €
Nicht im Preis enthalten: Übernachtung und Verpflegungmehr …

Einladung

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Gastvorträge im Juni

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte,

hiermit möchte ich Sie herzlich zu unseren Gastvorträgen im Juni einladen.

Prof. Dr. Tonio Sebastian Richter (Berlin)
Die “vierundzwanzig Ältesten“: Koptische Überlieferungen zu den Priesterengeln am Gottesthron
Donnerstag, 6. Juni 2019, 18 Uhr c.t., Raum E.33 (Abguss-Sammlung, Residenzplatz 1, Salzburg)
Eintritt frei;


Dr. Christian Jung (Wien / Salzburg)
Jüdische Mystikkritik im 20. Jahrhundert – Martin Buber und Franz Rosenzweig
Donnerstag, 13. Juni 2019, 18 Uhr c.t., Raum E.33 (Abguss-Sammlung, Residenzplatz 1, Salzburg)
Eintrittfrei;


Dr. Amir Mazor (Haifa)
The Position of the Jews in Medieval Egypt and Syria (10th-16th centuries)
Dienstag, 18. Juni 2019, 18 Uhr c.t., Raum E.33 (Abguss-Sammlung, Residenzplatz 1, Salzburg)
Eintritt frei;

Dr. Daniel Gerson (Bern)
„In Auschwitz muss die neue europäische Hauptstadt entstehen,…“. Das Gedenken an den Holocaust als Basis von Demokratie und Menschenrechten?
Dienstag, 25. Juni 2019, 18 Uhr c.t., HS 389 (Geswi, Rudolfskai 42)
Eintritt frei;

Dr. Amir Mazor (Haifa)
Medieval Jerusalem (7th-16th centuries)
Mittwoch, 26. Juni 2019, 18 Uhr c.t., Raum E.33 (Abguss-Sammlung, Residenzplatz 1, Salzburg)
Eintritt frei,

Margarete Heinz
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte
der Universität Salzburg

Generalversammlung

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„Lasst uns auf einandermal vertagen“

MITTWOCH, 29. MAI 2019
Sitzungssaal der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Stiege 8, 2. Stock, Universitätsring 1, 1010 Wien

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit widmet sich in der diesjährigen Generalversammlung gemeinsam mit der Katholisch- Theologischen Fakultät der Wiener Gesera.

Die Fakultät hat die Wiener Gesera, also die Zerstörung der Wiener jüdischen Gemeinde 1420/21, durch ein ausweichendes Manöver am 9. Juni 1419 mitbedingt, indem sie die Frage ihrer Stellungnahme zur jüdischen Gemeinde in Wien verschob: „Lasst uns auf einandermal vertagen.“ Die nachweisbare judenfeindliche Haltung der Fakultät wurde durch Gleichgültigkeit verdeckt.

Die Generalversammlung ist gerahmt von
einem Studienvormittag 9.45 – 13.00 Uhr (öffentlich)

„Das christlich-jüdische Verhältnis im 14./15. Jahrhundert in Wien“
In Kooperation mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs und einer Podiumsdiskussion 18.30 – 20.30 Uhr (öffentlich)

„Lasst uns auf einandermal vertagen.“
Theologie und Judentum im Spannungsfeld von Religion und Politik

So versteht sich die Einladung von Seiten der Katholisch-Theologischen Fakultät als ein Anstoß, dieses Erbe anzunehmen, es zu erforschen und die entsprechenden Folgerungen in allen theologischen Fächern wirksam werden zu lassen: für einen aufrichtigen und von wirklichem Interesse getragenen Umgang und Dialog mit jüdischen Menschen und Gemeinschaften in Wien und darüber hinaus. Denn die „Gleichgültigkeit gegenüber der Zerstörung bedeutet Komplizenschaft“ (Elie Wiesel).

Wir freuen uns auf Sie!

