CLEMENS THOMA (1932-2011)
19/06/11 Persönlichkeiten
Zug CH. Der Judaist Clemens Thoma, Mitglied der Steyler Missionare SVD, ist am 7. Dezember 2011 friedlich im Herrn entschlafen. Von 1965 bis 1971 war er - während und nach seinem Studium der Judaistik in Wien - Vorstandsmitglied unseres Vereins.
Nachrufe sind häufig bessere Aufzählung der herausragenden Taten eines Menschen. Dies wird noch zahlreich in der nächsten Zeit geschehen. Ich möchte diese Form jedoch bewusst meiden und mich an Clemens Thoma erinnern, wie ich ihn kennenlernte, ihn schätzen lernte und mich an ihm auch reiben konnte.
Es war in einem Fahrstuhl in Salzburg, als Clemens vor vielen Jahren mit mir gemeinsam fuhr, auf dem Weg zu einer Tagung, und er mich nach einem anregenden Gespräch einlud zu einer Vorlesung in Fribourg, wo es unter anderem um das Thema Theodizee ging. Ich wusste von ihm, da er einer der ersten Schüler Kurt Schuberts war, zu denen ich mich viel später als er stolz selber zählen durfte. Ich sah in ihm den großen Begründer eines Instituts, das einzigartig im deutschen Sprachraum unter anderem ein Anliegen umsetzte, von dem in den Durchführungsbestimmungen von Nostra aetate die Rede war, nämlich den Theologiestudierenden das Judentum verpflichtend nahezubringen. Ich bewunderte ihn damals aus der Ferne und lernte ihn bald als quirligen und durchaus streitbaren Geist kennen.
Das jüdisch-christliche Gespräch war eine Sache, die Clemens mit ganzer Lebensenergie vertrat und mich darin sehr tief bewegte. Er begutachtete schließlich auch einen wichtigen Schritt meiner wissenschaftlichen Laufbahn und bemerkte viele wichtige Details für meine Habilitation. Das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung in der doppelten Zuordnung zu einer geisteswissenschaftlichen und theologischen Fakultät schwebte mir damals als ein Idealzustand vor, den es auch in Österreich zu erreichen gelte. Der Einsatz Thomas im Bereich der katholischen Kirche (etwa als Konsultor der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum und Berater der Schweizer Bischofskonferenz) und in der Gesellschaft, mit dem erklärten Ziel, den Antisemitismus als eine Sünde zu brandmarken, imponierte mir und es war mehr als eine Ehre, als ich auch beruflich nach Luzern gelangte, wo ich dieses Institut für ein Jahr leiten durfte. Damals habe ich Clemens als einen Menschen erlebt, der mit allem Herzblut mit dem Institut verbunden war, mit den damit verbundenen Ideen, mit dem Anliegen, das er und nur er in authentischer Weise zu vertreten meinte.
Seine Arbeit an den Gleichnissen, die ihn vor allem mit seinem jüdischen Kollegen Simon Lauer verband, war allseits gegenwärtig, ebenso wie sein Engagement für die von ihm mitbegründete Theologische Realenzyklopädie oder die Judaica et Christiana und den Freiburger Rundbrief. Als man mich einmal bei einer Fernsehsendung fragte, ob ich ein Buch empfehlen könnte, war es Clemens Thomas "Messiasprojekt", das mich zu einer langen Beschäftigung mit dem Thema Messias anregte, die ich schriftlich bisher nie abschloss oder gar veröffentlichte.
In Ansätzen hat sich damals leider schon die Krankheit bemerkbar gemacht, wie ich erst einige Jahre später wirklich bewusst registrierte. Stimmungsschwankungen, Aufbrausen und gelegentlich auch harte Worte vermochte ich erst im Nachhinein loszulösen von einer Person, die auf die Versöhnung von Juden und Christen, auf das Verbindende schaute und die christliche Theologie durch das Judentum zu bereichern suchte. Mit Kurt Schubert im Jahr 2007 und mit Clemens Thoma jetzt sind zwei Persönlichkeiten verstorben, die in Österreich und der Schweiz ein geändertes Bewusstsein für das Judentum geprägt haben.
