IDENTITÄTEN - RELIGIÖSES SELBSTBEWUSSTSEIN UND DER DIALOG DER BEKENNTNISSE

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In diesem Heft finden Sie die Referate unserer Jahrestagung 2008 „Identitäten – Religiöses Selbstbewusstsein und der Dialog der Bekenntnisse“ dokumentiert. Ich danke den Referentinnen und Referenten, dass alle uns ihre hervorragenden Vorträge zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.

Identität ist etwas ganz Individuelles, Persönliches, etwas, das einen selbst, die eigenen politischen und religiösen Überzeugungen unverwechselbar macht. Und doch entsteht diese Identität in mannigfaltigen Abhängigkeiten: persönlichen Konstellationen, im gesellschaftlichen, regionalen und geschichtlichen Umfeld. Sie ist zum Teil Frucht aktiver eigener Entscheidungen und des individuellen Gestaltungswillens, zum anderen Teil wird sie unreflektiert durch das Umfeld geprägt. Identitätsbildung kann gezielt gesteuert werden: Religiöse, politische oder wirtschaftliche Institutionen hatten/ haben ein Interesse, Identitätsbildung gezielt in eine – ihnen genehme – Richtung voran zu treiben. Identitäten orientieren sich an einem Vorbild, eifern ihm nach oder lehnen es ab und versuchen für sich genau das Gegenteil des Vorbilds zu verwirklichen. Im großen Stil erleiden wir in der Politik, wie „österreichische“ gegen „ausländische“ Identitäten konstruiert und politisch gegeneinander ausgespielt werden.
Von diesen Prozessen handelte die Jahrestagung 2008 des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit Anfang Mai in Salzburg. Die Referentinnen und Referenten haben uns gezeigt, wie Identitäten in wechselseitiger Abhängigkeit entstehen, d.h. auch bewusst konstruiert werden. Besonders aufschlussreich ist diese Thematik natürlich für das christlich-jüdische Verhältnis. Nicht nur die traditionelle Betrachtungsweise gilt, dass christliche Positionen sich anhand jüdischer Traditionen gebildet haben, sondern auch in umgekehrter Richtung: Die Entwicklung jüdischer Feste und jüdisches Denken haben sich immer wieder auch auf das Christentum bezogen, sich mit ihm auseinandergesetzt und versucht, seine Themen im Geist des jüdischen Selbstverständnisses aufzugreifen und zu integrieren. Eine totale Abschottung der jüdischen Gemeinschaft in einer zahlenmäßig übermächtigen christlichen Gesellschaft mit all ihren wechselseitigen persönlichen und wirtschaftlichen Verflechtungen ist auch wohl kaum vorstellbar, wenn auch eine Überlieferung, die das Gegenteil für sich in Anspruch nimmt, vielleicht hilfreich sein mag, die Identität als Minderheit zu stärken.
Womit wir wieder beim Thema wären.
Ich wünsche Ihnen viel persönlichen Gewinn bei der Lektüre der Referate. Solche Tagungsbeiträge sind immer wieder Gelegenheit, sich wie in einem Brennpunkt einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Diskussionen zu verschaffen.
Markus Himmelbauer

INHALT
„Islamisch-christliche Zivilisation“ versus „jüdisch-christliche Zivilisation“ Zu einer historisch-orientalistischen Debatte um Religion und Identität
Von Michael Mitterauer Über die Anderen reden Neuere Forschung über die Anfänge jüdischer und christlicher Identitäten
Von Susanne Plietzsch Jüdische Identität als universale Identität Der Philosoph Hermann Cohen
Von Gerhard Langer Katholische Identität in Salzburg nach der Vertreibung der Protestanten (1731 – 1920) Von Alfred Rinnerthaler

Emotionen und Imaginationen Israelbilder in Österreich (1948 – 2006)
Von Helga Embacher
Umfang: 72 Seiten
Bestellung: Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Preis: 5 Euro zzgl. Versandspesen

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