Theologie

MARKTWIRTSCHAFT UND JÜDISCH-CHRISTLICHE WERTE Von Jonathan Sacks

Wie die politischen Führer einander treffen, um Europa und den Euro zu retten, so sollten es auch die religiösen tun. Deswegen bin ich nach Rom gekommen, um unsere gemeinsamen Sorgen an der Universität Gregoriana und mit seiner Heiligkeit dem Papst zu besprechen.
Die Idee klingt absurd. Was hat Religion mit Wirtschaft zu tun oder Glauben mit Finanzinstitutionen? Die Antwort ist: Die Marktwirtschaft hat religiöse Wurzeln. Sie entstand in einem Europa, das mit jüdisch-christlichen Werten erfüllt war.
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PAULUS – BEGRÜNDER DES CHRISTENTUMS ODER GLÄUBIGER JUDE? Von John T. Pawlikowski OSM

Das Jubiläumsjahr 2008 zu Ehren des Dienstes und der Schriften des Apostel Paulus bietet den christlichen Kirchen eine Gelegenheit, ihre Standpunkte über seine Rolle in der Kirchengeschichte zu überprüfen. Über Jahrhunderte tendierte eine auf der Apostelgeschichte beruhende vorherrschende Überlieferung, das christliche Verständnis der paulinischen Sicht des Judentums und der Tora zu dominieren.
Diese vorherrschende Überlieferung beginnt mit dem endgültigen Bruch des Stephanus mit dem Judentum in Kapitel 7 der Apostelgeschichte. Dann beginnen bis Kapitel 11 so genannte jüdische Christen von dieser Überlieferung zu verschwinden. Später fallen diese dann im Anschluss an Vision des Petrus, durch die er überzeugt wurde, seine vorherige Zugehörigkeit zu jüdischer Observanz aufzugeben, ganz aus der Geschichte.
Von diesem Punkt an konzentriert sich diese vorherrschende Überlieferung ausschließlich um die Heiden als das neue Gottesvolk und das geographische Zentrum der Christenheit bewegt sich an Stelle von Jerusalem nach Rom. Auf diese Weise entstand ganz zu Beginn der Christenheit die Haltung der Kirche, das Judentum ist ersetzt und sogar widerrufen. Paulus gilt als der erste Bote dieser Lehre. Diese vorherrschende Überlieferung aus der Apostelgeschichte hat auch das katholische liturgische Leben beeinflusst, denn es dominiert die Lesungen während der Osterzeit.
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BEITRÄGE AUS UNSEREN VERANSTALTUNGEN AUF JCRELATIONS.NET

Grundlagen, Einführungen

Gerhard Bodendorfer
Schuld und Sühne Die katholische Kirche und ihr schwieriger Umgang mit der Schoa

Rachel Monika Herweg
„...und ich habe sie geprüft und gefunden, daß sie lernen kann und versteht.“
Die Rabbinerin Regina Jonas und die Rekonstruktion jüdischer Frauengeschichte

Friedrich-Wilhelm Marquardt
Juden und Christen: „Vorwärts und nicht vergessen!“

Ulrich Trinks
Mit Juden reden, nicht über sie!
Die Bedeutung des christlich-jüdischen Gesprächs in meinem Leben Ein Rechenschaftsbericht

Roland Ritter-Werneck, Markus Himmelbauer
Israel und Erstes Testament in den Gesangbüchern der Kirchen


Beobachtungen, Erfahrungen

Richard Ames
Uns ist gesagt, was gut ist

Wie Martin Buber helfen kann, den Profeten Micha zu verstehen

Gerhard Bodendorfer
Ent-Schuldigung statt Schuldbekenntnis
Eine Stellungnahme zum vatikanischen Dokument „Wir erinnern: Nachdenken über die Shoah“

Norbert W. Höslinger
Jüdisch-Christlicher Dialog Konkrete Möglichkeiten und Freiräume in der Pfarrgemeinde

Ansgar Bernard Springer
Zur Naherwartung und Mission Die Problematik der Israel- und Judenliebe evangelikaler Christinnen und Christen

Harald Uhl
Der ungekündigte Bund
40 Jahre jüdisch-christlicher Dialog beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