Univ.-Prof. em. Dr. Martin Jäggle
Präsident
des Koordinierungsausschusses
für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Univ.-Prof. Dr. Johann Pock
Dekan

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Konzert in Maimonides

Plakat Maimonides

Statement of the Polish Council of Christians and Jews

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May 14, 2019

In recent weeks, tensions have intensified in Poland that give rise to our deep concern. In public life -- and not only on its margins -- statements attacking Jews keep appearing. Among the most shocking was the sermon of Bishop Andrzej Jeż, who quoted the accusations from 100 years ago, suggesting that the Jews planned to fight the Church and that this may explain current Church problems. Since these accusations were spoken in the presence of a large number of priests, one may be justifiably concerned that they are a sign of approval for anti-Semitic attitudes such as those known from pre-war times. This raises understandable fears on the part of Jews, as well as among those who do not agree with basing social life on hatred.
An event that has been widely reported in Poland as well as worldwide is the return, in Pruchnik, to the folk custom of flogging the likeness of Judas. Regardless of the fact that encouraging children to hit a human shape with sticks is a highly dubious educational method, the problem is that the image was presented as a stereotypical Jew, thus encouraging the beating of Jews. It was of course symbolic but one cannot avoid the question as to whether it is not shaping a mentality that facilitates aggression in reality.
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TRIALOG 6: Religion und Gewalt: Jüdische, christliche und muslimische Perspektiven

22. Mai 2019, 19.00 Uhr: RadioCafe, Argentinierstrasse 30A, 1040 Wien

Es diskutieren /Prof. Dr. Wolfgang Palaver (Universität Innsbruck), Yuval Katz, MA (Religionswissenschaftler, Christlich-Jüdischer Koordinierungsausschuss) sowie Prof. Mohamed Kabbani (Kirchlich-Pädagogische Hochschule Wien Krems).

Moderiert wird der TRIALOG von Prof. Dr. Regina Polak, MAS (Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Wien)

Gewalt im Umfeld von Religionen und Religionsgemeinschaften ist seit jeher ein zentraler Auslöser für Religionskritik und Atheismus. Die derzeit medial, gesellschaftlich und politisch präsenten Debatten um religiös-politische Fundamentalismen, den politischen Islamismus, aber auch um den Missbrauch durch katholische Geistliche bringen diesen Zusammenhang auch in Österreich aktuell wieder ins Bewusstsein und forcieren laut der aktuellen Europäischen Wertestudie Entkonfessionaliserungsprozesse und die Abkehr von (nicht nur institutionalisierter) Religion.

Umgekehrt werden auch religiöse Menschen Opfer von Gewalt: Juden, die  unter einem europaweit

erstarkenden Antisemitismus leiden, aber auch Muslime, die infolge pauschaler Verurteilungen „des“ Islam Opfer von Übergriffen werden. Nicht zuletzt müssen sich auch Christen zunehmend häufiger für ihre Kirchen-Zugehörigkeit rechtfertigen.

Stadtspaziergang – im jüdisch geprägten zweiten Bezirk von heute

Do, 16.05., ab 15 Uhr
Treffpunkt: Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Tandelmarktgasse 5/2-4, 1020 Wien
Wie gestaltet sich jüdisches Leben heute?
Welche jüdischen Organisationen und Institutionen gibt es? Wo befinden sich Begegnungsorte und Dialogmöglichkeiten? Diese und Ihre ganz persönlichen Fragen, beantwortet Ihnen Gerti Schmidt, staatlich geprüfte Fremdenführerin und Wiener Jüdin.
Der Stadtspaziergang wird in einem koscheren Restaurant beendet, so können Sie gleich einen Vorgeschmack auf die jüdische Küche bekommen.
Dauer: 2-2,5 Stunden,
Kosten: 17 Euro/ Person bar vor der Führung zu bezahlen Begrenzte
Teilnehmerzahl: max. 30 Personen

Anmeldung hier

Einladung

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Vortrag und Buchpräsentation

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Wanderung

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Der Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit wünscht allen Lesern dieser Seite - in zeitlicher Reihenfolge

Pessach kascher v'same'ach
sowie
ein gesegnetes Osterfest


Grußbotschaft zu Pessach 5779

Osterwünsche

Die Rolle des Geschlechts

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Exkursion

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Vorstellung des Forschungsprojektes „Religiöse Vielfalt an Wiener Schulen in der Ersten Republik (1918-1938)”

