Wir trauern um Arik Brauer

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit trauert um Arik Brauer, der Sonntagabend im Kreis seiner Familie gestorben ist. Mit ihm verlieren wir einen herausragenden, vielseitigen jüdischen Künstler und feinsinnigen Menschen. Als anerkannter Künstler und Überlebender der Shoa hat sich das „Wiener Vorstadtkind“ stets für Menschenwürde und Demokratie eingesetzt. Seine Stimme wird uns sehr fehlen. Es bleiben die Erinnerung an einen Menschen voll Lebensfreude, Humor, Witz und Kritik, aber auch seine Kunst, für die wir sehr dankbar sind.
Seine Werke sind nicht nur im Gemeindezentrum der IKG-Wien zu finden. Eine besondere Bedeutung hat ein Werk von Arik Brauer gerade im 2. Wiener Bezirk, nämlich die Fassade der katholischen Pfarrkirche Am Tabor. Sie wurde nach einem Entwurf von Arik Brauer 1985 neu gestaltet. Das Bild, Überglasur-Maleri gebrannt, stellt das letzte Abendmahl dar mit Symbolen des jüdischen Pessachfestes.
Arik Brauer hat sich sein ganzes Leben in der Malerei mit dem Alten Testament, der Hebräischen Bibel beschäftigt. Der Phantastische Realist sah im Alten Testament nichts Anderes als „Phantastischen Realismus“, weil alles „mit einer unglaublichen Poesie und Fantasie aufgeschrieben“ ist. Als „Jahrtausend-Kunstwerk“ ist es für ihn „ein einmaliges Menschheitsdokument ersten Ranges“, „ein grandioses Zeugnis menschlicher Weisheit und menschlicher Irrtümer“.
Auslöser für Arik Brauers Neuerzählung des Alten Testaments war eine Frage seiner 10-jährigen Enkelin Alina: „Was war eigentlich vor dem Urknall?“ Dazu meint Arik Brauer: „Was vor dem Urknall war, erfährt man nicht beim Lesen der Bibel. Aber die alten Erzählungen sagen uns, wer wir sind, und wie wir reagieren – im Guten und im Bösen.“
Heute Nachmittag werde ich im Gedenken an Arik Brauer mit meinen Enkeltöchtern Bilder aus Arik Brauer: Museum und Sammlung anschauen und sobald es möglich ist, mit allen Enkelkindern die Arik Brauer Kunstsammlung im 19. Bezirk besuchen.
Seine Werke verdienen viel mehr Aufmerksamkeit gerade in allen christlichen Bildungsprozessen.

Martin Jäggle, Präsident

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