Erklärung zum Tod von Papst Franziskus
02/05/25 Stellungnahmen
Das Ableben von Papst Franziskus erfüllt uns im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit tiefer Trauer. Mit großer Dankbarkeit erinnern wir uns an sein weichenstellendes Wirken im christlich-jüdischen Dialog.
Seine Wahl haben wir mit Freude begrüßt. „Angesichts der langjährigen engen und freundschaftlichen Kontakte, die Papst Franciscus mit jüdischen Gemeinden und Einzelpersonen in Argentinien pflegte“ durften wir erwarten, dass „der Dialog mit den Juden ihm ein fast ebenso großes Anliegen ist, wie die von ihm persönlich überbrachte Hilfe und Anteilnahme für die Armen und von der Wohlstandsgesellschaft Vergessenen seiner Heimat." Seine Dialoge mit seinem argentinischen Freund Rabbiner Abraham Skorka sind Vorbild für das christlich-jüdische Verhältnis im 21. Jahrhundert. Was der Papst und Skorka zeigten, ist "das gemeinsame Unterwegssein als Freunde" (Phil Cunningham).“ Eine typische "Franziskus-Geste" war, dass er bei der Audienz im Zuge der Jahrestagung des ICCJ 2015 in Rom entgegen dem vorgesehenen Protokoll darauf bestanden hat, nicht nur die Mitgliedern des Vorstands persönlich zu begrüßen, sondern jedem einzelnen Teilnehmenden die Hand zu schütteln.
Bereits am Tag seiner Wahl schrieb Papst Franziskus seinem neuen Nachbarn Riccardo Di Segni, dem Oberrabbiner von Rom, einen persönlichen Brief. Schon mit „Evangelii gaudium“, dem programmatischen Schreiben zu Beginn seines Pontifikats, und auch danach hat er eine neue Tür hin zum Judentum aufgestoßen. Demnach kann christliche Theologie ohne Gespräch mit jüdischer Theologie nicht angemessen betrieben werden, weil das Christentum bleibend auf das Judentum verwiesen ist. Franziskus setzte in der Vertiefung des Konzilsdokuments Nostra Aetate neue Akzente auf der Beziehungsebene: "Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu."
Von Freundschaft mit Jüdinnen und Juden zu reden öffnet eine neue Dimension. So konnten auch orthodoxe Rabbiner in einer gemeinsamen Stellungnahme (Den Willen unseres Vaters tun, 2015) von jüdische Seite versichern, Christ:innen könnten ebenso "aktive, brüderliche Liebe" erwarten.
In der letzten Zeit überschattete die lange ausbleibende Verurteilung des Hamas-Gemetzels vom 7. Oktober 2023, über die er in seiner Biographie „Hoffe“ (Dezember 2024) deutliche Worte fand.
Der Ostermontag ruft Christinnen und Christen dazu auf, weiter über den Horizont hinaus auf das Leben zu schauen, das von Gott gegeben ist.
Deshalb sind Christen getrost im Glauben, dass Papst Franzsikus in den Trost der Auferstehung bei Gott hinein gestorben ist.
Im Namen des Vorstandes des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Willy Weisz, Vizepräsident, Margit Leuthold, Vizepräsidenten, Martin Jäggle, Präsident, Yuval Katz-Wilfing, Geschäftsführer
Seine Wahl haben wir mit Freude begrüßt. „Angesichts der langjährigen engen und freundschaftlichen Kontakte, die Papst Franciscus mit jüdischen Gemeinden und Einzelpersonen in Argentinien pflegte“ durften wir erwarten, dass „der Dialog mit den Juden ihm ein fast ebenso großes Anliegen ist, wie die von ihm persönlich überbrachte Hilfe und Anteilnahme für die Armen und von der Wohlstandsgesellschaft Vergessenen seiner Heimat." Seine Dialoge mit seinem argentinischen Freund Rabbiner Abraham Skorka sind Vorbild für das christlich-jüdische Verhältnis im 21. Jahrhundert. Was der Papst und Skorka zeigten, ist "das gemeinsame Unterwegssein als Freunde" (Phil Cunningham).“ Eine typische "Franziskus-Geste" war, dass er bei der Audienz im Zuge der Jahrestagung des ICCJ 2015 in Rom entgegen dem vorgesehenen Protokoll darauf bestanden hat, nicht nur die Mitgliedern des Vorstands persönlich zu begrüßen, sondern jedem einzelnen Teilnehmenden die Hand zu schütteln.