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Café Abraham Wien

Mit Freude und Dankbarkeit blickt Café Abraham Wien auf einen bereichernden zweitätigen Workshop zum Thema Scriptural Reasoning zurück. In Zusammenarbeit mit Regina Polak von dem Institut für Praktische Theologie der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien konnte dieser Workshop am 07.03. und 08.03 an der Universität Wien realisiert werden. Scriptural Reasoning ist eine texthermeneutische Methode, bei der VertreterInnen der drei abrahamitischen Religionen gemeinsam Textausschnitte aus der Torah, dem Neuen Testament und dem Koran lesen und über die gemeinsame Textlektüre miteinander ins Gespräch kommen. Ziel der gemeinsamen Textlektüre ist es, die unterschiedlichen Hermeneutiken und Herangehensweisen an einen heiligen Text kennenzulernen und auf einer respektvollen Ebene Fragen zu diskutieren, die ein Text aufwirft. Dazu wurden Studierende aus Deutschland und Ungarn eingeladen sowie VertreterInnen unterschiedlicher religiöser Jugendorganisationen, die unter der Anleitung von Dr. Daniel Weiss von der University of Cambridge mit der Methode des Scriptural Reasoning bekannt gemacht wurden. Nach einer theoretischen Einheit, bei der die TeilnehmerInnen in die jüdische, christliche und islamische Text-Hermeneutik eingeführt wurden, erfolgten praktische Einheiten, bei denen die TeilnehmerInnen die Methode gemeinsam praktizierten. Café Abraham Wien freut sich über die vielen neuen Ideen und gemeinsamen Projekte, die im Zuge der Tagung entstanden sind. Ein besonderer Dank gilt unseren Sponsoren, die diese Tagung ermöglicht haben: dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Kardinal König-Stiftung, Ruth Steiner und der FV Katholische Theologie Wien. Danke aber auch allen TeilnehmerInnen und OrganisatorInnen, insbesondere Prof. Dr. Regina Polak.cafeabrahamcafeabraham2mehr …

Film

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ICCJ Erklärung zum Antisemitismus

In Sorge und Abscheu vor dem gegenwärtigen Wiederaufleben des Antisemitismus in vielen Ländern hat der ICCJ nachfolgende Stellungnahme unter dem Titel "Die Anforderungen unserer Zeit" herausgegeben:

Die Anforderungen unserer Zeit. Eine Erklärung zum Antisemitismus
Dreiste und schamlose Ausdrucksformen von Antisemitismus nehmen zu in Europa, Nord- und Südamerika und darüber hinaus, immer häufiger anzutreffen auch im öffentlichen Leben. Angriffe und Vandalismus gegen Eigentum, Gebäude und Menschen – ja sogar Mord – sind in mehreren Ländern geschehen. Jüdinnen und Juden in vielen Orten sprechen von einem zunehmenden Gefühl von Furcht und Unsicherheit.

Die Geschichte zeigt, dass die Geißel des Antisemitismus die verderbliche Fähigkeit besitzt, sich im jeweiligen Kontext in scheinbar unendlich vielen Ausdrucksformen zu zeigen. In der Welt des vorchristlichen Mittelmeerraums wurden Juden manchmal dafür angegriffen, dass sie heidnische soziale und religiöse Regeln ablehnten. Jüdinnen und Juden wurden im europäischen Christentum ausgegrenzt, weil sie die christliche Botschaft nicht annahmen; so wurden sie in Krisenzeiten leicht zu Sündenböcken. Während der Aufklärung fühlte sich eine vermeintlich säkularisierte Gesellschaft von der jüdischen Verweigerung gekränkt, sich religiös und kulturell zu assimilieren, verdächtigte aber später Juden, die sich assimilierten, verschiedener Verschwörungspläne.

Solche Verschwörungstheorien waren durchaus widersprüchlich, wenn etwa Juden beschuldigt wurden, Drahtzieher des Kapitalismus zu sein, während sie gleichzeitig dafür bezichtigt wurden, den Kommunismus zu verfechten. Pseudowissenschaftlich wurden Juden als genetische Gefahr für angeblich überlegene Rassen gebrandmarkt. In unserer Zeit erleben wir, dass die jüdische Sehnsucht nach gesicherter politischer Selbstbestimmung, was anderen Völkern als Menschenrecht zugestanden wird, als rassistisch denunziert wird.

