Chanukkah und Weihnachten

In manchen Jahren fallen das jüdische Chanukkah und das christliche Weihnachten zusammen. Aus der Entstehungsgeschichte haben beide Feste keine Gemeinsamkeiten. Umso mehr in der Symbolik und Tradition: Licht, Geschenke, Familienfeier, Süßigkeiten, Gesang.

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Am 17. Dezember beginnt die Weihnachtsnovene, die unmittelbare Vorbereitung auf das Christfest. Neun Tage sind es bis zum 25., neun in der Liturgie und im Brauchtum besonders ausgezeichnete Tage. Tag für Tag führt uns die Liturgie nun an das Kommen des Erlösers heran. Wir hören aus dem Alten Testament viel von nicht mehr erwartbaren Kindern und die Vorgeschichte Jesu aus den Evangelien nach Matthäus und Lukas. Auch wenn Jesus als jüdisches Kind vor mehr als 2000 Jahren in Israel geboren wurde, muss er immer wieder neu in unseren Herzen, in unseren Völkern und in der Welt geboren werden. Darum ruft die Kirche nun sieben Mal in Folge in der „O-Antiphon“ zum Magnificat feierlich „Komm!“
- und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht.
- und befreie uns mit deinem starken Arm!
- und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger!
- und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes!
- und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes!
- und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!
- eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott!

Für christliche Ohren mag es eine Überraschung sein wenn die Sänger zu Chanukkah die Melodie des bekannten Adventsliedes „Tochter Zion“ anstimmen. Händel kannte mehrere Helden. Er hatte das Lied für sein „Joshua“ geschrieben und konnte es noch einmal gut gebrauchen. Als „Judas Maccabaeus“ sich zu seinem erfolgreichsten Oratorium entwickelte, vergrößerte das Werk in nicht geringem Maße die Bekanntheit des jüdischen Freiheitskämpfers in der christlichen Welt. Und die Melodie kommt an Chanukkah noch immer zum Einsatz, als „Hava Narima“.

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Am 19. Dezember beginnt heuer das jüdische Fest des Lichts: Chanukkah. Es erinnert an die Reinigung des Tempels in Jerusalem, des jüdischen Zentralheiligtum, von der Besudelung durch den Götzendienst der griechisch-syrischen Besatzungsmacht, gefolgt von der Wiedereinweihung sowie der Wiederaufnahme des G'ttesdienstes. In Erinnerung an die achttägige Feier der Einweihung zünden Juden acht Tage lang jeden Tag ein Licht mehr an der Menorah, dem achtarmigen Leuchter, mit dem zusätzlichen neunten Arm, der ein Feuer trägt, von dem aus die anderen entzündet werden.

Nach dem Sieg gegen die Armeen von Antiochus IV. Epiphanes im Jahr 164 vor der Zeitrechnung haben die Makkabäer sich an die Reiniigung des Tempels gemacht. Sie haben für die Wiederaufnahme des G'ttesdienstes jedoch nur einen Krug mit Öl für einen Tag vorgefunden, und Nachschub war nicht vor acht Tagen zu erwarten. Statt jedoch mit der Einweihung zuzuwarten, verstanden Sie, dass es wichtiger war, so früh wie möglich das Feuer der neu gewonnenen Freiheit, ihren Glauben nach dessen eigenen Regeln zu leben, zu entfachen.

Wenn den Bräuchen etwas gemeinsam ist, dann die Symbolik des zunehmenden Lichtes. Dass beide Traditionen in die Zeit der Wintersonnenwende fallen, kann mit einem menschlichen Bedürfnis zu tun haben, dem jahreszeitlichen Geschehen symbolischen Nachdruck zu verleihen. Als theologische Deutung bietet sich auch das Ende der dunklen Zeit, in der die Ausübung des Lebens nach dem eigenen Glauben unterdrückt wurde (wie in den Makkabäer-Büchern beschrieben) sowie das Hineinführen in eine messianische Zeit (wie Christ_innen sie mit Jesu Geburt und Wirken annehmen).

In diesem Sinne wünschen wir "Chanukkah sameach" (ein fröhliches Chanukkah) und ein gesegnetes Weihnachtsfest

Dr. Willy Weisz Vizepräsident und Ferenc Simon Diözesanbeauftragter für die christlich-jüdische Zusammenarbeit

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