Der Händedruck – ein Integrationszeichen mit Ablauf
Lange Zeit wurde die Weigerung mancher Muslime, Personen des anderen Geschlechts die Hand zu geben, als Beweis für Integrationsverweigerung propagiert: Es sei tiefst verankerte Tradition in unserem Land, dass jede und jeder jedem bzw. jeder die Hand zum Gruß reicht und dass die Weigerung daher der Nachweis der „ewigen Fremdheit“ sei. Diese Weigerung wurde meist auch als Herabwürdigung der Nicht-Muslime ausgegeben, obwohl die gleichen Regeln auch innerhalb des Islam gelten.
Auch streng ihre Religion praktizierende Juden geben einer Person des anderen Geschlechts nicht die Hand, gleichgültig ob Jüdin/Jude oder nicht. Der Grund hierfür ist die Auffassung, dass der Körperkontakt zwischen den Geschlechtern der Familie vorbehalten bleiben muss. Es zählt also nur das Geschlecht des Gegenübers, nicht sein Glaubensbekenntnis. Als Jude kann und will ich natürlich nicht islamische Traditionen erklären, aber ich nehme an, dass dies der Hintergrund ist.
Aber auch die „Pflicht“ zum Handschlag war und ist so allgemein nicht in unserem Land. Als noch Knigge, Elmayer und Co. in den Schulen am Stundenplan stand, habe ich gelernt, dass Ältere den Jüngeren, Vorgesetzte den Untergebenen und insbesondere Damen den Herren die Hand zum Gruße entgegenstrecken, niemals umgekehrt. Und wenn der Bevorrechtete nicht wollte, so unterblieb diese Form der Begrüßung. Im Zeitalter der Gleichberechtigung der Geschlechter sollte wohl auch Männern gestattet sein, den Händedruck zu verweigern.
Und auf einmal geht es auch anders: Es gehört plötzlich zum guten Ton, nicht die Hand zu geben. Das hätte ich mir eigentlich schon in früheren Jahren zu Zeiten der Grippewelle gewünscht. Damit hätten sicher viele auf das Grippevirus zurückzuführende Erkrankungen bis Todesfälle verhindert werden können – aber da gab es eben noch die bedauerliche Tradition des Hände-Geben-Müssens.
Vielleicht hilft auch ein Nachdenken über den Ursprung dieser „Tradition“; wieso wird Kindern gegenüber so stark betont, doch die „schöne“ (=rechte) Hand zu geben. Die richtige Hand für einen „herzlichen“ Gruß wäre doch die linke, die noch dazu meist sauberer ist, da ja die meisten Menschen in erster Linie die rechte Hand zum Arbeiten nutzen. Die „Verpflichtung“, die rechte Hand zum Gruß entgegenzustrecken, verhinderte, dass der Entgegenkommende den links im Gurt steckenden Dolch oder das Schwert ziehen konnte. Gibt es für darauf aufbauende Traditionen noch Bedarf?
Hoffentlich schafft es das Corona-Virus, dass das potentiell sogar gesundheitsgefährdende Hand-Geben als notwendiger Nachweis der Verbundenheit mit Österreich endgültig begraben wird.
Willy Weisz
Auch streng ihre Religion praktizierende Juden geben einer Person des anderen Geschlechts nicht die Hand, gleichgültig ob Jüdin/Jude oder nicht. Der Grund hierfür ist die Auffassung, dass der Körperkontakt zwischen den Geschlechtern der Familie vorbehalten bleiben muss. Es zählt also nur das Geschlecht des Gegenübers, nicht sein Glaubensbekenntnis. Als Jude kann und will ich natürlich nicht islamische Traditionen erklären, aber ich nehme an, dass dies der Hintergrund ist.
Aber auch die „Pflicht“ zum Handschlag war und ist so allgemein nicht in unserem Land. Als noch Knigge, Elmayer und Co. in den Schulen am Stundenplan stand, habe ich gelernt, dass Ältere den Jüngeren, Vorgesetzte den Untergebenen und insbesondere Damen den Herren die Hand zum Gruße entgegenstrecken, niemals umgekehrt. Und wenn der Bevorrechtete nicht wollte, so unterblieb diese Form der Begrüßung. Im Zeitalter der Gleichberechtigung der Geschlechter sollte wohl auch Männern gestattet sein, den Händedruck zu verweigern.
Und auf einmal geht es auch anders: Es gehört plötzlich zum guten Ton, nicht die Hand zu geben. Das hätte ich mir eigentlich schon in früheren Jahren zu Zeiten der Grippewelle gewünscht. Damit hätten sicher viele auf das Grippevirus zurückzuführende Erkrankungen bis Todesfälle verhindert werden können – aber da gab es eben noch die bedauerliche Tradition des Hände-Geben-Müssens.
Vielleicht hilft auch ein Nachdenken über den Ursprung dieser „Tradition“; wieso wird Kindern gegenüber so stark betont, doch die „schöne“ (=rechte) Hand zu geben. Die richtige Hand für einen „herzlichen“ Gruß wäre doch die linke, die noch dazu meist sauberer ist, da ja die meisten Menschen in erster Linie die rechte Hand zum Arbeiten nutzen. Die „Verpflichtung“, die rechte Hand zum Gruß entgegenzustrecken, verhinderte, dass der Entgegenkommende den links im Gurt steckenden Dolch oder das Schwert ziehen konnte. Gibt es für darauf aufbauende Traditionen noch Bedarf?
Hoffentlich schafft es das Corona-Virus, dass das potentiell sogar gesundheitsgefährdende Hand-Geben als notwendiger Nachweis der Verbundenheit mit Österreich endgültig begraben wird.
Willy Weisz