Hedwig Wahle
Das gemeinsame Erbe
Miteinander zum Zeugnis berufen Als bessere Juden und als bessere Christen der Herrschaft Gottes entgegen gehen


Wissenschaftliche Beiträge

Evelyn Adunka
Die jüdische Beteiligung am jüdisch-christlichen Dialog in Österreich (1960 bis 1985)

Gerhard Bodendorfer
Jüdische Stimmen zu Jesus

Ansgar Franz
Zur Stellung des „Alten“ Testaments in den Leseordnungen der Gegenwart

Marianne Grohmann
Feministische Theologie und jüdisch-christlicher Dialog

Josef Peter Zauner
Erstes Testament und Judentum in der römischen Liturgie


In Memoriam

Leo Maier
Zeuge des Einzigen: Erinnerungen an Schalom ben Chorin 20.7.1913 - 7.5.1999

Konstantinou, Miltiadis ZUR DEUTUNG DES ERSTEN TESTAMENTS UND SEINER VERWENDUNG IN DER LITURGIE BZW. IKONOGRAFIE DER ORTHODOXEN KIRCHE

Versucht man über die Deutung des Alten Testaments in der orthodoxen Kirche zu sprechen, muss man zunächst die Bedeutung dieses Terminus für diese Kirche definieren. Wie bekannt, bezeichnet der Titel “Altes Testament“ den ersten Teil der christlichen Bibel, den die Juden unter dem Namen “Tenach“ auch als ihre eigene Heilige Schrift anerkennen. Diese allgemein anerkannte These ist jedoch nicht selbstverständlich, wenn man über das Alte Testament im Rahmen der orthodoxen Kirche spricht.

DISKUSSION UM DIE ENTSTEHUNG DES KANONS DER HEILIGEN SCHRIFTEN
Um die ganze Situation zu verstehen, muss man bis zu den Anfängen der christlichen Kirche zurück gehen. Blickt man in die Geschichte des Kanons der Schrift im Orient zurück, erkennt man sofort, dass man sich dort der Kanonfrage auf einem völlig anderen Weg näherte als im Westen. Es ist wohl bekannt, dass die Kirche an ihrem Beginn dem Problem des alttestamentlichen Kanons nicht gegenüberstand, weil dieses Problem noch nicht entstanden war, wenigstens nicht in der Form und Intensität, die es später annahm. Die breite Verwendung der Septuaginta durch die Autoren des Neuen Testaments und der offensichtliche Einfluss auf ihre Bücher, die nicht zum jüdischen Kanon gehörten, bestätigt, dass die Frage eines geschlossenen Kanons des Alten Testaments keine Frage für die frühe christliche Kirche war. Das gleiche gilt auch im Fall christlicher Autoren der ersten vier Jahrhunderte: Fast alle von ihnen zitieren sowohl aus den Bücher, die dem Kanon angehörten als auch aus jenen, die aus dem jüdischen Kanon ausgeschlossenen waren, und sie betrachten alles daraus als heilige Schrift.
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Nausner, Helmut CHRISTLICHE ÜBERLEGUNGEN ZU "DABRU EMET"

Immer wieder werden wir im christlich-jüdischen Dialog gefragt, ob es eine jüdische Antwort auf die Dialogbemühungen und die Schritte der Erneuerung in den Kirchen gibt. Ja, das gibt es. Zum Beispiel das Dokument Dabru Emet „Redet Wahrheit“ aus dem Jahr 2000, eine jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum.mehr …