Der Internationale Rat der Christen und Juden (ICCJ) nimmt das Wiederaufflammen von Antisemitismus mit großer Sorge und Abscheu zur Kenntnis. Der ICCJ wurde 1947 in Seelisberg (Schweiz) nach einer wegweisenden „Dringlichkeitskonferenz über Antisemitismus“ gegründet. Diese Konferenz war eine christliche und jüdische Reaktion auf den Antisemitismus, der zur Schoah (Holocaust) führte und auch danach weiter virulent war. Infolge der Seelisberg-Konferenz haben zahlreiche christliche Kirchen in ihrer Lehre eine bislang übliche Verachtung des Judentums verworfen und Antisemitismus als Sünde gegen Gott und die Menschlichkeit bezeichnet. Auf beispielslose Weise begannen sie, religiöse Gegensätze abzubauen, die über lange Zeit die Feindschaft zum Judentum schürten, und ersetzten diese mit neuen theologischen Lehren, die interreligiöse Freundschaft und Zusammenarbeit zu fördern vermögen. Leider vollzieht sich dieser revolutionäre Reformkurs zu einer Zeit, in der religiöse Gemeinschaften nur noch beschränkten Einfluss darauf haben, jene Herabwürdigung anderer zu überwinden, zu deren Verankerung in der westlichen Kultur sie einst selbst beigetragen haben.

Es heißt, der wiederauflebende Antisemitismus sei ein Warnsignal für einen gesellschaftlichen Zusammenbruch. Und in der Tat sind wir heute an vielen Orten Zeugen für ein Erstarken von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Intoleranz und einen Mangel an grundlegendem menschlichen Respekt für Personen, die in irgendeiner Form „anders“ sind. Unsere Mitmenschlichkeit kann und muss besser sein! Auch wenn unsere Stimmen manchmal schwach und wenig effektiv wirken, sind wir alle aufgerufen – als Einzelne, Organisationen und Gesellschaften – unseren Widerstand gegen alle Formen von Fanatismus und Voreingenommenheit zu verstärken, darauf zu beharren, dass politisch Verantwortliche das Gemeinwohl von allen fördern und uns selbst erneut darauf zu verpflichten, uns für den Dialog auf allen Ebenen einzusetzen.

Der Vorstand des Internationalen Rates der Christen und Juden
Martin-Buber-Haus, Heppenheim, 28. Februar 2019

Quelle: http://www.iccj.org/Media.6372.0.html

Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in historischer Sicht

Termin: 21. bis 24. Februar 2019
Ort: Donau-Universität Krems, Trakt West, Raum 1.03

mit Professor Em. Dr. Stefan Schreiner (Universität Tübingen)
PD Dr. Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten)
Senad Kusur, MA (Donau-Universität Krems, Zentrum Religion und Globalisierung), u.a.
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Tag des Judentums 2019 in Linz

Zeitreise zu Orten jüdischen Lebens und Glaubens in Linz.
Tag des Judentums 2019

Am Do., 17.1.2019 folgten über 180 BesucherInnen, darunter auch Bischof Dr. Manfred Scheuer und Bischof em. Dr. Maximilian Aichern der Einladung des christlich-jüdischen Komitees OÖ zum diesjährigen Tag des Judentums an der Katholischen Privat-Universität. Außerdem konnte auch Mag. Dr. Walter Schuster, Direktor des Archivs der Stadt Linz, als Ehrengast begrüßt werden. Die ReferentInnen Casimir Paltinger; Wolfram Starczewski, Mag.a Verena Wagner; Mag. Günter Merz und Dr.in Charlotte Herman führten gemeinsam mit Mag.a Gudrun Becker, Leiterin des christlich-jüdischen Komitees, mithilfe von Stadtplänen, Videoeinspielungen, Dialogsequenzen, Fotos und Bildern, Plänen, Familiengeschichten und persönlichen Erinnerungen durch die Geschichte jüdischen Lebens und Glaubens in Linz vom 14. bis ins 20. Jahrhundert.

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Ökumenischer Gottesdienstes am Tag des Judentums in Graz

