ICCJ KONFERENZ 2013

Aix en Provence. Im wunderschön gelegenen Tagungsort La Baume in der Nähe von Aix en Provence/ Frankreich fand vom 30. Juni bis 3. Juli 2013 die alljährliche Konferenz des ICCJ (International Council of Christians and Jews) statt. Etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, so viele wie noch nie in der bisherigen Geschichte der ICCJ, kamen hier zusammen, um sich mit dem Thema „Säkularität: Möglichkeit oder Gefahr für die Religionen? Französische Erfahrungen und globale Perspektiven" zu beschäftigen.
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Deborah Weissman, Präsidentin des ICCJ, hob am Sonntagabend in ihrer Eröffnungsansprache hervor, dass es nicht das Ziel der Konferenz sei, das französische Modell von Kirche und Staat "Laïcité" zu kritisieren, sondern Fragen aufzuwerfen, von der französischen Erfahrung zu lernen und als Außenstehende neue Perspektiven einzubringen.
ERINNERUNG AN JULES ISAAC
Zu Beginn der Tagung wurde an Jules Isaac erinnert, der vor 50 Jahren in Aix-en-Provence starb. Edouard Robberechts, emeritierter Dozent für jüdische Philosophie an der Universität Aix-Marseille, würdigte den Historiker Jules Isaac als einen der Gründer Amitié Judéo-Chrétienne de France (AJCF - Gesellschaft für jüdisch-christliche Freundschaft in Frankreich) nach dem 2. Weltkrieg. Sein lebenslanger Kampf für die historische Wahrheit führte ihn zur Beschäftigung mit dem Neuen Testament und seinem jüdisch historischen Kontext. Damit zeigte er, dass antisemitisch zu sein gleichzeitig bedeutet, gegen Jesus und anti-christlich zu sein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Isaac
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Am Montagmorgen begrüßte uns Pater Jean Mari Glé, der Verantwortliche für die theologische Abteilung der jesuitischen Kommunität in La Baume, unserem Tagungsort. Herzlich willkommen hießen uns ebenso die Erzbischöfe von Aix, Christophe Dufour, und von Marseille, Georges Pontier, welcher gerade zum Präsidenten der Bischofskonferenz in Frankreich gewählt worden war.
BLASPHEMIE UND DIE GRENZEN DER REDEFREIHEIT
Die Vorträge der Tagung beschäftigten sich mit verschiedenen Aspekten der Säkularität, so z.B. Gottesglauben und Demokratie, Säkularität und religiöse Praxis oder der Frage, ob die Moderne ohne Religion überleben kann (Gilles Bourquin). Der Freiheit der Rede und der Blasphemie aus muslimischer, jüdischer und säkularer Sicht war ein „runder Tisch" im Plenum gewidmet.
Wie immer gab es ein Angebot von verschiedenen Workshops zu ganz unterschiedlichen Themen. Von den 18 angebotenen Workshops seien drei herausgegriffen: Erstens die Vorstellung eines Studienprogramms für Erwachsene, in welchem diese sich mit Israel als Staat, Land, Nation, Volk in seiner Komplexität auseinandersetzen und neue Wege finden können, sich als Christen für Frieden und Gerechtigkeit zwischen Juden und Palästinensern einzusetzen (Peter Pettit), zweitens ein Workshop zu Ungarns bedrückend vertrautem Antisemitismus (Markus Himmelbauer) und drittens eine Arbeitsgruppe, die die Frage aufgriff, ob die männliche Beschneidung im Widerspruch zu den Menschenrechten steht (Friedhelm Pieper).
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Wie immer gab es auch zwei Exkursionen, einmal in die malerische Stadt Aix-en-Provence, die wir bei einer Führung kennenlernten und in der uns durch die Vizebürgermeisterin Merger im Park-Pavillon Vendôme ein freundlicher Empfang bereitet wurde.
Eine weitere Exkursion führte uns in das ehemalige Internierungs- und Transitlager „Camp des Milles", das einzige von 200 Konzentrationslagern in Frankreich, das erhalten wurde und der Öffentlichkeit seit September 2012 zugänglich ist. Hier waren viele Deutsche und Österreicher, darunter Künstler wie z.B. Max Ernst, Lion Feuchtwanger und Golo Mann interniert. Ab 1942 wurden von hier aus über 2.000 Jüdinnen und Juden nach Auschwitz deportiert. Nach einer Führung durch die Gedenkstätte und das Museum, gab uns der Präsident der Stiftung, Alain Chouraqui, Einblick in das Konzept der Ausstellungen, welches seinen Fokus auf die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart legt und die Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Formen von Ausgrenzung wie Fremdenhass, Rassismus, Antisemitismus, sowie jeglichem Fanatismus fördern will. http://www.campdesmilles.org
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DANK AN ICCJ-GENERALSEKRETÄR DICK PRUIKSMA
Während des Abschlussessens in einem typisch provenzalischen Lokal ehrte die Präsidentin Deborah Weissman den Generalsekretär des ICCJ Dick Pruiksma mit der Verleihung der goldenen Medaille des ICCJ und dankte ihm für seinen Einsatz für den Dialog zwischen Juden und Christen. Seine Dienstzeit geht im Dezember 2013 zu Ende. Ebenso dankte die Präsidentin allen, die die Konferenz vorbereitet hatten, so auch der Vorsitzenden des Planungskomitees Liliane Apotheker.
Zur Konferenz in Aix-en-Provence kamen Menschen unterschiedlicher christlicher Konfessionen und jüdischen Glaubens aus ca. 20 Ländern zumeist aus Europa zusammen, aber auch aus außereuropäischen Ländern wie den USA, Israel, Australien, Argentinien, Brasilien und Neuseeland. Die römisch katholische Kirche war durch mehrere Bischöfe repräsentiert. Die evangelische Kirche war vertreten durch mehrere Pastoren, wie z.B. Florence Taubmann, die zugleich Präsidentin der Amitié Judéo-Chrétienne de France ist und Alain Massini, Vertreter der Protestantischen Föderation Frankreichs. Von jüdischer Seite sei stellvertretend für die anderen der französische Rabbi Haïm Korsa genannt.
Wie auch bisher war der Austausch der Teilnehmenden, die in völlig unterschiedlicher Weise im christlich-jüdischen Dialog engagiert sind, ein wichtiger und bereichernder Teil der gesamten Konferenz. Die nächste Konferenz wird 2014 in Bueneos Aires stattfinden und zum 50. Jubiläum von Nostra Aetate 2015 in Rom.
DOKUMENTATION
Alle Referate und Präsentationen finden Sie auf der Website des Internationalen Rats der Christen und Juden www.iccj.org
Sabine Maurer, Vorsitzende des Grazer Komitees für christlich-jüdische Zusammenarbeit und Delegierte der Evangelischen Superintendentur Steiermark für den christlich-jüdischen Dialog

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