HEDWIG WAR KLUG UND HATTE EIN GROSSES HERZ
26/01/11 Hedwig Wahle
Ich erinnere mich lebhaft an Gespräche mit Sr. Hedwig, besonders zur Zeit, als sie das ICCJ Education Committee leitete. Sie sagte mir oft, dass ihre eigene Lebenserfahrung sie höchst sensitiv besonders auf dem Gebiet des Denkens und Umdenkens machte.
Aber mit Hedwig konnte man auch viel Spass haben. Ich war einige Male in Wien zu Veranstaltungen der „Aktion gegen den Antisemitismus“, der damaligen Mitgliedsorganisation des Internationalen Rats der Christen und Juden ICCJ. Der damalige Vorsitzende war vehement uneinig mit ihr. Er sagte, dass man „gegen“ etwas sein und das bezeugen muss, nicht „für“ etwas. Das klinge ja wie Mutterliebe oder Sorge um misshandelte Kinder oder wie Werbung für Apple Pie. Hedwig nahm den Kampf um den Titel der Organisation auf, indem sie sagte sie sei „gegen“ festgefahrene Vorstellungen, was der Herr ein wenig übel nahm.
Aber mit Hedwig konnte man auch viel Spass haben. Ich war einige Male in Wien zu Veranstaltungen der „Aktion gegen den Antisemitismus“, der damaligen Mitgliedsorganisation des Internationalen Rats der Christen und Juden ICCJ. Der damalige Vorsitzende war vehement uneinig mit ihr. Er sagte, dass man „gegen“ etwas sein und das bezeugen muss, nicht „für“ etwas. Das klinge ja wie Mutterliebe oder Sorge um misshandelte Kinder oder wie Werbung für Apple Pie. Hedwig nahm den Kampf um den Titel der Organisation auf, indem sie sagte sie sei „gegen“ festgefahrene Vorstellungen, was der Herr ein wenig übel nahm.
Anschließend an diese Diskussion gingen wir in wieder hergestellter Freundschaft zum Abend Essen, wo mich die Riesenportionen überwältigten. Hedwig goss mir noch ein weiteres Glas Wein ein und empfahl, dass ich doch in Wien sei und daher unbedingt „Dampfnudel“ bestellen solle. Es sei ja eine kleine Portion. Ich hatte das noch nie gegessen, wollte aber nicht unhöflich sein und nahm die Empfehlung an. Was erschien, war eine ebenfalls riesige Portion. Ich sah wohl etwas erschrocken aus, als Hedwig lachend meinte, sie hatte das absichtlich bestellt, weil sie auch nicht Platz für dien herrlichen Nachtisch habe, aber wusste, dass ich es mit ihr teilen konnte.
Sie vesrsuchte – leider damals nicht mit all zu viel Erfolg – die Organisation von post-Schoa in prae-Jahrhundertwende umzugestalten. Sie sagte mir einmal, dass das Festhalten an dieser ja lobenswerten post-Schoa-Haltung ein Zeichen von Unsicherheit sei. Mit mea culpa könne man nicht die Welt ändern.
Hedwig war klug und hatte ein großes Herz und viel Verständnis für alle, die einen religiösen Wert suchten, ohne dabei ihre ursprüngliche Kultur, sozusagen die Wiegenlieder der Kindheit zu verneinen.
Ruth Weyl. London 2011. Langjährige Beraterin des Internationalen Rats der Christen und Juden