KEIN PLATZ FÜR ANTISEMITISMUS IN ÖSTERREICH

Stellungnahme der Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich nach jüngsten antisemitischen Vorfällen
Wien, 04.09.12 (KAP) "Zutiefst verstört und betroffen" sind die leitenden Persönlichkeiten des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) über jüngste Manifestationen des Antisemitismus in Österreich. Wie der Vorsitzende des ÖRKÖ, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, und seine beiden Stellvertreter, der evangelische Bischof Michael Bünker und der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer, am Dienstag in einer gemeinsamen Stellungnahme betonten, ist "für die gläubigen Christen" jede "Form des Antisemitismus" ein "Verrat des Glaubens an Gott". In Österreich dürfe es "keinen Platz für Antisemitismus" geben.


"Man kann nicht Christ sein, wenn man die Wurzeln des Evangeliums im Bund Gottes mit dem jüdischen Volk leugnet", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Die beiden jüngsten Ereignisse - die dramatischen verbalen Angriffe auf einen Rabbiner auf dem Wiener Schwedenplatz und die Veröffentlichung einer antijüdischen Karikatur im Stil der nationalsozialistischen Propaganda auf der Facebook-Seite eines österreichischen Politikers - seien "erschreckende Signale, dass dem Antisemitismus wieder Tür und Tor geöffnet wird". Besonders beschämend sei, dass seitens der offiziellen Politik nicht reagiert werde.

Weiter heißt es in der gemeinsamen Erklärung: "Die entscheidende Erkenntnis aus den grausamen Verirrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besteht darin, dass alle Menschen gleiche Würde haben und gleichen Respekt verdienen. Wenn das jetzt wieder - noch dazu von Exekutivbeamten, wie am Schwedenplatz geschehen - beiseitegeschoben wird, lässt das alle Alarmglocken läuten. In Österreich muss endgültig Schluss mit allen Nachwehen der absurden Vorstellungen des Antisemitismus sein."

Die christlichen Kirchen in Österreich drückten der Israelitischen Kultusgemeinde "und allen jüdischen Menschen in unserem Land" ihre "innige Verbundenheit und Solidarität" aus, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Nicolae Dura, Michael Bünker und Manfred Scheuer: "Wir werden nicht zulassen, dass unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in irgendeiner Weise geschmäht oder benachteiligt werden".

In "großer Trauer und Betroffenheit" erinnern die Kirchenvertreter daran, "dass vor mehr als sieben Jahrzehnten, ab dem März 1938, zahllose jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger - insbesondere in Wien - ihrer Menschen- und Bürgerrechte beraubt, dass sie aus ihren Wohnungen vertrieben, aus ihren Berufsausübungen verjagt, ja vielfach um ihr Lebensrecht gebracht und getötet wurden. Das ungeheure Unrecht von damals lastet auch heute noch auf uns. Umso mehr wollen wir alles tun, damit nie wieder ein Schatten dieses Unrechts von damals auf unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger von heute fällt", heißt es in der gemeinsamen Erklärung abschließend.


(kathpress, 04.09.2012)

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