SCHÄTZE ZWISCHEN ZWEI BUCHDECKELN

Wien. Am 28. Oktober lud der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit zu seinem ersten Bibliotheksfest. Die Besucherinnen und Besucher erhielten einen Einblick in Besonderheiten der 6.000 Werke umfassenden Sammlung.
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Die Bibliothek des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit entstand aus dem "Informationszentrum im Dienst der christlich-jüdischen Verständigung" IDCIV, das die Sionsschwestern 1967 in der Wiener Burggasse einrichteten. Gerade zum 50. Jahrestag der katholischen Erklärung Nostra Aetate richtete sich die Aufmerksamkeit auf diese Frucht des Konzils. Eine weitere Quelle der Bestände ist die Judaica-Sammlung von Ulrich Trinks, dem langjährigen Leiter der Evangelischen Akademie Wien und Vorstandsmitglied des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Er hat unter anderem den bibliothekarischen Nachlass der Autorin Alisa Stadler übernommen. Die aktuelle Bibliothek wächst durch Ankäufe und auch durch Bücherspenden, die ihr immer wieder übergeben werden.
Nach einer musikalischen Einleitung von Hannah Pichler präsentierte Markus Himmelbauer einige Highlights der Sammlung: Ein arisiertes Neues Testament, mit dem in der NS-Zeit versucht wurde, der Botschaft des Evangeliums jeden positiven Bezug zum Judentum zu nehmen. Überschriften zu den Kapiteln aus dem Leben Jesu lauten etwa "Sein Kampf" und "Sein Sieg". Auch die Wienerin Irene Harand schrieb ein Buch "Sein Kampf", in dem sie jedoch Hitlers "Mein Kampf" aus katholischer Glaubenssicht klar widersprach. In der Bibliothek am Wiener Karmelitermarkt findet sich ein Exemplar der ersten Auflage aus dem Jahr 1935.
Himmelbauer stellte dann Dokumente zu Stationen jüdischer Jesus-Forschung vor: Von Joseph Klausner, David Flusser, Jules Isaac über Shalom Ben Chorin und Pinchas Lapide hin zu Peter Schäfer und Daniel Boyarin. Wurde zunächst unterschieden zwischen der jüdischen menschlichen Existenz Jesu und seiner durch Paulus und das griechische Denken veränderten Lehre des Christentums, so stellen aktuelle Autoren auch die Lehre Jesu und deren Interpretation des Paulus und der Evangelisten in den jüdischen Kontext: Auch das damalige Judentum lebte im Austausch mit der hellenistischen römischen Welt.
Allein das schon und die vielen wissenschaftlichen Kontroversen darum wären ein Thema für lange Abende! Doch gibt es noch viel, was es hier zu entdecken gibt und worüber man sich umfassend aus vielen Quellen informieren kann. Herzlich willkommen in der Bibliothek des christlich-jüdischen Informationszentrums.
Markus Himmelbauer
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