Bibelwissenschaftler: Auferstehung ist keine Rückkehr

Katholischer Theologe Trummer plädiert für differenzierten Blick auf Kreuztod und Auferstehungsgeschichte Jesu: Geht nicht um körperliche Auferstehung "aus dem Grab heraus", sondern um theologische Hoffnung
Die Auferstehung, das Zentrum des christlichen Glaubens, ist für den Bibelwissenschafter und Buchautor Peter Trummer nicht die Rückkehr in die Raum-Zeitlichkeit. "Was wir wollen, heißt Rückkehr. Aber das ist nicht Auferstehung! Auferstehung ist nie die Wiederholung des Bisherigen", sagte der katholische Theologe in einem Interview mit der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen (2. April). Vielmehr sei der Tod die Eröffnung einer neuen Qualität. "Sonst erzeugt Ostern keine Befreiung, kein Osterlachen. Was wir ins Grab legen, ist nicht der ganze Mensch, sondern der Leichnam."

Auferstehung geschehe im Augenblick des Todes, wann immer dieser auch sei. Außerdem, "welche Person würde sich aus der Gottesbegegnung noch einmal trennen, um in diesen Körper hineinzusteigen und daheim die Liebsten wieder zu beglücken?", gab der Theologe zu bedenken. "Ich hätte als Sohn eines Leichenbestatters keine Freude an auferstandenen Leichen", so Tummer.

Die Erzählung der Auferstehung Jesu am dritten Tage sei aber, trotz der augenscheinlichen Widersprüchlichkeit mit der Auferstehung im Augenblick des Todes, wichtig. So würden viele Kulturen den Todeszeitpunkt erst mit dem dritten Tag ansetzen, um zu verdeutlichen, dass wirklich vom Tod die Rede ist und nicht vom Mittagsschlaf oder Scheintod, so der Bibelwissenschaftler. Zudem gebe es keinen Bibelbeleg für die Auferstehung am dritten Tag, die Bibel rechne den dritten Tag aber als Tag des Eingreifen Gottes.

Es handle sich dabei um kein Kalenderdatum, sondern um eine theologische Hoffnung, stellte Trummer klar. "Damit die Angehörigen den Tod verarbeiten können, sind die drei Tage nicht umsonst." Im Augenblick des Todes könne man nicht begreifen, dass der Mensch jetzt gestorben sei, man brauche ein paar Tage, um das emotional irgendwie zu verkraften. "Meditieren wir den Tod lange genug, um Auferstehung zu begreifen", appellierte er. Klar sei, "die körperliche Auferstehung aus dem Grab heraus ist sinnlos". Die Ostergeschichten in den Evangelien verwendeten eine starke, aussagekräftige Bildsprache, seien aber keine historischen Berichte. "Diese Unterscheidung muss man im Hintergrund haben, sonst liest man die Ostererzählungen der Evangelien völlig falsch", so Trummer.

Zentrum des jesuanischen Glaubens
Das bedeute aber nicht, dass man den Glauben an die Auferstehung nun völlig über den Haufen hauen könne. "Die Evangelien schildern mit ihren literarischen Formen Erfahrungen aus zweiter und dritter Hand", sagte Trummer. Der einzig authentische Zeuge in Bezug auf den Auferstandenen sei Paulus, der eine Erfahrung machte, die er beschreiben könne. Paulus, der immer nur kurz auf seine Christuserfahrungen zu sprechen komme, sei dabei völlig klar: Für ihn sei das eine innere Erfahrung. "Er kann Jesus nicht als aus dem Grab entsprungene Leiche identifizieren. Sondern er identifiziert die Relation zu Gott."

In seinem Buch "Auferstehung jetzt - Ostern als Aufstand" plädiert der Theologe für eine Neuinterpretation des Kreuztod Jesu. Trummer ist überzeugt, eine Zukunft könne es für die Kirche nur geben, wenn das Zentrale des jesuanischen Glaubens wieder bewusst werde. Es gehe darum, dass Jesus für seine Überzeugungen gestorben ist: "Er hat authentisch gehandelt und das ertragen, weil sein Gottesbild ihn gehalten hat".

Jesus habe letztlich die Frage der Schuld entlastet, "sodass ich mit aufrechter Körperhaltung vor Gott stehen kann, aufrichtig werden kann", so der Theologe. Der im Buchtitel verwendete Begriff "Aufstand" bestehe darin, dass Jesus das Wagnis des Kreuzes auf sich nehme. Letztlich sage er: "Mein Gottesverhältnis ist so stark, dass ich das angehe". Auch seine Heilungen seien Aufrichtungen. "Jesus ermutigt die Leute aufzuschauen, aufzustehen, zu gehen, wo sie lahm sind."

"Der Glaube daran, dass Jesus die Auferstehung ist, aktiviert mich, Widerstand zu leisten gegen meine eigene Müdigkeit, aber auch gegen jedes Unrecht, das ich sehe", betonte Trummer. Die Menschen verstünden Auferstehung oft rein passiv, dem wolle er widersprechen: "Ich selbst muss aufstehen, auch im Tod. Ich kann diesen Protest, auch gegen den Tod, nur mit der Hilfe meines Glaubens leisten. Dem Tod ins Angesicht schauen, das ist Auferstehung", so der Theologe abschließend.

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Autor
Peter Trummer
geb. 1941, lehrte Neues Testament an der Universität Graz. Seine grenzüberschreitende Theologie möchte die Gestalt und Botschaft Jesu den Menschen von heute heilsam nahebringen.

Quelle: Kathpress

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