DIE ZEHN GEBOTE

Immer wieder betont das katholische Lehramt, dass jüdische Schriftauslegung bereichernd für den christlichen Glauben sei. „Das jüdische Bibelverständnis kann den Christen beim Verständnis und Studium der Schrift helfen“, erinnerte jüngst Papst Benedikt XVI. im nachsynodalen apostolischen Schreiben Verbum Domini vom 30. September 2010. In der Praxis findet christliches Bibelstudium jedoch ohne jüdische Begleitung - etwa auch in schriftlicher Form - statt.
Die Katholische Männerbewegung hat nun konkret einen Schritt gesetzt. In ihrer Mitgliederzeitschrift ypsilon legt Marcus Schroll, Leiter des religiösen Erziehungswesens der Israelitischen Kultusgemeinde München, in einer Serie die Zehn Zebote aus. So erreicht jüdische Bibelauslegung erstmals eine breitere Basis außerhalb theologischer Fachkreise. Christinnen und Christen werden mit der jüdischen Wertschätzung der Tora vertraut gemacht
Das ist ungewohnt, vielleicht auch fremd. Aber ein Schritt auf dem Weg zueinander.
Teil 1: 610 oder Zehn Gebote? download (pdf, 430 kb)
Teil 2: Der Befreier download (pdf, 500 kb)
Teil 3: Das unfassbare Geheimnis des Ewigen download (pdf, 485 kb)
Teil 4: Vater und Mutter ehren download (pdf, 510 kb)
Teil 5: Handeln unter dem Blick des Ewigen download (pdf, 520 kb)
Teil 6: Wahrhaftigkeit steht über allem download (pdf, 523 kb)mehr …

Dieckmann, Detlef „DIE NEUE BIBELÜBERSETZUNG SOLL DEM GEGENWÄRTIGEN GESPRÄCH MIT JÜDINNEN UND JUDEN GERECHT WERDEN.“

Seit den achtziger Jahren wuchs in den Vorbereitungsgruppen des deutschen evangelischen Kirchentags die Überzeugung, dass es einen Bedarf für eine neue Bibelübersetzung gibt. Denn keine der vielen deutschsprachigen Übersetzungen berücksichtigte die neuesten exegetischen Meinungen und die Veränderungen, die in der Theologie, in der Gesellschaft und in den Sprachgewohnheiten der Menschen feststellbar waren. Deshalb haben die Kirchentagsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die biblischen Texte für den Kirchentag stets neu ins Deutsche übertragen und sich dabei die folgenden vier Kriterien auferlegt:mehr …

Pawlikowski, John T.   DEFINIERT SICH KATHOLISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS GEGEN DIE JUDEN?

PAPST BENEDIKT XVI. UND DIE FRAGE DER JUDENMISSION
 
Seit dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung bis zum II. Vatikanischen Konzil hat die katholische Kirche ihr grundlegendes Selbstverständnis weitgehend als Gegensatz zu Juden und Judentum definiert. Sie bezeichnete sich selbst als das „neue Israel“. Sie verkündete, dass sie das jüdische Volk im weiter bestehenden Bund mit dem Schöpfergott ersetzt hätte. Sie beschrieb, dass durch Jesus der ursprüngliche Bund mit dem jüdischen Volk erfüllt wurde und ließ so im Grunde das Judentum beraubt seiner Stellung einer gültigen religiösen Tradition zurück.
Manchmal wurde diese Selbstdefinition als Gegensatz zum Judentum extrem hasserfüllt zur Sprache gebracht, besonders unter den Kirchenvätern, in einer Sprache, die sich – wie verschiedene Untersuchungen katholischer Lehrbücher deutlich erwiesen haben – bis gut in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehalten hat.
Zu manchen Zeiten war der Ton etwas gemäßigter. Das Judentum wurde gepriesen wegen seines ursprünglichen Bundes und seiner prophetischen Tradition, aber es wurde betont, dass letztlich mit dem Erscheinen Christi alles Wertvolle des Judentums im Christentum aufgegangen sei.
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Himmelbauer, Markus SCHABBAT: RUHEN OHNE KOMPROMISS

sonnenaufgang
Am 3. März ist der "Internationale Tag des freien Sonntags". Am 3. März 321 war ein Edikt von Kaiser Konstantin im gesamten römischen Weltreich rechtskräftig geworden. Demnach sollten alle "Richter, Stadtleute und alle Gewerbetreibenden am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen". Eine Gelegenheit, auf den biblisch-jüdischen Schabat zu schauen und daraus Lehren für die Sonntagskultur zu ziehen.mehr …