Gerhard Langer, Institutsvorstand Institut für Judaistik, Universität Wien
Nachrufe sind häufig bessere Aufzählung der herausragenden Taten eines Menschen. Dies wird noch zahlreich in der nächsten Zeit geschehen. Ich möchte diese Form jedoch bewusst meiden und mich an Clemens Thoma erinnern, wie ich ihn kennenlernte, ihn schätzen lernte und mich an ihm auch reiben konnte.
Es war in einem Fahrstuhl in Salzburg, als Clemens vor vielen Jahren mit mir gemeinsam fuhr, auf dem Weg zu einer Tagung, und er mich nach einem anregenden Gespräch einlud zu einer Vorlesung in Fribourg, wo es unter anderem um das Thema Theodizee ging. Ich wusste von ihm, da er einer der ersten Schüler Kurt Schuberts war, zu denen ich mich viel später als er stolz selber zählen durfte. Ich sah in ihm den großen Begründer eines Instituts, das einzigartig im deutschen Sprachraum unter anderem ein Anliegen umsetzte, von dem in den Durchführungsbestimmungen von Nostra aetate die Rede war, nämlich den Theologiestudierenden das Judentum verpflichtend nahezubringen. Ich bewunderte ihn damals aus der Ferne und lernte ihn bald als quirligen und durchaus streitbaren Geist kennen.
Das jüdisch-christliche Gespräch war eine Sache, die Clemens mit ganzer Lebensenergie vertrat und mich darin sehr tief bewegte. Er begutachtete schließlich auch einen wichtigen Schritt meiner wissenschaftlichen Laufbahn und bemerkte viele wichtige Details für meine Habilitation. Das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung in der doppelten Zuordnung zu einer geisteswissenschaftlichen und theologischen Fakultät schwebte mir damals als ein Idealzustand vor, den es auch in Österreich zu erreichen gelte. Der Einsatz Thomas im Bereich der katholischen Kirche (etwa als Konsultor der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum und Berater der Schweizer Bischofskonferenz) und in der Gesellschaft, mit dem erklärten Ziel, den Antisemitismus als eine Sünde zu brandmarken, imponierte mir und es war mehr als eine Ehre, als ich auch beruflich nach Luzern gelangte, wo ich dieses Institut für ein Jahr leiten durfte. Damals habe ich Clemens als einen Menschen erlebt, der mit allem Herzblut mit dem Institut verbunden war, mit den damit verbundenen Ideen, mit dem Anliegen, das er und nur er in authentischer Weise zu vertreten meinte.
Seine Arbeit an den Gleichnissen, die ihn vor allem mit seinem jüdischen Kollegen Simon Lauer verband, war allseits gegenwärtig, ebenso wie sein Engagement für die von ihm mitbegründete Theologische Realenzyklopädie oder die Judaica et Christiana und den Freiburger Rundbrief. Als man mich einmal bei einer Fernsehsendung fragte, ob ich ein Buch empfehlen könnte, war es Clemens Thomas "Messiasprojekt", das mich zu einer langen Beschäftigung mit dem Thema Messias anregte, die ich schriftlich bisher nie abschloss oder gar veröffentlichte.
In Ansätzen hat sich damals leider schon die Krankheit bemerkbar gemacht, wie ich erst einige Jahre später wirklich bewusst registrierte. Stimmungsschwankungen, Aufbrausen und gelegentlich auch harte Worte vermochte ich erst im Nachhinein loszulösen von einer Person, die auf die Versöhnung von Juden und Christen, auf das Verbindende schaute und die christliche Theologie durch das Judentum zu bereichern suchte. Mit Kurt Schubert im Jahr 2007 und mit Clemens Thoma jetzt sind zwei Persönlichkeiten verstorben, die in Österreich und der Schweiz ein geändertes Bewusstsein für das Judentum geprägt haben.
Gerhard Langer, Institutsvorstand Institut für Judaistik, Universität Wien