Bereits am Tag seiner Wahl schrieb Papst Franziskus seinem neuen Nachbarn Riccardo Di Segni, dem Oberrabbiner von Rom, einen persönlichen Brief. Schon mit „Evangelii gaudium“, dem programmatischen Schreiben zu Beginn seines Pontifikats, und auch danach hat er eine neue Tür hin zum Judentum aufgestoßen. Demnach kann christliche Theologie ohne Gespräch mit jüdischer Theologie nicht angemessen betrieben werden, weil das Christentum bleibend auf das Judentum verwiesen ist. Franziskus setzte in der Vertiefung des Konzilsdokuments Nostra Aetate neue Akzente auf der Beziehungsebene: "Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu."
Von Freundschaft mit Jüdinnen und Juden zu reden öffnet eine neue Dimension. So konnten auch orthodoxe Rabbiner in einer gemeinsamen Stellungnahme (Den Willen unseres Vaters tun, 2015) von jüdische Seite versichern, Christ:innen könnten ebenso "aktive, brüderliche Liebe" erwarten.
In der letzten Zeit überschattete die lange ausbleibende Verurteilung des Hamas-Gemetzels vom 7. Oktober 2023, über die er in seiner Biographie „Hoffe“ (Dezember 2024) deutliche Worte fand.
Der Ostermontag ruft Christinnen und Christen dazu auf, weiter über den Horizont hinaus auf das Leben zu schauen, das von Gott gegeben ist.
Deshalb sind Christen getrost im Glauben, dass Papst Franzsikus in den Trost der Auferstehung bei Gott hinein gestorben ist.
Im Namen des Vorstandes des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Willy Weisz, Vizepräsident, Margit Leuthold, Vizepräsidenten, Martin Jäggle, Präsident, Yuval Katz-Wilfing, Geschäftsführer
Grußwort an die jüdische Gemeinde – Pessach und Ostern
22/04/25 Praxis
Wie in den meisten Jahren fallen heuer Pessach und - sogar für orthodoxen Christen - das Osterfest zusammen. Das erinnert uns inmitten einer von Unsicherheit und Leid geprägten Welt an eine tiefe Wahrheit: Wir glauben miteinander an die Kraft G'ttes, die befreit, Leben schenkt und Hoffnung erneuert und die uns als Geschöpfe G'ttes über alle Unterschiede hinweg verbindet.
Pessach ist das Fest der Befreiung. Es erzählt von G'ttes Treue, von der Rettung aus Sklaverei und Unterdrückung, von der Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit und Gerechtigkeit. Die Geschichte des Exodus ist nicht nur Erinnerung, sondern ist eine fortwährende Verheißung: G'tt sieht das Leiden seines Volkes und führt es aus der Unterdrückung heraus in das Gelobte (d.h. versprochene) Land.
Ostern ist das Fest der Auferstehung. Es verkündet, dass Gottes Liebe immer stärker ist als der Tod, dass das Licht die Finsternis überwindet. In diesem Jahr feiern Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam die Auferstehung Christi – ein starkes Zeichen der Einheit in einer Welt, die nach Frieden und Versöhnung dürstet.
In diesem Jahr begehen wir unsere Feste in einer Zeit tiefer Erschütterung. Der Krieg im Nahen Osten, das Wiederaufleben des Antisemitismus, die zunehmende Gewalt in vielen Teilen der Welt drohen den Glauben an Befreiung und hoffnungsvolles Leben zu erschüttern. Pessach und Ostern rufen dazu auf, nicht zu verzweifeln, sondern gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Heiligung (Bewahrung) jedes einzelnen menschlichen Lebens einzutreten.
In diesem Jahr sind die Worte des Linzer Bischofs Manfred Scheuer eine wichtige Erinnerung: „Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben.“ Diese Einsicht verpflichtet die Kirchen, ihre jüdischen Wurzeln nicht nur zu respektieren, sondern sie als untrennbaren Teil des eigenen Glaubens zu erkennen. Die Geschichte des Christentums ist ohne das Judentum nicht möglich – und unser Dialog darf nicht bei Worten stehen bleiben, sondern muss sich in echtem Respekt und entschiedener Solidarität zeigen.
Unsere jüdischen und christlichen Feste erinnern uns daran, dass G'ttes Handeln nicht in der Vergangenheit stehen geblieben ist. G'tt befreit – G'tt / Der Lebendige führt zum Leben – auch heute.
In diesem Geist wünschen wir von Herzen Chag Pessach kascher v'sameach.
Möge Pessach und Ostern ein Fest der Hoffnung für uns alle sein.