Dirscherl, Erwin DAS JUDE-SEIN JESU UND SEINE KONSEQUENZEN FÜR DIE DOGMATIK

Das Jude-Sein Jesu konfrontiert mit dem gültigen Bund Israels

Die Frage nach dem Ursprung Jesu als Frage nach der Erwählung Israel
Wenn die christliche Dogmatik nach dem Ursprung Jesu fragt, dann führt dies sehr schnell in das Geheimnis Gottes hinein. Schon die ntl. Ansatzpunkte einer sog. Präexistenzchristologie machen deutlich, dass bei der Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung Jesu die Gottesfrage zur Debatte steht. Aus diesem Ansatzpunkt entfaltet sich schließlich eine trinitarische Gottredemehr …

Dirscherl, Erwin JUDEN UND CHRISTEN BETEN DEN SELBEN GOTT AN DIE EINZIGKEIT GOTTES UND DIE ANDERHEIT VON JUDENTUM UND CHRISTENTUM

Juden und Christen beten den selben Gott an. Die Bedeutung dieses Satzes ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Aus christlicher Sicht ist dieser Satz eine Selbstverständlichkeit, da wir sonst die Herkunft und Botschaft Jesu nicht ernst nehmen würden, aus jüdischer Sicht aber angesichts der Differenzen in der Christologie und trinitarischen Gottrede eine große Errungenschaft, die das Dokument Dabru Emet so wertvoll macht. Juden und Christen beten den einzigen Gott an. Warum entspricht der Einzigkeit Gottes nicht eine einzige Religion? Können zwei Religionen glaubhaft von dem selben Gott Zeugnis ablegen?mehr …

Himmelbauer, Markus NEUE AGENDA: JUDENMISSION?

schoeman
Roy H. Schoeman hat als Jude eine „unerwartete und überraschende Bekehrung zum katholischen Glauben“ erlebt. In seinem nun auf Deutsch im St. Ulrich-Verlag erschienenen Buch „Das Heil kommt von den Juden“ beschreibt es Gottes Plan für sein Volk. Für Schoeman ist klar, dass „Gott sich die Bekehrung der Juden wünscht.“ Eine Rezension seines nun auf Deutsch erschienenen Buchs.mehr …

GELUNGENE BEISPIELE EINER VERSTÄNDIGUNG EIN TAG IM JÜDISCHEN WIEN

Wir waren eine kleine Gruppe aus der evangelischen und der katholischen Pfarre Schwanenstadt, und wir wollten mehr über jüdisches Leben und jüdischen Glauben kennenlernen. Zunächst führte uns Markus Himmelbauer zur katholischen Kirche “Am Tabor”. Die Außenfassade wurde vom jüdischen Künstler Arik Brauer gestaltet. Auf mich machte dieses Mosaik einen starken Eindruck: Es zeigt, wie stark wir Christen im Judentum verwurzelt sind – nicht nur verschwistert! Wollen wir diese unsere Wurzeln leugnen, graben wir uns selbst das Wasser ab. Am nahen jüdischen Gymnasium, das bewacht werden muß, zeigen weitere Bilder von Arik Brauer Szenen aus dem Buch der Sprüche.mehr …

Bodendorfer, Gerhard GEMEINSAME QUELLE DES GLAUBENS: DAS ERSTE TESTAMENT

Wenn Christen von der Bibel sprechen, dann meinen sie meist das Neue Testament. Dabei gehört das sog. „Alte Testament” für uns unabdingbar zur Einheit der Heiligen Schrift hinzu. In den letzten Jahren hat sich in den Bibelwissenschaften durchgesetzt, nicht mehr vom Alten Testament zu sprechen. Geeigneter scheinen die Bezeichnungen „Erstes Testament”, „jüdische” oder „hebräische Bibel” oder „Tanach” (Abkürzung aus Tora, Nebiim und Ketubim, also Tora, Propheten und Schriften), wie Juden ihre Bibel nennen. Grund für dieses Umdenken ist die Einsicht, daß der Begriff „Altes Testament” den ersten Teil der Bibel als veraltet oder überholt abqualifiziert. Festgehalten werden soll, daß die Bibel nur in ihrer Einheit Heilige Schrift ist.mehr …

