Poetikdozentur "Literatur und Religion"

PLAKAT HONIGMANN klein
am Dienstag, 21. Jänner 2020, 18.30 Uhr
BARBARA HONIGMANN: "Kafka und Proust. Schriftsteller sein, Jude sein"
Ort: Hörsaal 1, Hauptgebäude der Universität Wien, Universitätsring 1 (linker Seiteneingang, Hof 1)

Die Wiener "Poetikdozentur Literatur und Religion" beginnt das Jahr mit dem Vortrag einer jüdisch-deutschen Autorin. Barbara Honigmann (geb. 1949) gehört zur Generation jüdischer Schriftstellerinnen, die „danach“ geboren wurden, nach der Shoah – und die dennoch in deutscher Sprache schreiben. Ihre Eltern haben im Exil überlebt und zogen nach 1945 nach Ostberlin, wo Honigmann aufwächst. Später wird Honigmann, die zunächst am Theater arbeitete, drei Sprünge vollziehen: aus der DDR in den Westen, von Deutschland nach Frankreich und: in das orthodoxe Judentum, das sie für sich selbst wiederfindet, hinein. „Eine richtige Jüdin wollte ich werden“, berichtet sie.

Ihr literarisches Schaffen ist insbesondere geprägt von einfühlsamen Nachzeichnungen ihrer Familiengeschichte. Es beginnt mit dem Erzählband „Roman von einem Kinde“ (1986) und reicht bis zum jüngsten Roman „Georg“ (2019), einem Portrait von Honigmanns Vater. Eine Signatur der Werke Barbara Honigmanns ist dabei, dass sie immer auch existenzielle Fragen, ja Leitthemen jüdischen Denkens verhandeln: „Von den großen Dingen“ wolle sie sprechen, hat Honigmann einmal bemerkt, „nur davon, von Exil und Erlösung“. Honigmann, die heute in Straßburg lebt, hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Kleist-Preis (2000), den Max-Frisch-Preis (2011) und soeben den „Literaturpreis der Stadt Bremen“ (2020).

In Wien wird Barbara Honigmann einen Vortrag zum weiten Feld der „Jüdischen Literatur“ halten. „Was ist, was wäre eigentlich, gibt es eine jüdische Literatur?“ – dieser Frage will sie anhand zweier Schriftsteller erörtern, deren Biographien manche Parallele aufweisen. Zu Beginn des 1. Weltkriegs, so führt Honigmann aus, ziehen sich „zwei nicht mehr ganz junge Junggesellen, kinderlos, der eine in einer Welthauptstadt, in Paris, der andere in Prag, der Provinzhauptstadt eines Imperiums, das bald untergehen wird, also in feindlichen Lagern der Kriegsparteien in ihre Zimmer zurück“... um zu schreiben. „Kafka und Proust, Schriftsteller sein, Jude sein“ – so ist Honigmanns Poetikvorlesung betitelt.

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