ABRAHAM UND DER DIALOG DER RELIGIONEN

Graz. „Abraham – Basis für den interreligiösen Dialog von Judentum, Christentum und Islam?“ hieß das Thema einer Veranstaltung, zu der das Grazer Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Zusammenarbeit mit der Katholisch-theologischen Fakultät am 13.November 2012 eingeladen hatte.
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as Interesse an diesem Thema war erfreulich groß, jedenfalls füllte sich der Hörsaal 47.11. bis auf den letzten Platz. Professorin Ulrike Bechmann faszinierte die Hörerschaft mit ihrem Eingangsvortrag, in dem sie in überzeugender Weise ihre These darlegte, die sie in ihrer Habilitation entwickelt hatte: Abraham eignet sich nicht als gemeinsame Basis für den interreligiösen Dialog. Warum dies so ist, entfaltete sie, indem sie auf die Bedeutung von Abraham in der hebräischen Bibel, der frühjüdischen Tradition, dem Neuen Testament und Ibrahim im Koran einging. In jeder dieser Traditionen wird unter Abraham etwas völlig anderes verstanden. Wir können daher von „vielen Vätern Abraham“ sprechen, so Bechmann. Dabei falle auf, dass Abraham im Christentum nicht wie im Judentum und Islam identitätsstiftend sei, so Bechmann.
ABRAHAM ALS VERBINDENDER BEZUGSPUNKT?
Die Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Graz hält die Schöpfungstheologie als Dialogbasis für geeigneter als den Topos Abraham. Das Paradigma vom Menschen als Ebenbild Gottes könne die gemeinsame theologische Basis für den Dialog von Judentum, Christentum und Islam sein und hätte den Vorteil, auch anschlussfähig im säkular-politischen Bereich zu sein, so z.B. an die Menschenrechte, die von der Würde aller Menschen sprechen.
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In der anschließenden Podiumsdiskussion legten Theodor Much, Präsident der liberalen jüdischen Gemeinde in Wien, und Driss Tabaalite von der islamischen Glaubensgemeinschaft in Graz die Bedeutsamkeit Abrahams für ihre eigene Glaubenstradition dar. Abraham, Noah oder Adam? Welcher Bezug für den interreligiösen Dialog die geeignetste Basis bieten könne, wurde zwar diskutiert, aber nicht eindeutig beantwortet. Dr. Much hob des Weiteren hervor, wie wichtig ihm Respekt und Akzeptanz des Dialogpartners und der Verzicht auf Mission als Voraussetzung für ein interreligiöses Gespräch sind. Tabaalite - auf eine konkrete Koranstelle angesprochen - machte deutlich, dass der jeweilige historische Kontext wichtig sei, um einen Korantext angemessen zu verstehen. Alle Diskutierenden waren sich darin einig, dass der interreligiöse Trialog geführt werden solle, dieser aber den christlich-jüdischen Dialog keinesfalls überflüssig mache.
Sabine Maurer, die den Abend moderierte, eröffnete dann die Möglichkeit für das Publikum, sich an der Diskussion zu beteiligen. Diese Möglichkeit wurde gerne und rege wahrgenommen.
Als Dank überreichte Sabine Maurer der Referentin des Abends, Professorin Bechmann, sowie Doktor Tabaalite die kürzlich erschienene Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche A. und H.B. in Österreich zum Islam „Respektvoll miteinander“. Droktor Much erhielt die Erklärung der reformatorischen Kirchen Europas zum Verhältnis von Christen und Juden „Kirche und Israel“ als Geschenk. Im Anschluss lud das Grazer Komitee zu Brot und Getränken ein, um das Gespräch zu vertiefen und Begegnung zu ermöglichen. Die Einladung wurde gerne angenommen.
Sabine Maurer
 

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