Bodendorfer, Gerhard AUSCHWITZ STELLT UNSER REDEN ÜBER GOTT IN FRAGE

„Shoah” bedeutet Vernichtung, Zerstörung – mit diesem hebräischen Begriff wird seit Claude Lanzmanns Dokumentation „Shoah” der Völkermord am Judentum bezeichnet. Das aus dem religiösen Bereich stammende „Holocaust“ wurde durch Elie Wiesel bekannt und weist auf das biblische Ganzopfer hin (eine Opfergabe wurde zur Gänze verbrannt). Angesichts von Auschwitz hielt man es für fatal, von einem „Opfer” zu sprechen. Die Sinnlosigkeit, die Brutalität und das ganz und gar nicht Freiwillige soll verstehbar in Sprache ausgedrückt werden. Kein Wort ist aber imstande, die unfaßbare, grauenhafte und doch so geplant vorgehende Tötungsmaschinerie zu beschreiben. Auch ein Ausdruck wie „Genozid” (Völkermord) trifft nur teilweise zu, wollte doch der Nationalsozialismus mit dem Judentum auch Kultur, Religion und sein Wertesystem vernichten.mehr …

Bodendorfer, Gerhard GEDANKEN IN DER KARWOCHE

GRÜNDONNERSTAG
Die Erzählung von Jesus auf dem Ölberg, an die uns jeder Gründonnerstag erinnert, beschreibt nicht nur das urmenschliche Verhältnis Jesu zum Leid, sein Seufzen und Klagen vor Gott, seine Einsamkeit, sie schildert auch seine ihn umgebenden Menschen in Verhaltensweisen angesichts einer Krise. Da sind die wieder einmal versagenden Jünger, die schlafen, anstatt zu wachen und Jesus damit im Leid zu stärken. Da ist Petrus, der Jesus alles verspricht und ihn schließlich verleugnen wird. Und da ist Judas, der Jesus an die Obrigkeit verrät. Petrus, den Jesus einmal sogar als Satan bezeichnet hatte, reagiert auch noch in der Gewaltbereitschaft falsch, als er einem Römer das Ohr abschlägt.mehr …

Crüsemann, Frank DIE KINDERFRAGE UND DIE CHRISTLICHE IDENTITÄT ANGESICHTS DES JUDENTUMS 5. MOSE 6,20-25

„Wenn dein Kind dich morgen fragt“ – die Frage aus Dtn 6,20, die das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2005 bildet, wird in ihrem biblischen Zusammenhang durch Kernstücke jüdischer Identität beantwortet. Dazu gehören die Verweise auf die Herausführung aus Ägypten und auf die Verheißung des Landes. Vor allem aber steht sie in Zusammenhang mit dem Text, der wie kein anderer Ausdruck jüdischen Glaubens ist, dem „Höre Israel“/Schma' Jisra'el (6,4-9), das jeder fromme Jude morgens und abends betet, das im Zentrum jedes Gottesdiensts steht und ein jüdisches Leben von Anfang bis zu Ende begleitet. Was bedeutet diese Antwort für uns Christen? Wie sollen, wie können wir mit ihr umgehen? Wie hängt sie mit den Antworten zusammen, die wir unseren Kindern zu geben haben?mehr …

LIEBE ALSO DEN HERRN, DEINEN GOTT, MIT GANZEM HERZEN … LIEBE DEINEN NÄCHSTEN, WIE DICH SELBST

Einleitungstext zum italienischen Tag der Vertiefung und des Studiums des Dialogs zwischen Katholiken und Juden am 17. Jänner 2005

In dieser Zeit, die von Hass gezeichnet, mit Blut befleckt und von Spaltung gequält wird, finden Juden und Christen im Wort Gottes eine gemeinsame Quelle der Inspiration. Im Buch Deuteronomium steht: „Höre Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Dtn 6,4-5) Und das Buch Leviticus fügt hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Lev 19,18)
Jesus antwortet dem Schriftgelehrten, der ihn über das „erste aller Gebote“ befragt, indem er diese beiden Stellen verbindet und noch einmal darauf hinweist: „Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12, 29-31) Mose und Christus bekennen hier übereinstimmend, dass die tiefste Seele des Gesetzes die Liebe ist.mehr …

