Grußwort an die jüdische Gemeinde – Pessach und Ostern

Wie in den meisten Jahren fallen heuer Pessach und - sogar für orthodoxen Christen - das Osterfest zusammen. Das erinnert uns inmitten einer von Unsicherheit und Leid geprägten Welt an eine tiefe Wahrheit: Wir glauben miteinander an die Kraft G'ttes, die befreit, Leben schenkt und Hoffnung erneuert und die uns als Geschöpfe G'ttes über alle Unterschiede hinweg verbindet.

Pessach ist das Fest der Befreiung. Es erzählt von G'ttes Treue, von der Rettung aus Sklaverei und Unterdrückung, von der Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit und Gerechtigkeit. Die Geschichte des Exodus ist nicht nur Erinnerung, sondern ist eine fortwährende Verheißung: G'tt sieht das Leiden seines Volkes und führt es aus der Unterdrückung heraus in das Gelobte (d.h. versprochene) Land.

Ostern ist das Fest der Auferstehung. Es verkündet, dass Gottes Liebe immer stärker ist als der Tod, dass das Licht die Finsternis überwindet. In diesem Jahr feiern Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam die Auferstehung Christi – ein starkes Zeichen der Einheit in einer Welt, die nach Frieden und Versöhnung dürstet.

In diesem Jahr begehen wir unsere Feste in einer Zeit tiefer Erschütterung. Der Krieg im Nahen Osten, das Wiederaufleben des Antisemitismus, die zunehmende Gewalt in vielen Teilen der Welt drohen den Glauben an Befreiung und hoffnungsvolles Leben zu erschüttern. Pessach und Ostern rufen dazu auf, nicht zu verzweifeln, sondern gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Heiligung (Bewahrung) jedes einzelnen menschlichen Lebens einzutreten.

In diesem Jahr sind die Worte des Linzer Bischofs Manfred Scheuer eine wichtige Erinnerung: „Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben.“ Diese Einsicht verpflichtet die Kirchen, ihre jüdischen Wurzeln nicht nur zu respektieren, sondern sie als untrennbaren Teil des eigenen Glaubens zu erkennen. Die Geschichte des Christentums ist ohne das Judentum nicht möglich – und unser Dialog darf nicht bei Worten stehen bleiben, sondern muss sich in echtem Respekt und entschiedener Solidarität zeigen.

Unsere jüdischen und christlichen Feste erinnern uns daran, dass G'ttes Handeln nicht in der Vergangenheit stehen geblieben ist. G'tt befreit – G'tt / Der Lebendige führt zum Leben – auch heute.

In diesem Geist wünschen wir von Herzen Chag Pessach kascher v'sameach.

Möge Pessach und Ostern ein Fest der Hoffnung für uns alle sein.

Mit aufrichtiger Hochachtung, großer Verbundenheit und geschwisterlichen Grüßen,

Martin Jäggle, Präsident
Margit Leuthold, Vizepräsidentin
Willy Weisz, Vizepräsident
Yuval Katz Wilfing, Geschäftsführung
Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für die christlich-jüdische Zusammenarbeit 

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