WAS DURCH LEBEN TRÄGT


Wien. Der Wert einer Gesellschaft wird einmal daran gemessen werden, wie sie ihre Alten behandelt hat. Ausgehend von diesem Satz Albert Einsteins fand am 17.11.2011 ein gemeinsames Schulprojekt dreier Gymnasien statt. 30 Schülerinnen und Schüler des Akademischen Gymnasiums (AKG), des Zwi Perez Chajes (ZPC) Gymnasiums  und des Evangelischen Gymnasiums trafen einander, um ältere Menschen mit jüdischem und christlichem Hintergrund zu befragen, welche Symbole, Werte und Erinnerungen sie durchs Leben getragen haben.
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Nach einer Kennenlernrunde und zwei Einstiegsreferaten (Einführung ins Judentum/Christentum mit dem Schwerpunkt, was die jeweiligen Religionen zum Umgang mit alten Menschen sagen) begegneten SchülerInnen und alte Menschen einander im „Elternheim“ des Maimonideszentrums, das gleich an das jüdische Gymnasium baulich angeschlossen ist. Dieser Bau und die Tatsache, dass auch das Evangelische Gymnasium direkt im Obergeschoß der Schule ein Altenheim der Diakonie untergebracht hat, lässt darauf schließen, dass sowohl von Seiten der Schulen als auch von Seiten der Seniorenheime der Kontakt, die Verbindung von Jung und Alt  geplant und erwünscht war und ist. Trotzdem passiert die direkte Begegnung oft nicht so leicht einfach nur „en passant“.
Dieses Projekt, das von Mag. Ruth Schelander-Glaser (Religions- und Ethiklehrerin am AKG) konzipiert und in Zusammenarbeit mit Rav Moshe Baumel (Religiöser Leiter des ZPC-Gymnasiums und Pfr.in Mag. Heike Wolf (Religionslehrerin am Evangelischen Gymnasium) durchgeführt wurde, sollte ein Beitrag zum generationsübergreifenden Lernen sein. Es wurde gleichzeitig auch zu einem Beispiel für schulübergreifendes Lernen und jüdisch-christlichen Dialog auf Basisebene.
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SCHULE DER GENERATIONEN
Warum ist der Dialog von jungen und alten Menschen so wichtig? Zum Einen für junge Menschen, um zu lernen, was für einen großen Schatz an Erfahrungen und Wissen alte Menschen oft in sich tragen, zum Anderen für alte Menschen, um dran zu bleiben am Leben, an dem, was die Gesellschaft heute prägt, um nicht alleine und unbesucht in einem Einzelzimmer zu verkümmern.
Eine Schule der Generationen könnte ein dauerhafter Ort der Begegnung sein, an dem aktive SeniorenInnen zusammen mit den SchülerInnen voneinander lernen. Durch das Miteinander der Generationen lernen die SchülerInnen, andere Wertesysteme kennen und akzeptieren, und  – ganz nebenbei – auch Geduld und Verständnis zu entwickeln. In unserer Gesellschaft gibt es dahingehend leider oft viel Kälte – gerade im Umgang mit älteren Menschen. Das, was sie erlebt und manchmal auch überlebt haben, wird gering geschätzt. Die Schätze, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt haben, werden nicht gesehen oder als wertvoll erkannt. Diese „Schätze“ sichtbar zu machen, war Ziel des Projektes.
FRAGEN
„Welche Symbole, welche Gedanken oder Erinnerungen haben Sie durchs Leben getragen?“ „Was war der Tag in Ihrem Leben, der Sie am meisten geprägt hat?“ oder „Was möchten Sie uns als 'Lebensweisheit' mit auf den Weg geben?“, das waren einige der Fragen die die SchülerInnen den älteren Menschen gestellt haben. Herausgekommen sind – Dank der wunderbaren Erinnerungsstücke und Dank der sehr offenen und ehrlichen Antworten die die älteren Menschen gegeben haben – Plakate, die die SchülerInnen im Laufe einer Woche in ihren Schulen gebastelt haben. Am 29.11.2011 wurden diese im Rahmen eines stimmungsvollen Präsentationsabends im Festsaal des Akademischen Gymnasiums vorgestellt.
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KÄPT'N NOAHS SCHWIMMENDER ZOO
Ums Getragen-Werden oder auch Sich-getragen-Fühlen ging es im ersten Teil des Abends, um die Geschichte der Arche Noah, die Alt und Jung, Groß und Klein, Männer und Frauen, Menschen und Tiere durchgetragen hat durch schwerste Zeiten. Diese Geschichte, die Judentum und Christentum verbindet, wurde vom Schulchor des Akademischen Gymnasiums unter der Leitung von Frau Dr. Gabriele Eder-Lindinger auf humorvolle Art und Weise – mit einem Augenzwinkern sozusagen – singend erzählt. Die Darbietung von „Käpt’n Noahs schwimmender Zoo“, einer Popkantate, die von einem ehemaligen (in der NS-Zeit „umgeschulten“) Schüler des Akademischen Gymnasiums, dem international bekannten Musiker und Komponisten Josef Horovitz komponiert wurde, begeisterte die ca. 150 Gäste.
Im zweiten Teil des Abends hatten die Gäste die Möglichkeit, den Projekterfahrungen der SchülerInnen zu lauschen, sowie die schön gestalteten Plakate (über das Leben und die mitgebrachten Symbole der Interviewpartnerinnen) zu betrachten und zu studieren. Besonders berührend war dabei die Anwesenheit der älteren Damen, die es sich trotz teilweiser Gehbehinderungen nicht nehmen ließen, an diesem Abend dabei zu sein, die sich freuten, „ihr“ Plakat ausgestellt zu sehen und die mehr als einmal sagten: „Bitte, wir wünschen uns nur eines: Dass Sie bald einmal wieder zu uns kommen. Das war so schön – diese vielen jungen Menschen … so viel Leben …“
Als kleines
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Dankeschön überreichten die SchülerInnen am Schluss ihren Interview-Partnerinnen einen blühenden Zweig – ein kleines Symbol, das unser Projekt ein Zeichen der Hoffnung sein sollte, in einer manchmal sehr kalten Welt.
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.
(Schalom Ben Chorin)