Groen, Bert ANTIJUDAISMUS IN DER CHRISTLICHEN LITURGIE UND VERSUCHE SEINER ÜBERWINDUNG

Die Trennung, das gegenseitige Schisma zwischen Judentum und Christentum war ein langer und sehr komplizierter Prozess, der je nach Ort unterschiedlich war und bis zum zweiten, dritten Jahrhundert, mancherorts vielleicht bis zum vierten, fünften Jahrhundert dauerte. Auch danach gingen die Dialektik zwischen den beiden Religionen sowie gegenseitige Abgrenzungen – auch im Bereich des Gottesdienstes – weiter.mehr …

Hahn, Ferdinand DER JUDE JESUS UND DIE FRÜHE JUDENCHRISTLICHE TRADITION

Es gibt Sachverhalte, die in der Theologie vorausgesetzt, aber nur selten wirklich thematisiert werden. Dazu gehören zweifellos das Jude-Sein Jesu und der durch und durch jüdische Charakter der ältesten christlichen Gemeinde.mehr …

Krätzl, Helmut DIE KATHOLISCHE KIRCHE ERNEUERT IHR VERHÄLTNIS ZUM JUDENTUM

Auf einem Weg der kleinen aber zahlreichen Schritte entwickelte sich nach 1945 eine grundlegende Erneuerung der christlich-jüdischen Beziehungen. Richtungweisend für die Kirche war das Dekret „Nostra Aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils.
Unter dem furchtbaren Eindruck des Holocausts haben Christen nach 1945 immer nachhaltiger über das so leidvolle Verhältnis zum Judentum nachgedacht. Offiziell hat die katholische Kirche ihre bisherige Haltung zum Judentum im Konzilsdokument „Nostra Aetate“ (Art. 4) korrigiert.mehr …

Krätzl, Helmut „ICH WÜNSCHE FRIEDEN ÜBER JERUSALEM!“

1. Meine Jugenderinnerungen
Ich bin 1931 in Wien geboren und hatte vor dem Krieg einen sehr menschlichen und persönlichen Kontakt zu jüdischen Familien. Da war der Zahnarzt namens Sternschuß, der so lieb war, dass wir Kinder die übliche Furcht verloren haben. In einem Delikatessengeschäft der Familie Grünspan gingen wir gerne einkaufen. Und ein jüdischer Chirurg namens Altmann operierte meinen Bruder, als er an einer schweren Mittelohrentzündung erkrankt war. Sie waren alle sehr gute Menschen. Von ihrer religiösen Einstellung habe ich nie etwas erfahren, vielleicht waren sie auch gar nicht streng religiös. 1938 nach dem “Anschluss“ gingen sie alle noch rechtzeitig ins Ausland. Dann habe ich nie mehr etwas von ihnen gehört.
In der Nähe unserer Wohnung war ein Kloster der Kongregation der Sionsschwestern, die von den aus dem Judentum konvertierten Brüdern Theodor und Marie Alphonse Ratisbonne in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden war. Gemäß dem theologischen Verständnis der damaligen Zeit konnte die Arbeit für die Juden nur eine Bedeutung haben, nämlich ihre Bekehrung. Dafür sollten die Schwestern alle ihre Gebete und Mühen aufopfern. Nach dem Konzil haben sie ihr Ordensziel geändert und nicht um “Missionierung“ gebetet, sondern das christlich-jüdische Gespräch aus dem Glauben und auf hohem theologischen Niveau gefördert, wie Sr. Hedwig Wahle, eine aus ihrer Gemeinschaft zeigte, die eigentlich die Arbeit des heutigen Koordinierungsausschusses begann. Über das Furchtbare des Holocausts habe ich als Kind im Krieg nichts erfahren, erst später, dann aber mit großem Entsetzen.
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Heller, Agnes DIE AUFERSTEHUNG DES JÜDISCHEN JESUS