Mit aufrichtiger Hochachtung, großer Verbundenheit und geschwisterlichen Grüßen,
Martin Jäggle, Präsident
Margit Leuthold, Vizepräsidentin
Willy Weisz, Vizepräsident
Yuval Katz Wilfing, Geschäftsführung
Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für die christlich-jüdische Zusammenarbeit
Pessach ist das Fest der Befreiung. Es erzählt von G'ttes Treue, von der Rettung aus Sklaverei und Unterdrückung, von der Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit und Gerechtigkeit. Die Geschichte des Exodus ist nicht nur Erinnerung, sondern ist eine fortwährende Verheißung: G'tt sieht das Leiden seines Volkes und führt es aus der Unterdrückung heraus in das Gelobte (d.h. versprochene) Land.
Ostern ist das Fest der Auferstehung. Es verkündet, dass Gottes Liebe immer stärker ist als der Tod, dass das Licht die Finsternis überwindet. In diesem Jahr feiern Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam die Auferstehung Christi – ein starkes Zeichen der Einheit in einer Welt, die nach Frieden und Versöhnung dürstet.
In diesem Jahr begehen wir unsere Feste in einer Zeit tiefer Erschütterung. Der Krieg im Nahen Osten, das Wiederaufleben des Antisemitismus, die zunehmende Gewalt in vielen Teilen der Welt drohen den Glauben an Befreiung und hoffnungsvolles Leben zu erschüttern. Pessach und Ostern rufen dazu auf, nicht zu verzweifeln, sondern gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Heiligung (Bewahrung) jedes einzelnen menschlichen Lebens einzutreten.
In diesem Jahr sind die Worte des Linzer Bischofs Manfred Scheuer eine wichtige Erinnerung: „Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben.“ Diese Einsicht verpflichtet die Kirchen, ihre jüdischen Wurzeln nicht nur zu respektieren, sondern sie als untrennbaren Teil des eigenen Glaubens zu erkennen. Die Geschichte des Christentums ist ohne das Judentum nicht möglich – und unser Dialog darf nicht bei Worten stehen bleiben, sondern muss sich in echtem Respekt und entschiedener Solidarität zeigen.
Unsere jüdischen und christlichen Feste erinnern uns daran, dass G'ttes Handeln nicht in der Vergangenheit stehen geblieben ist. G'tt befreit – G'tt / Der Lebendige führt zum Leben – auch heute.
In diesem Geist wünschen wir von Herzen Chag Pessach kascher v'sameach.
Möge Pessach und Ostern ein Fest der Hoffnung für uns alle sein.
Mit aufrichtiger Hochachtung, großer Verbundenheit und geschwisterlichen Grüßen,
Martin Jäggle, Präsident
Margit Leuthold, Vizepräsidentin
Willy Weisz, Vizepräsident
Yuval Katz Wilfing, Geschäftsführung
Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für die christlich-jüdische Zusammenarbeit
Tag des Judentums 2025 an der PPH Burgenland
Im Jahr 2000 hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich den 17. Jänner als besonderen Gedenktag eingeführt: den „Tag des Judentums“. Zu diesem Anlass sollen die gemeinsamen Wurzeln von Christentum und Judentum ebenso thematisiert werden wie das vielfache Unrecht, das Menschen jüdischen Glaubens in der Vergangenheit zuteil wurde. An der PPH Burgenland wurde der 26. Tag des Judentums mit einem Kurzsymposium begangen, das im Zeichen der Geschichte des Judentums stand.
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Jesus begegnet seinem Volk Israel Fest „Darstellung des Herrn“ Mariendom Linz, 2. Februar 2025
03/03/25 Praxis
Fest der Begegnung
Das heutige Fest der „Darstellung des Herrn“ wurde vor der Liturgiereform 1960 als „Mariä Lichtmess“ begangen. In der Ostkirche wurde es „Fest der Begegnung“ genannt: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet dem Gottesvolk Israel, vertreten durch Simeon und Hanna. Jesus begegnet zum ersten Mal seinem Volk: Jesus ist Jude. Das ist eine banale Selbstverständlichkeit, und wir wissen es längst - so scheint es. In der Tat, die Christen wissen seit den Tagen Jesu, dass er von Juden abstammte und selbst Jude war.
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Das heutige Fest der „Darstellung des Herrn“ wurde vor der Liturgiereform 1960 als „Mariä Lichtmess“ begangen. In der Ostkirche wurde es „Fest der Begegnung“ genannt: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet dem Gottesvolk Israel, vertreten durch Simeon und Hanna. Jesus begegnet zum ersten Mal seinem Volk: Jesus ist Jude. Das ist eine banale Selbstverständlichkeit, und wir wissen es längst - so scheint es. In der Tat, die Christen wissen seit den Tagen Jesu, dass er von Juden abstammte und selbst Jude war.
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