„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ lautete das Thema des ökumenischen Gottesdienstes am Tag des Judentums (17. Jänner), der dieses Jahr in der Heilandskirche stattfand. Die biblische Lesung (3. Mose 19) wurde diesmal von Schauspielstudierenden der Kunstuniversität Graz (Univ.-Prof. Werner Strenger) von verschiedenen Orten des Kirchenraumes aus zu Gehör gebracht. Mit diesem biblischen Wort standen die Gebote im Zentrum des Gottesdienstes, die zu sozialem und solidarischen Verhalten auffordern. Dr. Stefanie Plangger, katholische Theologin und Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, konzentrierte sich in ihrer Predigt auf das in der Tora zentrale Gebot der Nächstenliebe und interpretierte es in der ebenfalls möglichen Übersetzung „Du sollst deinen Nächsten lieben, denn er ist wie du“. Mit dieser Lesart werde eine Nähe zum anderen geschaffen, die allein durch das Menschsein begründet ist, gleichzeitig werde aber auch eine heilsame Distanz zum Nächsten gewahrt. Denn er ist eben gerade nicht wie ich. Das Gebot der Nächstenliebe, das wir Christen wie auch andere wesentliche Glaubensinhalte der jüdischen Tradition zu verdanken haben, habe sich im praktischen Tun auszuwirken, so z.B. auch in christlich-jüdischer Zusammenarbeit, so Dr. Plangger.
Der Gottesdienst wurde von einem Team aus dem Vorstand des Grazer Komitees unter Leitung von Dr. Peter Ebenbauer vorbereitet und von VertreterInnen der Römisch-katholischen, der Evangelischen, der Evang.-methodistischen und der Orthodoxen Kirchen geleitet.
Musikalisch gestaltete den Gottesdienst Kantor Thomas Wrenger an der Orgel.

Sabine Maurer

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Faszination Judentum. Buchpräsentation und Vortrag

Dienstag, 26. März 2019, Beginn 18.00 Uhr
Ort: Koordinierungsstelle für christlich-jüdische Zusammenarbeit, 
1020 Wien, Tandelmarktgasse 5/2-4

 
Dr. Theodor Much, Facharzt für Dermatologie und seit 1990 Präsident der jüdischen Reformgemeinde Or Chadasch ("Neues Licht") Wien, stellt sein Buch vor: „Faszination Judentum. Grundlagen - Vielfalt – Antijudaismus“, 2018 im Verlag LIT erschienen. Er hat sein Werk sowohl für Christen als auch Juden geschrieben und dabei versucht, das breite Spektrum des Judentums leicht verständlich und auch kritisch darzustellen. Zentral sind auch die Themen des religiösen Antijudaismus ("Wer killte Rabbi Jesus?"), des christlichen und islamischen Antisemitismus.
 
Der Abend wird moderiert von Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Erste Informationen zur Ökumene-Exkursion 2019 mit Hofrat Dr. Ernst Petritsch

Termin: Freitag, 20. September 2019
Ziel: Wiener Neustadt:
Gegründet 1192 als Grenzfestung gegen Ungarn (teils aus dem Lösegeld für Richard Löwenherz); Residenz Kaiser Friedrichs III. († 1493), Geburtsort und Grabstätte Kaiser Maximilians I. (1459-1519); 1522 Wiener Neustädter „Blutgericht“; 1752 Militärakademie in der Burg. –
„Wiener-Neustädter-Kanal“, Südbahn, 1909 erstes Flugfeld Österreichs, Flugzeug- und Lokomotiv-Fabriken, Luftangriffe 1943-45: vollständige Zerstörung Wiener Neustadts.
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Zeitreise zu Orten jüdischen Lebens und Glaubens in Linz

Vor 170 Jahren - im Jahre 1849 - entstand in Linz eine bedeutende jüdische Gemeinde, die allerdings im Zuge des Holocaust 1941-43 vernichtet wurde. Rund 800 Juden lebten 1938 in Oberösterreich, der Großteil in Linz, Steyr und Wels. Unter ihnen waren erfolgreiche Unternehmer, wie die Industriellenfamilien Spitz und Mostny, Ärzte wie Eduard Bloch (er war Hausarzt von Adolf Hitlers 1907 verstorbener Mutter Klara), aber auch viele Familien, die in bescheidenen Verhältnissen lebten.mehr …

6. Einstimmung in den Tag des Judentums – diesmal in Ottakring

Zum sechsten Mal lud die Vernetzte Ökumene Wien West (Dekanate 12-19) zu ihrer „Einstimmung“ in den Tag des Judentums, verstanden als Ergänzung zum Gottesdienst des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ aus diesem Anlass, „um nicht nur der gemeinsamen Wurzeln der christlichen Kirchen im Judentum, sondern der christlich-jüdisch gemeinsamen Wurzeln im Glauben an den einen Gott Abrahams“ zu gedenken; und zwar „Christen und Juden gemeinsam!“ - so das Motto der alljährlichen Veranstaltung, erklärte Elisabeth Lutter bei ihrer Begrüßung. Über 120 Gäste waren der Einladung in die Bezirksvorstehung Ottakring gefolgt, um des Hubertempels und der verdienstvollen Familie Kuffner zu gedenken. Auch der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, Mag. Raimund Fastenbauer, war gekommen und mit ihm der Oberkantor Mag. Shmual Barzilei, um später das Totengebet für die verfolgen und ermordeten Juden aller Pogrome bis in die Shoa zu singen. Ebenso war Dr. Willy Weisz als Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusamenarbeit anwesend, zusammen mit Präsident Univ.Prof. Dr. Martin Jäggle, der als einer der Referenten später selbst das Wort ergriff.
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Martin Jäggle: Integration – eine Friedensarbeit?!