“Es gibt kein über Gedächtnis verfügendes Sein, das nicht auch auf die Zukunft ausgerichtet wäre.“
Paul Ricoeur
Der christliche Jesus ist am dritten Tage auferstanden. Zweitausend Jahre waren nötig, damit auch der jüdische Jesus auferstand. Diese beiden Sätze haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Der erste Satz gehört zur Heilsgeschichte und wurde zweitausend Jahre lang nie vergessen. Alle Christen wussten und bekannten immer, so, wie sie auch heute wissen und bekennen, dass Christus am dritten Tag auferstanden ist, wie er jedes Jahr – am Ostertag – wieder und wieder aufersteht. In der Heilsgeschichte kreuzen sich Zeit und Ewigkeit. Hier gibt es keine Vergangenheit, aber eine ewige und wiederkehrende Gegenwart. Der zweite Satz gehört zur Geschichte.mehr …

Hoff, Gregor Maria „REDET WAHRHEIT“ – WELCHE WAHRHEIT? THEOLOGISCHE STOLPERSTEINE IN „DABRU EMET“

Ich werde im Folgenden einige theologische Stolpersteine in dem so präzisen und zugleich bewegenden Text von „Dabru Emet“ (DE) markieren. Dabei möchte ich meine Überlegungen auch dort noch als vorsichtige Fragen verstanden wissen, wo sie nicht ausdrücklich diese Form annehmen.
Ich beginne damit, einige Stolpersteine zu benennen:mehr …

Holtschneider, K. Hannah DABRU EMET UND JÜDISCHE INTERPRETATIONEN DES CHRISTENTUMS

In diesem Vortrag möchte ich zunächst das Dokument Dabru Emet vorstellen. In einem zweiten Teil möchte ich auf die Rezeption von Dabru Emet in jüdischen Kreisen eingehen. Um zu verstehen, wie diese verschiedenen Positionen zustande kommen, ist ein Blick in die Geschichte des Dialogs notwendig.

Am 10. September 2000 wurde Dabru Emet, eine „jüdische Stellungnahme zu Christen und Christentum“1) in der New York Times und der Baltimore Sun als einseitige Anzeige veröffentlicht. Dabru Emet, „Redet Wahrheit“, stellt in acht Thesen und diesen folgenden kurzen, erklärenden Paragraphen eine jüdische Interpretation von Christen und Christentum vor und möchte den Weg für eine jüdisch-theologische Würdigung christlich-jüdischer Zusammenarbeit weisen. Der Anspruch ist nicht nur eine vorläufige Bestandsaufnahme des gegenwärtigen jüdischen Verständnisses des Christentums, sondern setzt sich das Ziel, jüdisch-theologische Wahrheit über das Verhältnis des Judentums zum Christentum zu verkünden. Diese Stellungnahme und ihr Anspruch wurden unter jüdischen Gelehrten vielfältig diskutiert. Beiträge kamen aus allen religiösen Lagern und oft war Dabru Emet der Anstoß, grundsätzliche Kommentare zum christlich-jüdischen Religionsgespräch und jüdischer Beteiligung daran zu geben.mehr …

Himmelbauer, Markus VIELFALT AN INITIATIVEN DES DIALOGS IN ÖSTERREICH

Am Ende dieser Kirchenzeitungsserie, deren Ziel die Bewußtwerdung und Vertiefung der christlich-jüdischen Beziehungen ist, stellen wir Ihnen konkrete Initiativen vor, die Impulse in diesem Prozeß setzen und ihn kontinuierlich weiter tragen. An die angegebenen Adressen können Sie sich um fachkundige Begleitung und Unterstützung für weitere Schritte in Ihrer Gemeinde und Ihrer Runde wenden.
Der Koordinierungsausschuß für christlich-jüdische Zusammenarbeit wurde 1956 auf Initiative von Kardinal König als Sektion der Friedensbewegung Pax Christi ins Leben gerufen. Dieser Verein in ökumenischer Trägerschaft ist die einzige Einrichtung Österreichs im Bereich der Kirchen, die sich ausschließlich dem christlich-jüdischen Dialog widmet. Das Christlich-jüdische Informationszentrum und seine umfangreiche Bibliothek in Wien stehen als Ort für Seminare und als Servicestelle für Anfragen zur Verfügung. Hier finden Sie inhaltliche Unterstützung bei der Planung von Veranstaltungen im eigenen Bereich und Kontakte zu Referentinnen und Referenten.mehr …

