Erklärung des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit zum Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof in Wien
06/12/23 Stellungnahmen
Eine Woche vor dem Gedenken an die Novemberpogrome am 9. November 1938, als die Synagogen brannten, und am Tag vor dem 3. Jahrestag des islamistischen Mordanschlags, der von vor dem Stadttempel seinen Ausgang nahm, macht uns der Brandanschlag auf die Zeremonienhalle des jüdischen Friedhof in Wien entsetzt und um die Möglichkeit angstfreier Religionsausübung sehr besorgt. Der jüdische Friedhof wird „Bet-ha-Chajim“, „Haus des Lebens“ genannt. Das Wort „Friedhof“ erinnert an Frieden. Der Ort gilt allen Religionen als heiliger Ort, die Störung der Totenruhe ist zivilgesellschaftlich Tabu und rechtlich strafbar. Das gilt es zu erinnern beim Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof beim 5. Tor des Wiener Zentralfriedhofs, gerade wenn von nur „Sachschaden“ gesprochen wird.
Zu oft wurden antisemitische Schändungen von Friedhöfen bagatellisiert. Wo führt das hin? 167 antisemitische Vorfälle in Österreich seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 sind keine Einzelfälle oder Bagatellen. Die „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ der Bundesregierung und die Etablierung des „Nationalen Forum gegen Antisemitismus“ sind wichtige notwendige Schritte, es braucht aber einen zivilgesellschaftlichen Schulterschluss bei der Erkenntnis, dass Judenhass und Judenfeindschaft jede Gesellschaft in ihren Wurzeln zerstören und daher keinen Platz haben dürfen. Das Lichtermeer heute und der 9. November nächste Woche stehen unter dem Schock des 7. Oktober 2023. Sie sind ein Weckruf, im betroffenen Gedenken aus der Vergangenheit zu lernen, was heute zu tun ist, was jede und jeder tun kann und muss.
Dr. Margit Leuthold, Vizepräsidentin (evang.),
Dr. Willy Weisz, (Vizepräsident, jüdisch),
Univ.-Prof.i.R. Dr. Martin Jäggle (Präsident, röm.-kath.),
Dr. Yuval Katz-Wilfling, Geschäftsführer
Dr. Margit Leuthold, Vizepräsidentin (evang.),
Dr. Willy Weisz, (Vizepräsident, jüdisch),
Univ.-Prof.i.R. Dr. Martin Jäggle (Präsident, röm.-kath.),
Dr. Yuval Katz-Wilfling, Geschäftsführer