Der 1938 zerstörte Hubertempel hat uns hier zusammengeführt und wir gedenken auch der vernichteten jüdischen Gemeinde, die ihn erbaut hat, damit er ihrem Lob des Ewigen und ihrem Lernen diene. Wir vermissen heute nicht nur das Gebäude, sondern auch die Jüdinnen und Juden dieser Gemeinde. Die Dämonisierung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung hat ihren Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben gesichert und ihnen das Recht auf Leben genommen. Als es notwendig war, gab es dann zu wenig Gerechte, aber mehr als wir wissen. Derer ist auch zu gedenken. Das gesellschaftliche, politische und kirchliche Paradigma für das Zusammenleben war damals Exklusion der jeweils Anderen. Wäre Integration heute eine Lösung?
Der Anspruch, ja die Forderung nach Integration sind verständlich und doch ambivalent. Woran wäre denn erkennbar, dass Integration gelungen ist? Wenn alle dasselbe essen, trinken, sprechen, sich in gleicher Weise kleiden, verhalten und dieselben Feste feiern? Gelten als voll integriert jene, die sich nicht mehr von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden oder wenn die Mehrheitsgesellschaft sie nicht mehr als störend empfindet?
Biblisch lässt sich kein Anspruch auf eine so verstandene Integration begründen. Kein Bibeltext ist im Kontext einer homogenen Gesellschaft entstanden. Migrationserfahrungen aller Art prägen die Bibel, alle sozialen Forderungen orientieren sich am Gemeinwohl, sogar wenn Israel in der Minderheit ist wie im babylonischen Exil, gilt: „Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Wohl liegt auch euer Wohl!“ (Jer 29,1) Gemeinwohl wird nicht durch Einordnung oder Unterordnung verwirklicht. Zu diesem Gemeinwohl gehört der gesellschaftliche Zusammenhalt und gehört die Sorge um ein gutes Leben für alle, und die sind verschiedenen.
Die Demokratiefähigkeit einer Gesellschaft entscheidet sich am Umgang mit Verschiedenheit. Wir brauchen eine „Kultur der gegenseitigen Anerkennung“ (Charles Taylor), wir brauchen eine Schule des gemeinsamen Lernens an Unterschieden. Wer - aus welchen Gründen auch immer - meint, Vielfalt bekämpfen zu müssen, schwächt zugleich die Menschenrechte. Denn aus menschenrechtlicher Sicht sollen alle Menschen „die Chance haben, eigene Lebensentwürfe in Freiheit zu finden und zu verwirklichen.“ (Heiner Bielefeldt)
Integer bedeutet unversehrt und Integration demnach Wiederherstellen einer Einheit. Diese Einheit kann nur eine „Einheit in Vielfalt“ sein, so das Motto der EU. Ohne Dialogprozesse, ohne Prozesse der Auseinandersetzung und Verständigung wird diese Art der Integration aber nicht möglich sein. Zwei wichtige Praxisformen des Dialogs seien hier benannt:
– „side by side“: Hier geht es um gemeinsame Förderung von Gemeinwohl und Gerechtigkeit, wofür gegenseitiger Respekt und Offenheit notwendig sind. - „face to face“: Hier geht es um ein Gespräch, in dem auch Schmerz- und Kritikpunkte benannt werden, in der Begegnung zu Freundschaft werden und der spirituelle Reichtum geteilt werden kann.
Wir brauchen neue Formen des Miteinanders verschiedener kultureller und religiöser Beheimatungen und sozialer Herkünfte. Der Prophet Heskiel, den meisten unter Ezechiel bekannt, gibt Israel Hoffnung, vielleicht auch uns:
„Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz aus Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz aus Fleisch.“ (Ez 36,26)

ÖRKÖ Gottesdienst

EINSTIMMUNG IN DEN TAG DES JUDENTUMS 2019 IN OTTAKRING

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Einladung

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