„Was schert sich der liebe Gott darum, was wir essen?“ - Linz
12/02/24 Tag des Judentums
Rabbiner Hofmeister und Moraltheologe Rosenberger gingen beim diesjährigen Tag des Judentums spirituellen Fragen von Ernährung nach
Am 16.1.2024, dem Vorabend des Tags des Judentums, waren zahlreiche Besucher:innen der Einladung des christlich-jüdischen Komitees OÖ, der Katholischen Privat-Universität und anderen Kooperationspartner:innen zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Alles Koscher? Essen als Glaubens- und Identitätsfrage“ gefolgt.
Am 16.1.2024, dem Vorabend des Tags des Judentums, waren zahlreiche Besucher:innen der Einladung des christlich-jüdischen Komitees OÖ, der Katholischen Privat-Universität und anderen Kooperationspartner:innen zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Alles Koscher? Essen als Glaubens- und Identitätsfrage“ gefolgt.
Als Ehrengäste könnte der Hausherr Rektor Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Dr.in Charlotte Herman, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Senior Pfarrer Mag. Martin Eickhoff der Evangelischen Kirche OÖ und Landeshauptmann a.D. und Vorsitzender von Pro Oriente Sektion Linz Dr. Josef Pühringer begrüßt werden.
Den Hauptvortrag hielt Rabbiner Schlomo Hofmeister MSc., der in der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, aber auch in vielen Teilen Österreich als Seelsorger, Lehrer und Gutachter tätig ist. Seine sehr lebendigen und anschaulichen Ausführungen begann er mit der Frage „Was schert sich der liebe Gott darum, was wir essen?“ Die Antwort auf diese Frage beginnt mit der Tora, die die Grundlage aller Vorschriften im Judentum darstellt. Die Tora hat viele verschiedene Bedeutungsebenen und existieret nach jüdischem Verständnis als eine Art „Bauplan“, „DNA“ oder „Filmrolle“ schon seit jeher bei Gott. Die Auserwählung des Volkes Israel am Berg Sinai bedeutet Verantwortung und den Auftrag Licht für die Völker zu sein. Neben den 7 Geboten des Noach, die für alle Menschen zu halten sind, gibt es für Jüdinnen und Juden zusätzlich zahlreiche rituelle, spirituelle Gebote, die den „Gesundheitszustand der Seele“ betreffen, so Rabbiner Hofmeister. Diese machen aber Jüdinnen und Juden zu keinen besseren Menschen oder das Judentum nicht zu einer besseren Religion. Vielmehr gibt es verschiedene „Betriebssysteme“, wie Rabbiner Hofmeister bildlich ausführt. Den Interreligiösen Dialog, v.a. zwischen den monotheistischen Religionen, sieht er als religiöse Verpflichtung und Heiligung des Namens Gottes sowie als gesellschaftliches Zeichen.
Der katholische, in Linz lehrende Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger ging in seinem Eingangsstatement auf die strukturierende und ordnende Funktion von Speisevorschriften ein. Als verbindendes Element von Judentum und Christentum in Bezug auf Ernährung sieht er das Tischgebet, den Dank für Nahrung, also das Bewusstsein sich Gott zu verdanken. Er erwähnte auch das Thema „Schächten“ und bedauerte, dass es im Christentum keine religiöse Beschäftigung mit Schlachtvorgängen gibt.
Auch in der anschließenden von Dr.in Gudrun Becker, Referentin für Ökumene und Judentum der Diözese Linz, moderierten Diskussion wurde über Schlachtmethoden, Fastentraditionen, Eucharistie bzw. Abendmahl u.a.m. debattiert. Auch ganz praktische Fragen wurden beantwortet, z.B. warum Blütenhonig koscher ist und Waldhonig nicht.
Bei der Verkostung von koscherem Wein und koscheren Snacks wurden im Anschluss Austausch und Diskussionen noch weitergeführt.
Dr.in Gudrun Becker
Christlich-jüdisches Komitee OÖ/Fachstelle Ökumene und Judentum
Den Hauptvortrag hielt Rabbiner Schlomo Hofmeister MSc., der in der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, aber auch in vielen Teilen Österreich als Seelsorger, Lehrer und Gutachter tätig ist. Seine sehr lebendigen und anschaulichen Ausführungen begann er mit der Frage „Was schert sich der liebe Gott darum, was wir essen?“ Die Antwort auf diese Frage beginnt mit der Tora, die die Grundlage aller Vorschriften im Judentum darstellt. Die Tora hat viele verschiedene Bedeutungsebenen und existieret nach jüdischem Verständnis als eine Art „Bauplan“, „DNA“ oder „Filmrolle“ schon seit jeher bei Gott. Die Auserwählung des Volkes Israel am Berg Sinai bedeutet Verantwortung und den Auftrag Licht für die Völker zu sein. Neben den 7 Geboten des Noach, die für alle Menschen zu halten sind, gibt es für Jüdinnen und Juden zusätzlich zahlreiche rituelle, spirituelle Gebote, die den „Gesundheitszustand der Seele“ betreffen, so Rabbiner Hofmeister. Diese machen aber Jüdinnen und Juden zu keinen besseren Menschen oder das Judentum nicht zu einer besseren Religion. Vielmehr gibt es verschiedene „Betriebssysteme“, wie Rabbiner Hofmeister bildlich ausführt. Den Interreligiösen Dialog, v.a. zwischen den monotheistischen Religionen, sieht er als religiöse Verpflichtung und Heiligung des Namens Gottes sowie als gesellschaftliches Zeichen.
Der katholische, in Linz lehrende Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger ging in seinem Eingangsstatement auf die strukturierende und ordnende Funktion von Speisevorschriften ein. Als verbindendes Element von Judentum und Christentum in Bezug auf Ernährung sieht er das Tischgebet, den Dank für Nahrung, also das Bewusstsein sich Gott zu verdanken. Er erwähnte auch das Thema „Schächten“ und bedauerte, dass es im Christentum keine religiöse Beschäftigung mit Schlachtvorgängen gibt.
Auch in der anschließenden von Dr.in Gudrun Becker, Referentin für Ökumene und Judentum der Diözese Linz, moderierten Diskussion wurde über Schlachtmethoden, Fastentraditionen, Eucharistie bzw. Abendmahl u.a.m. debattiert. Auch ganz praktische Fragen wurden beantwortet, z.B. warum Blütenhonig koscher ist und Waldhonig nicht.
Bei der Verkostung von koscherem Wein und koscheren Snacks wurden im Anschluss Austausch und Diskussionen noch weitergeführt.
Dr.in Gudrun Becker
Christlich-jüdisches Komitee OÖ/Fachstelle Ökumene und Judentum