BEWEGENDE ERINNERUNGEN AN EINE SCHRECKLICHE ZEIT
Wien. Am 5. November fand im Saal der Pfarre St. Johannes Nepomuk in der Wiener Leopoldstadt ein Abend zum Gedenken an das Novemberpogrom von 1938 statt. Zeitzeuginnen und ein Zeitzeuge erinnerten sich, wie sie als Kinder jüdischer Herkunft in den Pfarren St. Johannes Nepomuk und St. Leopold freundlich aufgenommen wurden und ihre Familien vielfältige Hilfsangebote erhalten hatten.
Als "Versuche gegen die Barbarei" - so das Motto des Abends - wurde das Wirken von Pfarrer Arnold Dolezal in St. Nepomuk sowie Pfarrer Alexander Poch in St. Leopold aufgenommen. "Ich bin Pfarrer Dolezal heute noch zutiefst dankbar für seine Unterstützung und es war für mich sofort klar, aus Berlin hierher zu kommen, um von seinen Taten zu berichten", erzählte der Medizinhistoriker Gerhard Baader.
Aus den Erzählungen der Zeitzeuginnen Susanne Bassler, Elisabeth Springer und Ruth Igelberg wurde deutlich, dass es in den beiden Pfarren ein breites Team gab, das - motiviert und ermutigt durch die Pfarrer - ein starkes Netz der Nächstenliebe knüpfte: Von der Unterstützung für Familien war die Rede - Kohle zum Heizen, Weihnachtsgeschenke für die Kinder, Einladung an den Mittagstisch -, aber auch für Deserteure und Zwangsarbeiter. In den Pfarrhäusern wurde man nicht nach dem "Rassenstatus" gefragt: Geholfen wurde dem Not leidenden Menschen, der anklopfte. Aus verständlichen Gründen spielte sich diese Hilfe während der Diktatur im Stillen ab. Aber auch nach dem Krieg wurden die beiden Priester von der Kirche für ihren mutigen Einsatz weder belobigt noch geehrt.
Die Autorin Ruth Steiner (auf dem Bild links mit der Pädagogin und ehem. Schuldirektorin Elisabeth Springer und der Historikern Michaela Raggam-Blesch) las aus den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter Therese Lindenberg, die Mitglied der Pfarre St. Leopold war: Im Kampf um das tägliche Überleben in einer "Mischehe" war für sie die religiöse Dimension existenziell wichtig, um bestehen zu können. Baader ist heute in einer jüdischen Gemeinde aktiv, die Frauen sind ihren Lebensweg weiter in der katholischen Kirche gegangen.
Der Abend war eine gemeinsame Veranstaltung des Katholischen Bildungswerk St. Nepomuk in Kooperation mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der VHS Wien/ Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung im Rahmen der Bedenkwoche Mechaye Hametim. Die Begegnung wurde unterstützt durch die Kulturkommission des Bezirks Leopoldstadt.
Von willkülichen Verhaftungen war in den Erlebnissen die Rede, von Schmähungen, denen die Kinder ausgesetzt waren, vom Verlust von Verwandten in Theresienstadt und Auschwitz. Aber auch von Mut, Zivilcourage und großer Glaubenstiefe, die das Überleben der Zeitzeuginnen in einer Zeit des Terrors ermöglicht haben. So überwog am Ende des Abends die Dankbarkeit für die Begegnung mit diesen Menschen und ihrer außergewöhnlichen Lebensgeschichte, ohne den Blick auf die Grausamkeiten des NS-Regimes zu vergessen.
Aus dem Bild unten: Gerhard Baader und Ruth Igelberg-Klein.
Markus Himmelbauer
Aus den Erzählungen der Zeitzeuginnen Susanne Bassler, Elisabeth Springer und Ruth Igelberg wurde deutlich, dass es in den beiden Pfarren ein breites Team gab, das - motiviert und ermutigt durch die Pfarrer - ein starkes Netz der Nächstenliebe knüpfte: Von der Unterstützung für Familien war die Rede - Kohle zum Heizen, Weihnachtsgeschenke für die Kinder, Einladung an den Mittagstisch -, aber auch für Deserteure und Zwangsarbeiter. In den Pfarrhäusern wurde man nicht nach dem "Rassenstatus" gefragt: Geholfen wurde dem Not leidenden Menschen, der anklopfte. Aus verständlichen Gründen spielte sich diese Hilfe während der Diktatur im Stillen ab. Aber auch nach dem Krieg wurden die beiden Priester von der Kirche für ihren mutigen Einsatz weder belobigt noch geehrt.
Die Autorin Ruth Steiner (auf dem Bild links mit der Pädagogin und ehem. Schuldirektorin Elisabeth Springer und der Historikern Michaela Raggam-Blesch) las aus den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter Therese Lindenberg, die Mitglied der Pfarre St. Leopold war: Im Kampf um das tägliche Überleben in einer "Mischehe" war für sie die religiöse Dimension existenziell wichtig, um bestehen zu können. Baader ist heute in einer jüdischen Gemeinde aktiv, die Frauen sind ihren Lebensweg weiter in der katholischen Kirche gegangen.
Der Abend war eine gemeinsame Veranstaltung des Katholischen Bildungswerk St. Nepomuk in Kooperation mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der VHS Wien/ Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung im Rahmen der Bedenkwoche Mechaye Hametim. Die Begegnung wurde unterstützt durch die Kulturkommission des Bezirks Leopoldstadt.
Von willkülichen Verhaftungen war in den Erlebnissen die Rede, von Schmähungen, denen die Kinder ausgesetzt waren, vom Verlust von Verwandten in Theresienstadt und Auschwitz. Aber auch von Mut, Zivilcourage und großer Glaubenstiefe, die das Überleben der Zeitzeuginnen in einer Zeit des Terrors ermöglicht haben. So überwog am Ende des Abends die Dankbarkeit für die Begegnung mit diesen Menschen und ihrer außergewöhnlichen Lebensgeschichte, ohne den Blick auf die Grausamkeiten des NS-Regimes zu vergessen.
Aus dem Bild unten: Gerhard Baader und Ruth Igelberg-Klein.
Markus Himmelbauer