BRIEF AN PAX CHRISTI ÖSTERREICH

Pax Christi Österreich hat im März 2010 ein Memorandum zum Israel-Palästina-Konflikt verfasst, zu lesen auf www.paxchristi.at (.pdf, 28 kb) Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat darauf ein kurzes Antwortschreiben verfasst.




Wir begrüßen die differenzierte Herangehensweise an das Thema, indem ihr immer wieder darauf verweist, dass es mehrere Blickwinkel in diesem Konflikt gibt. Die Visionen eines nachhaltigen Friedens und für Gerechtigkeit und Versöhnung können wir mittragen, wenn wir auch zu diesem Ziel hin wohl teilweise unterschiedliche Wege verstehen.

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Pax Christi werden sich ihrer Sichtweise des Konflikts wohl nicht einig werden. Uns leiten nun einmal unterschiedliche Vorentscheidungen bei der Beurteilung der Lage. Doch bitte ich um eine saubere und ehrliche Argumentation.

Pax Christi beschreibt seine Rolle in dieser Auseinandersetzung einerseits als Mediator zwischen den Fronten, andererseits unterstreicht ihr eure „besondere Parteinahme für die PalästinenserInnen“. Letzteres wird auch deutlich an eurer Auswahl politischer und historischer Bezugspunkte. Beide Rollen gleichzeitig einnehmen zu wollen, ist jedoch ein Widerspruch. Das wisst ihr als Profis der Friedensarbeit: Ein Mediator braucht absolute Neutralität. Welchem Aspekt des Memorandums also sollen wir vertrauen?

Im selben Abschnitt bezieht ihr euch auf Dietrich Bonhoeffer, wenn ihr euch verpflichtet seht, „dem Rad in die Speichen zu fallen“. Bonhoeffer ist bekannt für seinen Satz: „Wer nicht für die Juden schreit, soll auch nicht gregorianisch singen.“ Wir finden es unangebracht, ihn nun als Kronzeugen gegen eine bestimmte Politik des Staates Israel zu verwenden.

So fühlt sich der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit durch die Anspielung auf seinen Namen vereinnahmt. Wie sieht es denn tatsächlich aus, dass für Pax Christi das Engagement für eine Lösung des Konflikts mit Bezug auf unsere Initiative ein „besonderes Anliegen“ ist? Noch dazu, da dieses Thema nicht im Zentrum unserer Arbeit steht.

Konkret würde das etwa heißen, jüdisches Selbstverständnis bewusst wahrzunehmen, etwa in der Beurteilung der Landverheißung. Diese ist nicht eine fundamentalistische Bezugnahme auf die Bibel – Stichwort „Grundbuch Gottes“ – sondern eine gelebte, stets lebendige Glaubenshaltung im Judentum, sei es im babylonischen Exil oder im nationalistischen Europa des 19. Jahrhunderts zweieinhalb Jahrtausende später. Eckpunkte dazu formulieren etwa die vatikanischen „Hinweise für eine richtige Darstellung von Juden und Judentum in der Predigt und Katechese der katholischen Kirche“ vom 24.06.1985:

Die Geschichte Israels ist mit dem Jahr 70 nicht zu Ende. Sie wird sich fortsetzen, besonders in einer zahlreichen Diaspora, die es Israel erlaubt, das oft heldenhafte Zeugnis seiner Treue zum einzigen Gott in die ganze Welt zu tragen und „ihn im Angesicht aller Lebenden zu verherrlichen“ (Tob 13,4) und dabei doch die Erinnerung an das Land der Väter im Herzen seiner Hoffnungen zu bewahren. Die Christen sind dazu aufgefordert, diese religiöse Bindung zu verstehen, die in der biblischen Tradition tief verwurzelt ist.
Wir bitten euch daher, den Verweis auf den Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in eurem Memorandum zu streichen. Das soll jedoch keinen Abbruch der Beziehungen und des Dialogs bedeuten.

Im Namen des Vorstands des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Markus Himmelbauer

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