LESUNG BEI DER WELTGEBETSWOCHE FÜR DIE EINHEIT DER CHRISTEN 2009
03/02/09 Praxis
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich
Herrn Bischof
Mag. Herwig Sturm
Severin Schreiber-Gasse 3
1180 Wien
28. Jänner 2009
Gottesdienstvorschlag Weltgebetswoche
Lieber Herr Bischof Sturm,
im Namen des Vorstands des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit übermittle ich Ihnen unsere Anmerkungen zur Auswahl des Predigtextes für die heurige Weltgebetswoche für die Einheit der Kirchen. Ich bitte Sie, unseren Brief an die Verantwortlichen beim Weltkirchenrat weiterzuleiten.
Die Eingrenzung des Lesungstexts aus dem Buch Ezechiel (Ez 37, 15-19, 22-24a) erfolgt nach einem traditionellen kirchlichen Muster, also ob es Jahrzehnte des christlich-jüdischen Dialogs nie gegeben hätte. Einzelne Verse der Perikope wurden so gewählt, dass eine rein christlich-kirchliche Interpretation möglich wird: Ein allgemeiner Text zum Thema Einheit und der „Knecht Davids“ kann geradewegs mit Jesus Christus als „einziger Hirte“ der Kirche identifiziert werden.
Herrn Bischof
Mag. Herwig Sturm
Severin Schreiber-Gasse 3
1180 Wien
28. Jänner 2009
Gottesdienstvorschlag Weltgebetswoche
Lieber Herr Bischof Sturm,
im Namen des Vorstands des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit übermittle ich Ihnen unsere Anmerkungen zur Auswahl des Predigtextes für die heurige Weltgebetswoche für die Einheit der Kirchen. Ich bitte Sie, unseren Brief an die Verantwortlichen beim Weltkirchenrat weiterzuleiten.
Die Eingrenzung des Lesungstexts aus dem Buch Ezechiel (Ez 37, 15-19, 22-24a) erfolgt nach einem traditionellen kirchlichen Muster, also ob es Jahrzehnte des christlich-jüdischen Dialogs nie gegeben hätte. Einzelne Verse der Perikope wurden so gewählt, dass eine rein christlich-kirchliche Interpretation möglich wird: Ein allgemeiner Text zum Thema Einheit und der „Knecht Davids“ kann geradewegs mit Jesus Christus als „einziger Hirte“ der Kirche identifiziert werden.
Alle konkreten Bezüge zum Volk Israel – insbesondere die Landverheißung – wurden entfernt, gerade auch die Verbindung aller Völker mit dem Volk des Bundes in V. 28. Bibelarbeit sucht ja nicht, einen Bibeltext kirchlich zusammenzuschneiden, sondern inspiriert von einem konkreten Text der Heilsgeschichte diesen für heute zu interpretieren. Der gewählte Abschnitt ist exemplarisch dafür, wie wir aus und mit der Geschichte des Gottesvolkes Impulse für uns erhalten.
Mit der satzweisen Auswahl des Lesungstextes ist leider eine Chance vergeben worden, Einsichten des christlich-jüdischen Dialogs bei einem Gottesdienst weltweit weiter zu tragen und das Alte/ Erste Testament als Wort Gottes in seiner Verbindung mit einem konkreten Volk wirklich ernst zu nehmen. Auch die Predigtanregung auf der Website des Weltkirchenrats geht auf diesen Aspekt nicht ein.
Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit bedauert diese Verengung des Gotteswortes.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Himmelbauer
Geschäftsführer
Hier der Abschnitt aus Ezechiel 37
Die Wiedervereinigung Israels und Judas
15 Das Wort des Herrn erging an mich: 16 Du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreib darauf: Juda und die mit ihm verbündeten Israeliten. Dann nimm dir ein anderes Holz, und schreib darauf: Josef [Holz Efraims] und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel. 17 Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand. 18 Und wenn die Söhne deines Volkes dich fragen: Willst du uns nicht erklären, was das bedeuten soll?, 19 dann antworte ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich nehme das Holz Josefs [das in der Hand Efraims ist] und der mit ihm verbündeten Stämme Israels und lege es auf das Holz Judas. Ich mache sie zu einem einzigen Holz und sie werden eins in meiner Hand.
20 Die Hölzer, auf die du geschrieben hast, sollst du vor ihren Augen in deiner Hand halten. 21 Dann sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten; ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land.
22 Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. Sie werden nicht länger zwei Völker sein und sich nie mehr in zwei Reiche teilen. 23 Sie werden sich nicht mehr unrein machen durch ihre Götzen und Gräuel und durch all ihre Untaten. Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein. 24 Mein Knecht David wird ihr König sein und sie werden alle einen einzigen Hirten haben.
Sie werden nach meinen Rechtsvorschriften leben und auf meine Gesetze achten und sie erfüllen. 25 Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder werden für immer darin wohnen und mein Knecht David wird für alle Zeit ihr Fürst sein. 26 Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde sie zahlreich machen. Ich werde mitten unter ihnen für immer mein Heiligtum errichten 27 und bei ihnen wird meine Wohnung sein. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. 28 Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.