DAS SAGEN EIN SCHÜLER UND EINE SCHÜLERIN
Als wir erfahren haben, dass wir ein Projekt mit dem jüdischen Gymnasium haben würden, waren wir alle sehr gespannt. Zu Beginn war die Stimmung unter uns etwas zurückhaltend, doch mit der Zeit wurden wir immer lockerer, bis wir dann auch ganz entspannt gemeinsam in der Synagoge saßen und am Ende des Projekts unsere Nummern bzw. Facebook-Kontakte austauschten. Es war unglaublich interessant zu sehen, wie die jüdischen Schüler ihren Schulalltag verbringen. Außerdem konnten wir viel von den älteren Menschen lernen, mit denen wir uns unterhalten haben. Ganz besonders spannend fand ich auch die Tatsache, dass dieses Projekt ein schulübergreifendes Projekt war, was es (leider) nur ganz selten gibt.
Maximilian Rudolph, 7B

Dieses Projekt war für mich ein sehr prägendes – schade, dass so etwas nicht viel öfter stattfindet! Das Zusammentreffen der drei Schulen hat mir weitergeholfen, andere Kulturen/ Religionen und Menschen zu verstehen und es war toll zu merken, dass die Schülerinnen und Schüler aller drei Schulen so viele Gemeinsamkeiten hatten. Das, was uns die älteren (teils in sehr hohem Alter!) Damen alles erzählt haben, war bemerkenswert. Ich habe gelernt, dass man viel mehr über die Vergangenheit sprechen sollte, mit Verwandten, solange es noch möglich ist. Das ganze Projekt wird mir sehr positiv in Erinnerung bleiben, vor allem das Leben unserer Interviewpartnerin.
Agnes Pregartner, 7B

Bericht: Ruth Schelander-Glaser

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