Himmelbauer, Markus WERTSCHÄTZUNG DER JÜDISCHEN BIBEL

Päpstliche Bibelkommission setzt christlich-jüdische Impulse
Die päpstliche Bibelkommission hat im Mai 2001 eine Studie „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“ veröffentlicht. Diese kann im „Jahr der Bibel“ 2003 eine unschätzbare Hilfe sein, uns vor einem verengten Verständnis der Evangelien, ja des gesamten Neuen Testaments zu bewahren. Nach den Worten des Dokuments kann „das Neue Testament nur im Lichte des Alten voll verstanden werden“ und: „Das Alte Testament besitzt aus sich heraus einen ungeheuren Wert als Wort Gottes.“ (Kap. 21)mehr …

Staikos, Michael DAS VERHÄLTNIS DER ORTHODOXEN KIRCHEN ZUM JUDENTUM

Als im Frühjahr 2001 dieser Vortrag vereinbart wurde, wussten wir nicht was einige Monate später auf die Menschheit zukommen würde und wie notwendig der interreligiöse Dialog sein wird. Es ist immer wichtig, dass wir die konkrete Situation des Lebens berücksichtigen und zwar auch mit allen soziokulturellen und politischen Gegebenheiten in den jeweiligen Ländern und Staaten. In diesem Sinne möchte ich heute über das Verhältnis der orthodoxen Kirche zum Judentum sprechen, unter einer gewisse Berücksichtigung der konkreten Situation in Österreich. Wir wissen, dass auch in Österreich nicht nur die Angehörigen der christlichen Kirchen leben, obwohl dieses Land mehrheitlich christlich und mehrheitlich römisch-katholisch ist, sondern auch Angehörige anderer Konfessionen, z.B. orthodoxe Christen, die auf eine fast 300-jährige Geschichte zurückblicken können, und Angehörige anderer Religionen, wobei die historische und schwer geprüfte Kultusgemeinde der Juden ein große Rolle spielt.
Wenn ich nun zum Thema meiner bescheidenen Überlegungen und zum Verhältnis der griechisch-orthodoxen Kirche, die in Österreich offiziell griechisch-orientalisch heißt, und der Orthodoxie im allgemeinen zum Judentum komme, so möchte ich einerseits über die Rolle des Judentums im liturgischen Leben und im Glauben meiner Kirche und andererseits über den interreligiösen Dialog zwischen der Orthodoxie und dem Judentum sprechen.1)
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Himmelbauer, Markus JUDENTUM - WURZEL CHRISTLICHEN GLAUBENS

Weltweit begehen die Kirchen vom 18. bis 25. Jänner die „Woche der Einheit der Christen“. Vor aller Verschiedenheit der Kirchen untereinander steht aber das allen gemeinsame Fundament: Der 17. Jänner als „Tag des Judentums“ soll die jüdische Wurzel christlichen Glaubens bewußt machen. Der christlich-jüdische Dialog ist das elementare Thema für die Identität der Kirchen. Wer Psalmen betet, betet jüdische Gebete. Christinnen und Christen haben keinen beliebigen, sondern diesen bestimmten Wurzelgrund. Gott hat es gefallen, Israel zuerst und bleibend anzusprechen. Namen und Worte wie Abraham, Sarah, Hagar, Mose, Miriam, Jerusalem, Gerechtigkeit, Frieden, Reich Gottes, Messias sind nicht auswechselbar. Doch diese unverwechselbaren Identitäten stehen nicht für sich allein: Von Anfang an hat die Offenbarung Gottes an Israel einen weiten Horizont: Das biblische Verständnis von Schöpfung und Vollendung der Welt ist auf alle Menschen ausgerichtet.mehr …

Kohler-Spiegel, Helga VERSCHIEDENE WEGE DES KENNENLERNENS

In Erwachsenenbildung und Schule, in der Gemeinde und im Gottesdienst, mit Büchern, Filmen und Begegnungsmöglichkeiten kann es schrittweise gelingen, die “Anderen” nicht mehr als anders wahrnehmen zu müssen, sondern Vertrautem und Fremdem im Judentum neu zu begegnen. Inwiefern hat das neue Verhältnis der Kirche zum Judentum die christliche Praxis tatsächlich verändert?mehr …

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